Der Zytgloggeturm in Solothurn ist eines der ältesten Bauwerke der Stadt, erbaut im 13. Jahrhundert. In seinem Innern versteckt sich ein mechanischer Schatz: Ein Uhrwerk aus dem Jahr 1545, das bis heute fast nicht verändert worden ist und immer noch läuft wie anno dazumal.
Das Uhrwerk hat viele Aufgaben. Zum einen treibt es die astronomische Uhr an. Deren grosses Zifferblatt am Zytgloggeturm verkündet Tag, Monat und Jahreslauf.
Zum anderen bewegt das Uhrwerk auch die Figurengruppe mit König, Ritter und Tod. Der Sensenmann dreht zuverlässig seit 1545 zu jeder vollen Stunde sein Zeitglas.
Und nicht zuletzt treibt das Meisterwerk der Technik, das von Lorenz Liechti aus Winterthur erbaut wurde, auch die vier Uhren an, die auf jeder Seite des Solothurner Zytgloggeturms angebracht sind.
Dass das alte Uhrwerk nicht stehen bleibt, dafür sorgt der Solothurner Stadtuhrmacher Martin von Büren. Seit fast 40 Jahren kümmert er sich um alle öffentlichen Uhren in der Stadt. Neben der Uhr im Zytgloggeturm betreut er auch die Turmuhr beim Bieltor, die Uhren in den Schulhäusern, oder jene in der Badi.
An Seilen unter dem Uhrwerk sind schwere Gewichte aus Stein angebracht. Alle 24 Stunden müssen die Gewichte hochgezogen werden, damit die Uhr läuft. «Das erspart das Fitnesscenter», scherzt von Büren.
Mehrere fleissige Helfer teilen sich die Aufgabe, die historische Uhr einmal pro Tag aufzuziehen. Einige Schüler und eine Schülerin bessern damit ihr Sackgeld auf. Sie müssen selbstständig und zuverlässig arbeiten. Das klappe sehr gut, lobt der Stadtuhrmacher. Auf einer Liste an einem Holzbalken tragen sich die Schüler ein.
Viele Turmuhren in der Schweiz seien elektrifiziert oder gar digitalisiert worden, bedauert der Solothurner Stadtuhrmacher Martin von Büren. Bei solchen Uhren werden die Gewichte automatisch hochgezogen und eine Störung wird per E-Mail gemeldet. «Das mag weniger aufwändig und billiger sein, ist aber halt schon nicht dasselbe. Eine solch schöne Rarität wie hier, die noch intakt ist, sieht man nur noch selten.»
Seit bald 500 Jahren trotzt die Uhr im Solothurner Zytgloggeturm nicht nur der Modernisierung, sondern auch den Tauben. «Tauben sind schlecht für so einen Turm, der Kot frisst sich überall hinein», erzählt Martin von Büren. Ein Problem seien auch die Nester. Immer wieder lassen sich die Tauben auf einer Zeiger-Achse nieder. Die Nester wickeln sich dann nach und nach um die Achse, bis das Uhrwerk zu wenig Kraft hat und stehen bleibt.
Der Solothurner Stadtuhrmacher glaubt, dass «die Tante», wie er die Uhr im Zytgloggeturm liebevoll nennt, gut und gern weitere 500 Jahre funktionieren kann. Und wie lange macht er selber noch den Job? «Solange ich es die Treppe im Turm hinauf schaffe, werde ich das noch tun», sagt Martin von Büren bestimmt.