Die Möglichkeit für die Nachmeldung bisher nicht versteuerter Gelder besteht schweizweit seit 2010. Damals hat der Bund die sogenannte kleine Steueramnestie beschlossen. Im Aargau zeigten sich seither weit über 1000 Personen selber an und brachten hunderte Millionen Franken Schwarzgeld zum Vorschein.
Unerwartete Entwicklung seit der Einführung
Im Jahr 2015 verzeichnen die Aargauer Behörden nun sogar wieder einen neuen Rekord bei den Selbstanzeigen: 451 Personen haben undeklariertes Vermögen gemeldet, so viele wie nie zuvor. Im Jahr 2014 waren es 346, ein Jahr zuvor 319.
Dass sich diese Entwicklung aber auch im sechsten Jahr der Steueramnestie so fortsetzen würde, damit hat man im Aargau nicht gerechnet, sagt Dave Siegrist, der Leiter des kantonalen Steueramtes. Es sei schon etwas überraschend, dass die Zahl der Selbstantzeigen auch 2015 wieder angestiegen sei. Eigentlich hätte man mit weniger Meldungen gerechnet, je länger die Steueramnestie dauert.
Kleine und grosse Fische
Die höhere Zahl Selbstanzeigen schlägt sich auch bei den gemeldeten Vermögen nieder. Die 451 Meldungen letztes Jahr summierten sich zu einer Vermögenssumme von 167 Millionen Franken, alles Geld, welches dem Fiskus bisher entgangen ist. 2014 waren es noch 135 Millionen gewesen.
Meist handle es sich eher um kleinere Bankkonten, so um 20'000 bis 30'000 Franken, sagt Siegrist. Allerdings habe es schon immer auch grössere Summen dabei. «Der höchste Einzelfall 2015 war eine Person, die ein Konto mit 10 Millionen Franken nachgmeldet hat», sagt Dave Siegrist.
Es wäre wohl noch mehr drin
Nach einer Selbstanzeige müssen die betreffenden Personen Nachsteuern für das gemeldete Vermögen bezahlen, inklusive Zinsen. Allerdings müssen sie dank des speziellen Amnestie-Verfahrens keine Busse bezahlen. 2015 spülen im Aargau die Nachsteuern 16,5 Millionen Franken in die Kassen, etwas mehr als budgetiert.
Allerdings würde wohl noch mehr drinliegen, sofern die Behörden die Steuersünder selber erwischen würden. Auf Nachfrage erklärt der Steuerchef, dass dann die Nachsteuern und auch die Bussen höher ausfallen würden. Die Busse würde beispielsweise mindestens den Nachsteuerbetrag ausmachen, der Kanton würde also sicher das Doppelte einnehmen: «Das wäre schon ein hoher Betrag.»
Man müsse das aber relativieren, meint Siegrist, denn die Rechnung sei rein hypothetisch. Die Steuerbehörden würden dem Schwarzgeld kaum auf die Schliche kommen, dafür seien die Kontroll-Ressourcen schlicht zu klein.
Anstieg auch im Kanton Solothurn
Die Zahl der reuigen Steuersünder nahm 2015 auch im Kanton Solothurn zu. 401 haben sich selbst angezeigt beim kantonalen Steueramt. Rund 80 mehr als noch 2014.