Der Regierungskandidat oder die Regierungskandidatin der SP sollte im ganzen Kanton bekannt sein. Ausserdem sollte er oder sie bei anderen Parteien ebenfalls Stimmen holen. Und am liebsten bitte eine Wahl im ersten Wahlgang. Es waren mehrere Wünsche, welche die SP-Delegierten und die Parteileitung am Donnerstagabend äusserten, bei der Nomination für die Wahlen 2017.
Diese Anforderungen erfüllten Philipp Hadorn wie auch Susanne Schaffner. Er ist im Nationalrat tätig, sie seit vielen Jahren im Kantonsrat. Er dürfte als bekennender Christ bei der CVP punkten. Sie wiederum könnte bei den Bürgerlichen Stimmen holen, war aus dem Publikum zu hören.
Region und Geschlecht
Und doch war das Resultat am Schluss sehr deutlich: Schaffner erhielt 109 Stimmen, Hadorn gerade mal 13. Was genau den Ausschlag gab, liess sich anhand der Voten im Saal nicht abschliessend sagen. Sicher aber dürften das Geschlecht und die Region der Kandidaten eine Rolle gespielt haben.
Hadorn (Gerlafingen) stammt aus dem oberen Kantonsteil, Schaffner (Olten) aus dem unteren. Mit Peter Gomm (SP) und Esther Gassler (FDP) hören gleich zwei Regierungsräte aus dem unteren Kantonsteil auf; ein Vorteil für Schaffner.
Und weil mit Gassler die einzige Frau in der Regierung aufhört, ist Schaffner auch hier im Vorteil. Hadorn nahm das am Donnerstagabend mit so viel Humor zur Kenntnis wie möglich. «Ich bin ein Mann, und ich mag das nun mal nicht ändern.»
Lohn für gute Arbeit im Kantonsrat
Region und Geschlecht haben sicher eine Rolle gespielt, bestätigt nach der Nomination auch Franziska Roth, Präsidentin der SP Kanton Solothurn. Dass nur das den Ausschlag gegeben hat, das will sie aber nicht gelten lassen.
«Über Jahre hinweg hat sich Susanne Schaffner im Solothurner Kantonsrat stark engagiert und klare Voten abgegeben», meint Franziska Roth, «und dieses Glanzresultat widerspiegelt eben auch ihre gute Arbeit im Parlament, und besonders in der Finanzkommission».
Präsentation der Kandidaten
Vor der Nominationswahl hatten sich die beiden Nominierten kurz vorgestellt. Humorvoll – mit einem Augenzwinkern im Hinblick auf die US-Wahlen – präsentierte sich Schaffner den Stimmberechtigten am Donnerstagabend Zuchwil («Ich werde das Wahlresultat von euch akzeptieren»).
Sie wolle eine Regierungsrätin sein für alle, so Schaffner. Besonderes Augenmerk gelte aber den Schwächeren. «Was nützen Steuersenkungen, wenn zwei Drittel der Bürger ihm Budget den Gürtel enger schnallen müssen, weil die Krankenkassen-Prämien stetig steigen.» Die Arbeit, die auf sie zukomme, dessen sei sie sich sehr bewusst. «Ich nehme in Kauf, dass ich nach vier Jahren im Regierungsrat acht Jahre älter aussehe.»
Offener Philipp Hadorn

SP-Nationalrat Philipp Hadorn begann seine Ansprache mit einer Medienschelte. Er sei im Vorfeld als «wertkonservativ» bezeichnet worden und habe ausserdem den Vorwurf zu hören bekommen, er entzweie die Partei mit seiner egoistischen Kandidatur. Er halte aber fest, dass er von Dritten für eine Kandidatur motiviert worden sei und seinen Entscheid sorgfältig abgewogen habe.
Der 49-Jährige kann zurückgreifen auf einen KV-Abschluss, ein Jus-Studium und 15 Jahre als Gewerkschaftssekretär; dies nur einige seiner beruflichen Stationen. Hadorn scheute sich aber auch nicht, andere Dinge aus seiner Vergangenheit zu erzählen, zum Beispiel seinen Aufenthalt im Gefängnis, weil der den Militärdienst verweigert hatte.
Regionaljournal Aargau Solothurn, 6:32 Uhr