16 Jahre lang war Hannes Lutz im Kantonsrat. Und der älteste Parlamentarier im Kanton Solothurn hätte gerne noch weiter politisiert. Jetzt muss der SVP-Politiker allerdings einem viel Jüngeren in der Partei Platz machen, und hadert etwas damit, dass dieser ein Unerfahrener sei.
Dass sein Alter der Hauptgrund für seine Abwahl ist, glaubt der 80-jährige Hannes Lutz nicht. Eine Rolle gespielt haben könnte es aber schon, räumt er ein: «Die Kerngruppe, die einen immer wählt, wurde kleiner. In den letzten vier Jahren sind etliche Leute gestorben, die mich vor vier Jahren noch gewählt haben».
«FDP ist zu abgehoben»
Ein neues Gesicht erhält die FDP. Johanna Bartholdi, die 60-jährige Gemeindepräsidentin von Egerkingen, zieht als Newcomerin in den Rat ein. Sie hatte national für Schlagzeilen gesorgt mit ihrem Kampf gegen Steuersünder. «Ich sage, was andere nur denken», meint Johanna Bartholdi darauf angesprochen, was ihr zur Wahl verholfen hat.
Auch zu den erneuten Verlusten ihrer Partei, sagt Bartholdi, was sie denkt: «Mir scheint, die FDP ist zu abgehoben. Sie dürfe, so wie sie früher im Kanton Solothurn war, wieder etwas volksnaher werden».
«SP muss klarer Stellung beziehen»
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Selbstkritische Worte vernimmt man am Tag nach der Wahl auch aus den Reihen der SP, von Markus Baumann, dem Präsidenten des Solothurner Gewerkschaftsbundes. Obwohl er als Unia-Aushängeschild kein Unbekannter ist, wurde der SP-Kandidat am Sonntag nicht gewählt.
Zum Abschneiden seiner Partei, die im Kantonsrat zwei Sitze verliert, meint Baumann: Die SP müsse zu aktuellen Themen klarer Stellung beziehen, etwa zum Thema Migrationspolitik. «Man geht diesem Thema aus dem Weg, so jedenfalls ist die Wahrnehmung».
Kantonsrat wird weiblicher
Für eine Auffrischung des Kantonsrats sorgen auch die Frauen. Der Frauenanteil beträgt neu 30 Prozent, vorher lag er bei 26 Prozent.
Von der politischen Ausrichtung her, dürfte sich im neuen Parlament nicht sehr viel ändern. Die Blöcke bleiben praktisch gleich gross. Zwar zeigt eine Auswertung der Online-Wahlhilfe Smartvote, dass sich die neugewählten Kantonsräte im Vergleich zu den wiedergewählten stärker für einen ausgebauten Sozialstaat engagieren wollen. Ob das aber mehr ist als ein vor den Wahlen abgegebenes Versprechen, wird sich zeigen müssen.