Die Diskussion ist nicht neu: Zentrumsgemeinden betreiben viel Freizeit-Infrastruktur. Diese kostet Geld. Häufig profitieren die Nachbargemeinden zwar von der Infrastruktur, beteiligen sich aber kaum an den Kosten. Dieses Problem hat nun auch die Stadt Bremgarten mit ihrem Hallen- und Freibad Isenlauf.
Die Vorgeschichte in Kürze
- Das Hallen- und Freibad Isenlauf schreibt jährlich rote Zahlen: Die Betriebskosten sind höher als die Einnahmen
- Das Bad ist sanierungsbedürftig: Es braucht mehrere Millionen zum Beispiel für neue Garderoben und Pumpen-Anlagen
- 2012 lehnt das Stimmvolk von Bremgarten einen Sanierungskredit von gut 9 Millionen Franken ab
- Der Stadtrat will nun einen Sanierungskredit von 6 Millionen Franken an die Gemeindeversammlung im Dezember bringen
- Der Plan: Bremgarten saniert das Bad auf eigene Rechnung. Anschliessend aber soll eine neue Trägerschaft - zusammen mit Nachbargemeinden - den Betrieb übernehmen. Damit müsste die Stadt zumindest das jährliche Betriebsdefizit nicht mehr selber tragen
Am Mittwochabend hat der Stadtrat von Bremgarten die umliegenden Gemeinden über seine Pläne informiert. Das Verständnis bei den benachbarten Gemeinderäten ist vorhanden. «Ich verstehe gut, dass man bei den Nachbargemeinden um Hilfe nachfragt», erklärt zum Beispiel Christian Baumann aus Zufikon.
Aus seiner Gemeinde besuchen gemäss einer Auswertung der Stadt Bremgarten (Grafik) die meisten «Auswärtigen» das Hallenbad Isenlauf. Deshalb leiste Zufikon auch seit einigen Jahren einen freiwilligen Betriebsbeitrag von jährlich über 30'000 Franken.
Die Idee einer Trägerschaft ist bisher ziemlich einzigartig: Üblicherweise fordern die Zentrumsgemeinden Betriebs- oder Investitionsbeiträge von ihren Nachbarn. Bremgarten geht also einen neuen Weg. Dieser ist aber nicht ganz ungefährlich: Denn in einer Trägerschaft haben alle Träger etwas zu sagen.
Problem: Trägerschaftsmodell hat seine Tücken
Christian Baumann aus Zufikon bringt es auf den Punkt: «Wenn man sich in so eine Trägerschaft einbinden lässt und dafür auch einen Beitrag leistet, dann will man dafür natürlich auch gewisse Rechte erhalten.» Zufikon zum Beispiel hat sich das Recht erkämpft, seine Schülerinnen und Schüler ins Hallenbad Isenlauf in den Schwimmunterricht schicken zu dürfen.
Wer einen Beitrag leistet, der will natürlich auch gewisse Rechte.
Wenn sich nun auch weitere Gemeinden engagieren, dann dürften auch sie ähnliche Forderungen haben. «Dann ist man gefordert in Bremgarten, dass man alle diese Ansprüche auch erfüllen kann.» Konkret: Es könnte eng werden im Hallenbad. Vielleicht müsste ein Bremgarter Verein plötzlich zu Gunsten einer Eggenwiler Schulklasse auf sein Zeitfenster im Hallenbad verzichten.
Problem: Nachbargemeinden befürchten «Präjudiz»
Natürlich gibt es aber bei allem Verständnis der Nachbargemeinden auch grundsätzliche Skepsis gegenüber den Plänen aus Bremgarten. «Es könnte ein Präjudiz sein», befürchtet Christian Baumann.
Auch die Kunsteisbahn in Wohlen werde demnächst saniert, auch dort fehle Geld. «Ich weiss nicht, wie meine Kolleginnen und Kollegen in der Region reagieren, wenn sie auch dafür wieder Geld bezahlen müssen.»
Fazit: Modell-Charakter, aber mit Tücken
Das Modell «Regionale Trägerschaft» ist sicher eine gute Idee: Sie verbindet Pflichten und Rechte, sie bindet die Agglomeration nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch ein. Damit könnte das Modell durchaus Schule machen, auch an anderen Orten.
Das Modell birgt aber auch Gefahren: Zu viele Ansprüche müssen unter einen Hut gebracht werden. Und auch dieses Modell kann den Grundkonflikt nicht lösen: Dass jede Gemeinde in erster Linie natürlich für ihr eigenes Wohl sorgen will.
Das weitere Vorgehen:
- Bremgarten hat am Mittwochabend die Nachbargemeinden über die Möglichkeit einer Trägerschaft informiert
- Bis Ende Oktober sollen die Nachbargemeinden Stellung nehmen zur Idee
- Am 11. Dezember entscheidet die Gemeindeversammlung in Bremgarten über den Sanierungskredit für das Bad Isenlauf: Die Antworten aus den Nachbargemeinden werden diesen Entscheid massgeblich beeinflussen