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«Schulen müssen jetzt Konzepte ausarbeiten.»
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 14.03.2020. Bild: Keystone
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Baselbieter Bildungsdirektorin «Diese Krise wird noch länger dauern»

Die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind erklärt, wie die Schulen jetzt auch nach der Schulschliessung weiter funktionieren sollen, und weshalb die Baselbieter Regierung auf leise Töne setzt.

Die Schulen gehen schweizweit wegen dem Corona-Virus am Montag zu. Wie dies konkret im Baselbiet umgesetzt werden soll, erklärt die Baselbieter Regierungsrätin Monica Gschwind.

Regionaljournal Basel: Die Baselbieter Regierung hat gestern Abend nur mitgeteilt, Kindergärten und Primarschulen müssten eine Betreuung anbieten. Was heisst das jetzt? Können Eltern ihre Kinder am Montag in die Schule schicken oder nicht?

Monica Gschwind: Es ist ganz klar eine ausserordentliche Situation für alle und auch klar ist: Der Unterricht findet nicht mehr im gewohnten Rahmen statt. Wir haben die Situation analysiert und kamen zum Schluss, im Kindergarten und der Primarschule müssen wir eine Betreuung anbieten.

Monica Gschwind

Monica Gschwind

Baselbieter Bildungsdirektorin

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Monica Gschwind (FDP) ist seit 2015 Baselbieter Regierungsrätin. Sie ist Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion. Vor kurzem geriet sie in die Schlagzeilen weil sie während der Corona-Krise Ferien im Südtirol machte. Deshalb musste sie nach ihrer Rückkehr zu Hause in Quarantäne.

Heisst das jetzt, die Eltern können selbst entscheiden, ob sie ihr Kind schicken oder nicht?

Wir bitten die Eltern natürlich, dass sie ihre Kinder selbst betreuen oder sich organisieren. Wir sind aber auch auf die Solidarität der Eltern angewiesen, dass etwa nur jene, die arbeiten müssen und ihre Kinder wirklich nicht selbst betreuen können, diese in die Schule schicken, wo sie betreut werden.

Mit wie vielen Kindern rechnen sie denn, die trotzdem in die Schule kommen? Ist das die Hälfte?

Das ist sehr schwierig abzuschätzen. Wir gehen aber schon davon aus, dass etliche Kinder zu Hause bleiben werden - je nach Schule. Wir haben Gemeinden mit einer einzigen Klasse, in anderen Primarschulen sind bis zu 1200 Kinder. Die Schulleitungen werden am Montag nachfragen, welche Kinder weiterhin betreut werden müssen, und dann wissen wir, mit wie vielen wir rechnen müssen.

Das ist aber kein Unterricht mehr, der an den Schulen stattfindet, sondern nur eine Art Notbetreuung?

Genau. Das ist ganz wichtig. Es findet kein Unterricht statt im Moment. Man verpasst also nichts, wenn man nicht in die Schule geht. Dies möchte ich betonen.

Trotzdem soll der Unterricht immer noch stattfinden, nicht mehr vor Ort, sondern eine Art Fernunterricht.

Wir haben festgelegt, dass nie mehr als fünfzig Kinder und Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam vor Ort an einer Schule sein dürfen. Wir möchten, dass der Unterricht also trotzdem noch auf eine andere Art stattfindet. Wie, das organisieren jetzt die Schulleitungen. Diese arbeiten jetzt Konzepte aus, brauchen dafür aber noch Zeit.

Wie dies konkret funktionieren soll, ist also noch offen?

Je nach Schule wird das unterschiedlich sein, ja. Es gibt zum Beispiel Primarschulen, da hat jedes Kind ein Tablet. Dort ist es einfacher, einen solchen Unterricht jetzt aufzugleisen, aber auch dort müssen Lehrerinnen und Lehrer ein pädagogisches Konzept haben. Es ist auch denkbar, dass Schülerinnen und Schüler in Grüppchen kommen, der Lehrer instruiert sie und gibt ihnen Material mit. Es dürfen einfach nicht ganz Klassenverbände dort sein, nur kleine Gruppen.

Es gibt Eltern im Baselbiet, die von ihren Schulen jetzt erst einmal angefragt wurden, ob sie überhaupt einen Computer zu Hause haben oder einen Internetanschluss. Die Schulen scheinen überhaupt nicht auf einen solchen Fernunterricht vorbereitet zu sein.

Es kommt auf die Schulstufe an. Die kantonalen Schulen ab Sekundarschulen haben andere Möglichkeiten. Weiterführende Schulen nach der obligatorischen Schulzeit sind sogar bestens gerüstet. Anders auf der Stufe Primaschule. Dort sind die Gemeinden zuständig. Diese sind autonom und damit auch ganz unterschiedlich ausgerüstet.

Wechseln wir zu den Kindertagesstätten: Die Baselbieter Regierung will diese im Gegensatz zu Basel-Stadt weiter offen halten. Wieso?

Es ist uns wichtig, dass Eltern, die im Gesundheitswesen arbeiten oder Eltern, die nicht Home-Office machen können, dass man diese Eltern nicht im Stich lässt. Für diese müssen wir ein Betreuungsangebot anbieten und wir wollen nicht mehr, dass Grosseltern, die zur Risikogruppe zählen, diese Kinder hüten. Deshalb war es der Baselbieter Regierung wichtig, dass diese Kindertagesstätten offen bleiben.

Heisst das also, der Basler Regierung ist dies nicht wichtig?

Jeder Kanton wägt diesen Entscheid selbst ab.

Deutschland macht aber diese Kitas auch zu. Sie sind da schon etwa alleine.

Nein, der Bundesrat hat den Kantonen empfohlen, die Kitas offen zu halten, und ich finde dies auch eine sehr gute Strategie.

Frau Gschwind. Sie stellen sich heute den Fragen, trotzdem fällt auf: Eine Stunde, nachdem der Bundesrat die Bevölkerung über die Schulschliessungen informierte, standen fünf Basler Regierungsräte vor die Medien. Die Baselbieter Regierung hielt erst einmal stundenlang eine Sitzung ab und verschickte dann am Abend eine dünne Mitteilung.

Wir verschickten gestern die ersten wichtigen Informationen. Mir war wichtig, dass die Schulen noch gestern Abend von uns die wichtigsten Informationen erhielten. Dann ist es auch wichtig, dass man eine Kommunikationsstrategie hat. Wir sind der Meinung, wir müssen nicht die Entscheide des Bundesrats auch noch kommentieren, sondern erst die Detailplanung. Dies werden wir dann voraussichtlich nächsten Dienstag machen. Ich glaube, diese Krise wird noch länger dauern, und wir wollen ruhig kommunizieren und damit umgehen.

Das Gespräch führte Matieu Klee.

Regionaljournal Basel, 17:30

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