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«Zero Waste-Hotel» in Basel
Aus Schweiz aktuell vom 07.01.2020.
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Basler Hotel Gaia Schwieriger Weg zur Nachhaltigkeit im Luxusbereich

Das Basler Hotel Gaia will zum ersten Zero-Waste-Hotel der Schweiz werden. Der Weg ist lang und heikel.

Vier- und Fünf-Sterne-Hotels definieren sich über Luxus und Komfort. Der Weg zu mehr Ökologie und Nachhaltigkeit sowie zu weniger Abfall ist darum eine Gratwanderung. Denn die hohen Ansprüche der Hotelgäste müssen weiterhin erfüllt werden. Diesen Spagat erlebt Selinda Geyer seit fünf Jahren. Sie führt zusammen mit ihrer Schwester das Basler Hotel Gaia und verfolgt seit 2015 das Ziel, den Hotelbetrieb nachhaltiger zu gestalten.

Ein Stammgast stand auf und ging sich eine Salami kaufen.
Autor: Selinda Geyer Co-Direktorin Hotel Gaia

Einige Schritte in diese Richtung sind bereits erfolgt. So ist das Frühstücksbuffet konsequent in Bio-Qualität, altes Brot wird nicht weggeworfen, sondern den Elefanten im Basler Zolli verfüttert, der Kaffeesatz wird zum Züchten von Edelpilzen verwendet und die angebrauchten Gästeseifen werden recycelt. Doch schon diese Schritte haben einen Teil der älteren Stammgäste vergrault, wie Selinda Geyer erzählt: «Ein Stammgast sagte: Ich entscheide, was ich essen will. Ich will keine Bio-Produkte essen. Er ging in den Coop, kaufte sich eine Salami und ass diese bei uns am Frühstückstisch.»

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Co-Direktorin Selinda Geyer trimmt das Hotel Geyer auf Nachhaltigkeit
aus Regionaljournal Basel Baselland vom 08.01.2020. Bild: SRF/Georg Halter
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Nachhaltigkeit zieht jüngere Hotelgäste an

Tatsächlich habe die Nachhaltigkeitsstrategie des Hotels einige Stammgäste vertrieben. Doch an deren Stelle seien - gerade wegen des ökologischeren Konzepts - neue, jüngere Hotelgäste getreten: «Das Durchschnittsalter hat sich in den letzten fünf Jahren um 10 Jahre verjüngt. Und wir haben weniger Business-, dafür mehr Freizeitgäste», bilanziert Selinda Geyer.

In diesem Jahr möchten die beiden Hoteldirektorinnen ihr Hotel zu einem Zero-Waste-Hotel machen. Voraussetzung dafür ist, dass 90% der Abfälle recycelt werden. «Heute stehen wir bei etwas über 70%. Es ist noch ein weiter Weg. Aber wir überlegen uns jeden Tag, was wir noch machen könnten», sagt Geyer. Zum Beispiel will das Hotel nun im Bad-Bereich auf sogenannte Dispenser umstellen, also wegkommen von den Einzelportionen und diese durch grössere, nachfüllbare Behälter ersetzen. Aber auch das ist nicht einfach. «Wir müssen uns genau überlegen, wann die Flaschen aufgefüllt werden, wie das gemacht wird, wann sie gewaschen werden, wie oft die Pumpen ersetzt werden. Und so weiter. Das sind alles Sachen, die man wissen muss, bevor man umstellen kann», sagt Geyer.

Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Bei allen Umstellungen gilt es, weiterhin den für ein 4-Sterne-Hotel vorgeschriebenen Komfort zu garantieren. Dieser wird mit einem Punktesystem kontrolliert. So gibt jedes einzelne Produkt, das zum Beispiel im Bad angeboten wird, einen oder mehrere Punkte. Insgesamt muss ein Hotel 400 Punkte erreichen, um als 4-Sterne-Hotel zu gelten. Es ist also nicht möglich, einfach ein paar Produkte wegzulassen, um nachhaltiger zu sein.

Ohne Widersprüche geht es aber auch im Hotel Gaia nicht. So wäre das Hotel gemäss den Richtlinien verpflichtet, die Wäsche alle drei Tage zu wechseln. Im Gaia aber werden die Leinen alle zwei Tage ersetzt. Letztlich wird damit also unnötig Energie verbraucht. Auf diesen Widerspruch angesprochen, sagt die Co-Direktorin: «Wir wollen einen Service auf 5-Sterne-Niveau anbieten, um uns gut positionieren zu können. Darum wollten wir davon nicht abweichen.» Wer sich allerdings freiwillig für einen weniger häufigen Wäschewechsel entscheidet, erhält vom Hotel ein Überraschungsgeschenk. Das Beispiel zeigt aber, wie eng die Grenzen im Luxusbereich sind und wie vorsichtig auch dieses Hotel auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit vorgeht.

SRF1, Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr

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