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Wie umgehen mit den Obdachlosen während der Corona-Krise?
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 18.03.2020.
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Corona-Krise in Basel Die Schwächsten der Gesellschaft leiden am meisten

«Tischlein deck dich», der Verkauf des Strassenmagazins «Surprise», das Internet-Café «Planet 13» - diverse wichtige Angebote für Randständige in Basel werden wegen der Corona-Epidemie eingestellt.

Fast 1'000 bedürftige Baslerinnen und Basler beziehen jede Woche kostenlos Lebensmittel vom Verein «Tischlein deck dich». Es sind Freiwillige, welche die Verteilung der Lebensmittel vornehmen. «Das Durchschnittsalter unserer Freiwilligen liegt bei 68 Jahren. Teilweise sind sie über 80. Darum können wir es nicht mehr verantworten, unseren Dienst aufrecht zu erhalten», sagt Geschäftsführer Alex Stähli.

«Surprise»-Verkaufende in finanziellen Nöten

Auch der Verkauf des Strassenmagazins «Surprise» ist per sofort eingestellt. Viele der Verkäuferinnen und Verkäufer gehören zur Risikogruppe. Für viele von ihnen ist der Erlös aus dem Verkauf des Magazins existenziell wichtig. «Sie zahlen mit dem Verkauf der Hefte ihr Essen, ihre Miete und ihre Rechnungen. Es geht hier wirklich um ihre Existenz», sagt Jannice Vierkötter, Geschäftsleiterin von «Surprise». Sie hat darum einen Spendenaufruf lanciert. «Wir sind sehr darauf angewiesen, dass sich die Schweizer Bevölkerung jetzt solidarisch zeigt», sagt Vierkötter.

Auch «Planet 13» stellt Betrieb ein

Und noch ein Projekt, das sehr wichtig ist für die Menschen am Rand der Gesellschaft in Basel, stellt seinen Betrieb vorläufig ein: Das Internet-Café «Planet 13» an der Klybeckstrasse. Hier schreiben Sozialhilfebezügerinnen oder Migranten, die keinen eigenen Computer haben, ihre Bewerbungen. Projektleiter Christoph Ditzler sagt darum: «Diese Leute können sich jetzt gar nicht mehr bewerben, sie wissen gar nicht wie.» Die Betroffenen hätten darum grosse Sorgen, dass die Sozialhilfe ihnen Geld streichen könnte, weil sie jetzt die geforderte Zahl an Bewerbungen nicht mehr erfüllen.

Sozialhilfe lockert Vorschriften

Doch Ruedi Illes, Chef der Basler Sozialhilfe, beruhigt: «Wegen der aktuellen Lage verzichten wir bis auf Weiteres auf den Nachweis der Bewerbungen. Das hat keine Konsequenzen.»

Die Obdachlosen werden die Situation am stärksten zu spüren bekommen.
Autor: Michel Steiner Co-Geschäftsleiter «Schwarzer Peter»

Michel Steiner, Gassenarbeiter und Co-Geschäftsleiter des «Schwarzen Peter», der sich um die Obdachlosen in Basel kümmert, sagt, die Obdachlosen seien vermutlich diejenige Bevölkerungsgruppe, die am stärksten unter der aktuellen Situation zu leiden habe: «Sie haben schlicht keinen Spielraum. Sei es beim Wohnen oder beim Essen. Darum werden sie es am stärksten am eigenen Leib zu spüren bekommen.»

Obdachlose werden im Park beraten.
Legende: Der "Schwarze Peter" berät die Obdachlosen nun nicht mehr im Büro, sondern im St. Johanns Park. Michel Steiner/Schwarzer Peter

Auch der Schwarze Peter» muss wegen der Corona-Epidemie sein Beratungsangebot einschränken. Doch ganz darauf verzichten wolle man nicht, sagt Steiner: «Wir beraten nun im St. Johanns-Park statt im Büro.» Steiner vermutet, dass es insbesondere die Couchsurfer unter den Obdachlosen schwer haben werden in nächster Zeit: «Die Leute werden im Moment kaum sagen: Super, komm doch eine Woche auf mein Sofa. Was mit diesen Leuten passieren wird, ist im Moment noch eine sehr grosse Blackbox.»

Sozialhilfe hält Wohnungen für Quarantäne frei

Amtsleiter Ruedi Illes bestätigt gegenüber dem «Regionaljournal», dass die Sozialhilfe für Obdachlose, die mit dem Corona-Virus infiziert sind, einen Anzahl von Sozialwohnungen reserviert hat, in welchen Betroffene isoliert und betreut werden könnten. «Das sind etwa 15 Zimmer, die wir anbieten könnten», sagt Illes. Bis heute habe sich aber noch niemand mit Symptomen gemeldet. «Ich weiss nicht, ob sie tatsächlich keine Symptome zeigen, vielleicht leben sie auch einfach damit, weil sie es gewöhnt sind, Husten zu haben.»

Die Corona-Krise ist für alle eine Herausforderung, doch für die Schwächsten der Gesellschaft, die schon vor der Krise in prekären Verhältnissen gelebt haben, dürfte sie besonders schwierig sein.

Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr

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