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Domenic Schneider, Chef der 3. Banntagsrotte Liestal
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 28.05.2019. Bild: zvg
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Frauen am Banntag? «Der Banntag verstösst nicht gegen die Bundesverfassung»

Der Banntag in Liestal ist eine reine Männersache. Die Männer sind organisiert in vier verschiedenen Rotten und schreiten immer am Montag vor Auffahrt den Bann ab. Dass Frauen in Liestal nicht am Banntag teilnehmen dürfen, sei ein Verstoss gegen die Bundesverfassung, kritisierte jedoch diese Woche der Basler Staatsrechtsprofessor Markus Schefer.

Die Bürgergemeinde Liestal will sich nicht zu diesem Vorwurf äussern. Stellung nimmt dafür Domenic Schneider. Er ist Vorsitzender der dritten Rotte beim Liestaler Banntag.

Domenic Schneider

Domenic Schneider

Chef Rotte 3

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Domenic Schneider (51) ist Rottenchef der Rotte 3. Am Banntag machen vier Rotten mit, die unterschiedliche Abschnitte der Gemeindegrenzen abschreiten. Schneider ist zudem Präsident der Grünliberalen in Liestal und Einwohnerrat.

SRF News: Herr Schneider, der Basler Staatsrechtler Markus Schefer sagt, der Banntag in Liestal verstosse gegen die Bundesverfassung, weil er dem Gleichstellungsprinzip widerspricht. Eine Veranstaltung einer öffentlichen Institution wie der Bürgergemeinde müsse Frauen und Männern offenstehen. Wie reagieren Sie darauf?

Herr Schefer weiss offenbar nicht, wie der Banntag organisiert ist. Ich möchte ihn gerne einladen zum nächsten Banntag, damit ich ihm die Organisation zeigen kann und er die Fakten kennt.

Wo liegt Professor Schefer Ihrer Meinung nach falsch?

Er sagt, dass der Banntag von der Bürgergemeinde organisiert wird. Das ist jedoch nicht korrekt. Der Banntag ist eine über 600 Jahre alte Tradition. Früher war das ganz klar ein Auftrag der Stadt an die Bewohner, die Grenzen abzuschreiten und zu prüfen. Heute organisiert sich der Banntag jedoch selber. Dabei handelt es sich um vier Rotten, also vier Gruppen, die eigenständig organisiert sind. Jede Rotte hat eine eigene Versammlung, einen eigenen Chef, eine eigene Kasse. Jede Rotte organisiert für sich selber den Banntag. Wir Rottenchefs sprechen uns lediglich untereinander ab über Regeln und Rituale, die sich im Verlaufe der Jahre eingespielt haben.

Aber die Bürgergemeinde ist doch involviert in die Organisation des Banntags.

Die Bürgergemeinde unterstützt uns. Sprich: Wir sind froh, dass nicht jede Rotte einzeln Schiessgesuche stellen muss, sondern die Bürgergemeinde das für uns übernimmt. Sie nimmt uns also ein wenig Arbeit ab.

Verstehe ich Ihre Argumentation richtig? Sie sagen: Den Beschluss, dass keine Frauen am Banntag teilnehmen, treffen die Rotten selber, die privat organisiert sind, und deshalb kann man nicht der Bürgergemeinde als öffentliche Organisation vorwerfen, dass sie Frauen diskriminiert?

Ja, richtig. Die Bürgergemeinde braucht es theoretisch nicht für die Organisation des Banntags. Der Banntag funktioniert auch ohne sie.

Sie sind Chef einer Rotte. Können Sie sich vorstellen, irgendwann Frauen aufzunehmen bei Ihnen?

Ich glaube, dass die vier heutigen Rotten auch noch in 20, 30 Jahren reine Männerdomänen bleiben. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich eine fünfte Rotte gründet, in der sich Frauen selber organisieren. Das ist ja nicht verboten - und eine fünfte Rotte gab es ja zeitweise auch bereits in der Vergangenheit.

Das Gespräch führt Patrick Künzle.

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