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Asmeret Yacob und Monica Somacal: zwei Kämpferinnen gegen die Genitalverstümmelung
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 18.04.2019. Bild: SRF
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Pilotprojekt Basler Frauen kämpfen gegen Mädchenbeschneidung

Die Zahl der gefährdeten Frauen und Mädchen ist in den letzten Jahren gestiegen.

Die Beschneidung von Frauen und Mädchen ist in einigen afrikanischen Ländern verbreitet. Mit der Zuwanderung aus Ländern wie Eritrea, Äthiopien und Somalia ist auch in der Schweiz die Zahl der betroffenen oder gefährdeten Frauen angestiegen. Seit 2012 ist die Genitalverstümmelung hierzulande verboten. Die Strafnorm kann jedoch nicht verhindern, dass Mädchen bei Reisen in ihr Herkunftsland beschnitten werden. Ein Pilotprojekt in den beiden Basel setzt nun darauf, dass Migrantinnen andere Migrantinnen davon überzeugen, auf Beschneidungen zu verzichten.

Die Bilder im Kopf

Eine dieser Migrantinnen ist Asmeret Yacob. Sie ist 56, stammt aus Eritrea, lebt aber seit vielen Jahren in der Region Basel. Als Mädchen wurde sie auf dem Hof ihrer Eltern beschnitten. Sie leide heute noch an der Beschneidung - sie habe beispielsweise kein Lustempfinden mehr, erzählt Asmeret Yacob. Zudem verfolgen sie schreckliche Bilder, die sie nicht aus dem Kopf bringt. Sie musste nämlich zusehen, als ihre jüngere Schwester beschnitten wurde.

Anderen Frauen soll es besser ergehen als ihr, findet Asmeret Jacob. Sie setzt sich daher im Rahmen eines Pilotprojekts der beiden Basler Kantone gegen weibliche Beschneidung ein. Sie organisiert Treffen von eritreischen Landsfrauen, um diese fürs Thema zu sensibilisieren. Dabei wird sie begleitet von Monica Somacal, Sexualtherapeutin bei der Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen im Kanton Baselland und Initiantin des Pilotprojekts. Monica Somacal sagt: Diese Treffen seien dann erfolgreich, wenn es ihnen gelinge, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen: «Wir sind intime Runden. Wir sind unter Frauen und können über alles sprechen.»

Anschleichen ans Thema

Weil diese Runden so intim sind, ist auch nicht möglich, als Journalist dabeizusein. Monica Somacal schildert den Ablauf so: Ihr sei wichtig, bei den Treffen nicht gleich mit der Türe ins Haus zu fallen. Zuerst stelle sie allgemeine Fragen, um das Eis zu brechen: «Zum Beispiel, ob die Frauen Kinder haben. Ob sie eher vom Land oder aus der Stadt kommen.» Dann spreche sie über Sexualitität - und taste sich sachte ans Thema Beschneidung heran.

Monica Somacal sagt: Ganz wichtig sei bei diesen Treffen das Zusammenspiel zwischen ihr, der Schweizer Sexualtherapeutin, und Asmeret Jacob, der Frau aus Eritrea: «Sie baut für mich die Brücke zu dieser Kultur, die mir eigentlich fremd ist.»

Frauen aus verschiedenen Nationen

Monica Somacal arbeitet im Pilotprojekt nicht nur mit Frauen aus Eritrea zusammen, sondern auch mit Frauen aus anderen afrikanischen Nationen, in denen Mädchenbeschneidung verbreitet ist - Sudan, Äthiopien und Somalia. Auf diese Weise kann sie verschiedene Gemeinschaften besuchen - und ihre Botschaft platzieren: Dass Beschneidungen grausam seien.

Interessiert beobachtet wird das Pilotprojekt vom Schweizerischen Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung. Dieses Netzwerk wurde 2016 gegründet im Auftrag des Bundes - vertreten sind darin Menschenrechts- und Beratungsorganisationen. Das Netzwerk betreibt nationale Anlaufstellen für betroffene Frauen. Christine Sieber vom Netzwerk sagt: Das Basler Projekt sei vorbildlich, weil es systematische Präventionsarbeit in afrikanischen Gemeinschaften möglich mache. Sie hoffe daher, dass andere Kantone nachziehen.

Wichtig für afrikanische Frauen

Den Erfolg des Pilotprojekts gegen Mädchenbeschneidung zu messen, ist jedoch schwierig. Es lässt sich kaum feststellen, wie viele Genitalverstümmelungen so verhindert werden. Für Asmeret Jacob, die Eritreerin aus Basel, ist trotzdem klar: «Das Projekt stärkt die afrikanischen Frauen in der Schweiz.» Mit jeder Beschneidung, die nicht stattfinde, verhindere man einen Angriff auf die körperliche Unversehrtheit einer Frau.

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