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Stephanie Eymann, Regierungsratskandidatin der LDP
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 29.05.2020. Bild: SRF
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Regierungsratswahlen 2020 «Ich gefährde keinen Bisherigen»

Regionaljournal: Warum wollen Sie Regierungspräsidentin von Basel-Stadt werden?

Stephanie Eymann: Ich finde dieses Amt sehr reizvoll, weil man ein Departement hat, das man sehr gut gestalten kann. Es ist ein junges Departement. Und ich glaube, es wäre wichtig, dass man ihm jetzt ein Gesicht gibt und die Aufgaben definiert. Und da sehe ich mich als gute Kandidatin.

Stephanie Eymann, Regierungskandidatin LDP

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Legende: Keystone

Die 40jährige Stephanie Eymann ist Juristin. Sie ist seit knapp drei Jahren Chefin der Baselbieter Verkehrspolizei und lehrt zusätzlich an der Universität Basel Strafrecht. Davor arbeitete sie im Baselbiet als Staatsanwältin. Eymann wuchs im Kleinbasel auf. Sie war Mitglied des Eptinger Gemeinderats und Nationalratskandidatin für die FDP Baselland.

Bis vor einem Jahr wohnten Sie noch im Baselbiet und sind dann in die Stadt gezogen. Und jetzt wollen Sie schon Regierungspräsidentin werden. Das geht ja wahnsinnig schnell.

Mein politisches Gen war immer schon vorhanden. Und ich bin nicht ein ganz unbeschriebenes Blatt. Ich habe im Baselbiet im Kleinen Politik gemacht. Ich war auch mal in der Parteileitung der Baselbieter FDP. Das schlummerte immer in mir. Aber aufgrund meiner beruflichen Situation als Führungsperson in der Polizei, war es mir im Baselbiet schlicht nicht möglich, politisch weiterzukommen. Und dieser Schritt jetzt ist ideal, und ich möchte mich gern zur Verfügung stellen.

Sie waren Gemeinderätin in Eptingen, Sie waren auch einmal Nationalratskandidatin der FDP Baselland. Reicht das als politischer Rucksack für ein solches Amt, das Sie jetzt anstreben?

Ich habe eine kleine Exekutiverfahrung. Diese möchte ich auch nicht überbewerten. Eptingen ist eine 500-Seelen-Gemeinde. Und ja, ich war auch nie in einem Parlament. Aber ich arbeite in einer Verwaltung und weiss, wie diese Welt tickt. Und das ist dasRollenprofil eines Regierungsrates: Traut man sich das zu und hat man die Kompetenzen, um einer Verwaltung vorzustehen? Und diesen Rucksack bringe ich mit.

Sie treten als Kandidatin fürs Regierungspräsidium an. Das heisst, Sie greifen Elisabeth Ackermann an. Was würden Sie denn besser machen als sie in diesem Amt?

Ich äussere mich nicht zu den beruflichen Qualifikationen von Frau Ackermann. Ich masse mir auch nicht an, hier Bilanz zu ziehen und zu sagen, jetzt müsse alles anders und besser werden. Aber ich finde, man ist es dem Wahlvolk auch schuldig, nach vier Jahren eine Auswahl zu bieten. Und diesen Beitrag auf bürgerlicher Seite möchte ich leisten. Was ich aber ganz sicher machen würde, falls ich gewählt würde: Ich würde das Departement noch einmal von innen her anschauen. Wir wären, im Fall meiner Wahl, dann drei Neue in der Regierung. Und damit hätten wir auch die Chance, die Ausrichtung dieses Departements noch einmal neu anzuschauen und zu schauen, wo die Schnittstellen sind. Dieses Fundament muss man zuerst bauen, bevor man die grossen Pläne gegen aussen äussert. Es ist wie bei einem Gebäude: Wenn das Fundament nicht stimmt, kann es nur scheitern. Und ich glaube, da ist Arbeit angesagt.

Wo stehen Sie denn politisch? Wo stehen Sie innerhalb der LDP und innerhalb des bürgerlichen Lagers?

Ich bin sicher klar liberal. Auch wenn das ein abgenutzter Begriff ist. Bei gewissen Themen stehe ich eher auf der rechten, bei anderen eher auf der linken Seite. Es kommt sehr auf die Dossiers an, wo ich mich positioniere. Der gemeinsame Nenner ist ganz klar die liberale Partei. Aber innerhalb hat es bei jedem Kandidaten Facetten.

Es könnte sein, dass Sie nicht die amtierende Regierungspräsidentin von den Grünen, sondern einen der amtierenden bürgerlichen Regierungsräte verdrängen. Dieses Risiko gehen Sie ein.

Ich glaube nicht, dass es dieses Risiko gibt. Wir haben drei gute bürgerliche Regierungsräte, die fest im Sattel sitzen, und ich sehe die in keiner Art und Weise gefährdet.

Trotzdem: Bei den Bürgerlichen gibt es einen Regierungsrat, der als Wackelkandidat gilt, das ist Sicherheitsdirektor Baschi Dürr. Wenn man Ihr Profil anschaut: Sie sind Chefin der Verkehrspolizei im Baselbiet, sie waren auch mal Staatsanwältin. Sie hätten das Profil einer Sicherheitsdirektorin. Würde Sie das nicht interessieren?

Es ist einfach zu sagen, dieser Rucksack passe jetzt zu diesem Departement. Aber wenn wir ehrlich sind: Ein Departement, mit Ausnahme des Regierungspräsidiums, bei dem man sich outen muss, wählt man sich sowieso nie aus. Der Entschluss muss sein: Will ich Regierungsrätin werden? Traue ich - und auch meine Wähler - mir das zu? Und das Dossier oder das Departement, das man dann bekommt, ist ein Zufall. Darum habe ich das Gefühl, es geht mehr um die Kompetenzen, die man in diesem Amt mitbringen muss. Wenn ich ein Beispiel machen darf. Ich war Staatsanwältin und wechselte dann zur Verkehrspolizei. Was ich dort für Reaktionen erhielt! Es hiess, das sei ein versteckter Plan und ich hätte das Ziel, Kripochefin zu werden, das sei quasi meine «hidden agenda». Aber ich bin sehr glücklich als Verkehrschefin. Ich traue mir zu, mich in neue Themengebiete einzuarbeiten und mir das nötige Fachwissen anzueignen.

Die SVP ist verärgert, dass die Bürgerlichen mit Ihnen antreten und auf ein Bündnis mit der SVP verzichten. In der Medienmitteilung der SVP steht, dass bei den traditionellen Bürgerlichen ein Familienclan das Sagen habe. Das zielt auf Sie ab: Sie sind die Tochter des langjährigen Grossrats Felix Eymann. Und Sie sind die Nichte von alt Regierungsrat Christoph Eymann. Sie sind auch mit der LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein und CVP-Präsident Balz Herter familiär verbunden. Darum die Frage an Sie: Ist das so, gibt bei den traditionellen Bürgerlichen ein Familienclan den Tarif durch und stellt das Wohl der Familie über dasjenige des bürgerlichen Lagers? Das ist es ja, was die SVP behauptet.

Das fände ich eine sehr kurzsichtige Betrachtungsweise dieser doch sehr hässigen Medienmitteilung der SVP. Wenn es ausser dem Clan-Argument keine Argumente gibt gegen meine Kandidatur, muss ich sagen, dann bin ich relativ zufrieden. Aber man sollte auch Kinder, die hässig sind, nicht zusätzlich anstacheln, darum lasse ich jeden weiteren Kommentar dazu bleiben.

Man sollte Kinder, die hässig sind, nicht zusätzlich anstacheln.
Autor: Stephanie Eymann Regierungskandidatin LDP

Aber glauben Sie, man kann das so interpretieren, dass ein Clan den Tarif durchgibt bei den Bürgerlichen?

Ich finde das Wort «Clan» schon vermessen. Das hat etwas Anrüchiges. Wir sind ein politisch interessierte Familie. Für meine Gene kann ich nichts. Ich habe meinen Leistungsausweis ganz unabhängig von meiner Familie gemacht. Mein beruflicher Weg ist alles andere als protegiert von meinem Vater oder meinem Onkel. Darum ist das sicher kein Argument. Man soll doch froh sein, dass es politisch interessierte Familien gibt, und dass es neue Generationen gibt, die in die Politik einsteigen. Es ist ja nicht so, dass drei Regierungsmitglieder miteinander verschwägert oder verwandt miteinander sind.

Haben drei Parteien, die zusammen weniger als 30% Wähleranteil haben, wirklich Anrecht auf die Mehrheit in der Regierung?

Ich finde, das Wahlvolk hat Anrecht auf eine Auswahl. In den letzten vier Jahren gab es laute Stimmen, die sagten, Rot-Grün ist nicht das, was wir in Zukunft wollen. Dann ist es der notwendige Schritt, dass sich eine dieser Parteien mit einer ernsthaften Kandidatur auseinandersetzt. Jetzt ist es so, dass man mir das zutraut. Ein mathematisches Anrecht ist nochmal was anderes. Jetzt geht es darum sagen zu können: Die Wählerschaft hat jetzt wirklich eine gute Palette an Leuten.

Das Gespräch führte Patrick Künzle.

Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr;

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