In den letzten Jahren haben die Passagierzahlen bei den Basler Verkehrsbetrieben um 5 Prozent abgenommen. Das entspricht einem Verlust von sieben Millionen Fahrgäste, die das Angebot der BVB nicht mehr nutzen. Und dies, obwohl die Stadt in derselben Zeit weitergewachsen ist.
In einer Marktstudie wollten die BVB wissen, weshalb immer mehr Leute dem Tram den Rücken kehren. Dabei zeigte sich:
Das Tram ist zu langsam: Viele Fahrgäste, die umsteigen, bemängeln, dass Busse und Trams zu langsam sind. Tatsächlich sind diese wegen zahlreicher Baustellen, aber auch weil Tempo-30-Zonen ausgebaut wurden, die auch für den öffentlichen Verkehr gelten, langsamer geworden. Am schlimmsten ist jedoch nach Einschätzung der Verkehrsunternehmen, wenn das Tram sein eigenes Trassee verliert und sich mit Autos und Lastwagen die Strasse teilen muss. Dann bleibt auch das Tram in Stosszeiten im Stau stecken.
Schnelle Alternativen: Gleichzeitig stieg das Angebot an alternativen, schnellen Verkehrsmitteln, wie beispielsweise E-Bikes, die immer komfortabler und mit bis zu 45 Stundenkilometer in der Stadt fast schon unschlagbar schnell sind.
Um verlorene Passagiere wieder zurückzuholen sehen Verkehrsexperten und die Direktoren der BVB und BLT nur ein Mittel: Das Tram wieder schneller machen. Sei dies mit direkteren Verbindungen oder gar mit Expresstrams zum Beispiel im Leimental. Expresstrams, die nicht mehr überall halten.
Doch geplant wird an vielen Orten genau das Gegenteil. Das zeigt eine interne Zusammenstellung von diversen Umbauplänen, welche die Zeitung bz publik gemacht hat und die auch dem Regionaljournal vorliegt. Betroffen sind über zehn Linien. An vielen Orte droht das Tram das eigene Trassee zu verlieren vom Riehenring, Voltaplatz bis zum Spalenring. An anderen Stellen sind neue lange Umwege für das Tram geplant. Zum Beispiel am Aeschenplatz. Dort soll der 15er nicht mehr die ganze Kreuzung überqueren, sondern neu einen Umweg fahren, auf dem er eineinhalb Minuten verliert.
Vor diesen zehn Pläne fürchten sich die Trambetreiber am meisten
Ort | Projekt | Befürchtung |
---|---|---|
Bankverein | Verkürzte Haltestelle, | Stau |
Aeschenplatz | 15er: Umweg über Hardstrasse | längere Fahrzeit |
Eulergleis am Bahnhof | neue Kreuzungen | mehrere Linien werden gebremst |
Birsfelden | kein eigenes Trassee mehr | längere Fahrzeit |
Riehenring | kein eigenes Trassee mehr | längere Fahrzeit |
Riehenstrasse | kein eigenes Trassee mehr | längere Fahrzeit |
Spalenring | kein eigenes Trassee mehr | längere Fahrzeit |
Voltaplatz | kein eigenes Trassee mehr | längere Fahrzeit |
Claragraben | neue Linienführung via Hammerstrasse | geringere Beschleunigungswirkung |
verschiedene Orte | Tempo 30 | längere Fahrzeit |
Kein Wunder stossen diese Projekte bei BVB-Direktor Bruno Steherberger auf wenig Gegenliebe. «Wir wehren uns gegen diese geplanten Vorhaben.» Statt den öffentlichen Verkehr ausbremsen, sollte man ihn lieber schneller machen, findet sein Kollege, BLT-Direktor Andreas Büttiker. «Wenn wir weitere Tramtrassees aufheben wird der Abwärtstrend beim öV anhalten», sagt Büttiker.
Ins gleiche Horn stösst der Präsident der Interessensgemeinschaft öffentlicher Verkehr Nordwestschweiz Stephan Appenzeller. «Es sind immer nur kleine Verschlechterungen, aber in der Summe haben sie eine negative Auswirkung», sagt Appenzeller. Er fordert eine Denkpause, bevor die geplanten Bauprojekte weiterverfolgt werden.
Doch eine Trendumkehr in der Politik ist bis jetzt nicht in Sicht. Gerade Morgen berät das Baselbieter Parlament eine Vorlage, für die Umgestaltung der Strasse in Birsfelden und ganz im Trend soll auch dort das Tram sein eigenes Trassee verlieren.
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