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«Am Samstag nehmen wir erstmals ein Mitglied mit Migrationshintergund auf», sagt Greifen-Meister RaymondSchmid.
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 25.01.2019.
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Wochengast Raymond Schmid «Wir hatten noch nie eine Anfrage von einer Frau»

Der Meister der Ehrengesellschaft zum Greifen erklärt, warum bis heute keine Frauen beim «Vogel Gryff» mitmachen dürfen.

Am Samstag ziehen sie wieder durch die Gassen, «Leu», «Wild Maa» und« Vogel Gryff», die Wappenhalter der drei Kleinbasler Ehrengesellschaften («3E»). Es sei der höchste Feiertag des Quartiers, sagen die Gesellschaftsbrüder. Tausende Schaulustige werden die Tiere bei ihren Tänzen bestaunen. Mitmachen dürfen indes nur wenige: 450 Gesellschaftsbrüder, alle Männer, alle Schweizer, alle Basler Bürger, alle mit Wohnsitz oder Eigentum im Kleinbasel.

Seit Jahrhunderten ist das so, haben die 3E ihre Aufnahmekriterien nie gelockert. «Man muss diese Kriterien historisch verstehen», sagt Raymond Schmid, Meister der Ehrengesellschaft zum Greifen, welche dieses Jahr am Vogel Gryff den Vorsitz hat. Im Mittelalter hatten die Ehrengesellschaften militärische Aufgaben zu erfüllen, sie bewachten die Stadtmauern. «Der Umzug der Tiere steht für die jährliche Waffeninspektion, bei welcher die Gesellschaftsbrüder ihre Rüstungen vorführten.» Frauen und Nicht-Basler, sie hatten in diesem kriegerischen Rahmen nichts verloren.

Heute sind die Stadtmauern indes längst abgerissen, die 3E kümmern sich nur noch um das alte Brauchtum und die Kameradschaft. Und sie geraten zunehmend unter Druck, sich der Frauenwelt zu öffnen. Einerseits hat der Bürgerrat, die Exekutive der Basler Bürgergemeinde, welche die Aufsicht über die Basler Zünfte und Ehrengesellschaften innehat, das Reglement über die 3E per 1. Januar 2019 geändert. Die Ehrengesellschaft «können» nun auch Frauen aufnehmen. Vorher war dies reglementarisch gar nicht möglich.

Es ist sicher so, dass einige Junge uns und unsere Traditionen für altmodisch halten.
Autor: Raymond Schmid Meister der Ehrengesellschaft zum Greifen

Andererseits warten die 3E auf die rechtliche Prüfung der Frage, ob sie als der Bürgergemeinde zugehörig allenfalls den Anforderungen an öffentliche-rechtliche Körperschaften genügen und in diesem Fall auch Frauen aufnehmen «müssen». SP-Politikerin Canan Özden hatte diese Anfrage eingereicht. Sie verlangt vom Bürgerrat zu prüfen, «bis wann die Gleichstellung von Mann und Frau in den Zünften und Ehrengesellschaften verwirklicht werden könne».

Man warte gespannt auf die Beantwortung dieser Frage, sagt Schmid. «Ob wir künftig Frauen aufnehmen müssen, wird sich weisen. Was ich aber sicher sagen kann: Wir hatten bis heute noch nie eine Anfrage einer Frau.» Wie sich die Gesellschaftsbrüder zur möglichen Aufnahme von Frauen positionierten, könne er nicht abschätzen. «Wir haben noch nie eine Umfrage gemacht», sagt Schmid. Es sei auch keine geplant.

Kein elitärer Zirkel für «Mehrbessere»

Mit der Aufnahme von Frauen könnten die 3E ein Problem lösen, welches sich in den letzten Jahren akzentuiert. Die Gesellschaften sind tendenziell überaltert, es fehlt an Nachwuchs. «Es ist sicher so, dass einige Junge uns und unsere Traditionen für altmodisch halten», sagt Schmid. Wichtig sei es deshalb zu betonen, dass die Ehrengesellschaften kein elitärer Zirkel für «Mehrbessere» seien, sondern alle willkommen sind.

Willkommen, solange sie die Kriterien erfüllen. Und die sind eben auch bei den Männern restriktiv, nicht selten sind es deshalb Söhne, Enkel oder Neffen von Mitgliedern, welche Aufnahme in die 3E finden. Am Samstag kommt es in diesem Zusammenhang zu einer Premiere. «Wir nehmen erstmals ein Mitglied mit Migrationshintergund auf», sagt Schmid. «Das freut mich besonders. Bislang hatten wir nämlich auch noch nie eine Anmeldung von einem Secondo.»

(SRF1, Regionaljournal Basel, 17:30)

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