Am Donnerstag präsentierte Jürg Hofer eine weitere Kampagne, die in Basel das Littering - das Liegenlassen von Abfall in der Öffentlichkeit - in den Griff bekommen soll. «Hinter dem Phänomen steht der Umgang mit dem öffentlichen Raum. Die Leute gehen damit nicht so um, wie mit ihrer Wohnstube», sagt Jürg Hofer. Dass das Problem heute eine solche Dimension angenommen hat, ärgert ihn: «Es sind nicht die wichtigen Umweltthemen, die uns zuviel Zeit kosten», sagt Hofer gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF.
Am Anfang war der Sandoz-Brand
Bevor Jürg Hofer 1999 die Leitung des Basler Umweltamts übernahm, war er in der Baselbieter Stabsstelle für Umweltschutz tätig. Diese Stelle trat er 1987 an, zwei Monate nach dem Sandoz-Brand in Schweizerhalle. Als ihn in jener Nacht auf den 1. November 1986 der Polizei-Lautsprecher aufgeweckt habe, sei ihm gleich klar gewesen, dass ihn an der neuen Stelle eine grosse Aufgabe erwartete, erinnert sich Jürg Hofer.
Auch wenn der Gedanke an sich unangenehm sei: Schweizerhalle habe auch positive Seiten gehabt. «Umweltschutz war plötzlich ein wichtiges Thema, vieles ist dadurch im Umweltbereich erst möglich geworden.» Vor allem die chemische Industrie sei in den Folgejahren sehr kooperativ und innovativ gewesen.
Herausforderung Geothermie
In Hofers Zeit als Leiter des Basler Amts für Umwelt und Energie fällt das Erdwärmeprojekt Deep Heat Mining, das in Basel drei deutlich spürbare Erdbeben auslöste und dann abgebrochen wurde. «Das war die grösste Herausforderung in all den Jahren», sagt Jürg Hofer im Rückblick. Es sei nicht Blauäugigkeit gewesen, sondern vielmehr Unwissenheit: «Niemand wusste genau, was passieren könnte.» Zwar hätten die Projektverantwortlichen gewarnt, dass die unterirdischen Wasser-Einpressungen Erschütterungen auslösen können. Es sei jedoch mit vorbeifahrenden Lastwagen verglichen worden. «Als dann die Erde ein erstes Mal bebte, war ich deshalb überzeugt, dass es sich um ein natürliches Erdbeben handelte», gesteht Jürg Hofer.
Zu den grössten Herausforderungen der Zukunft gehört für Hofer - neben Klimawandel und Energiewende - der Gewässerschutz. «Wir belasten heute die Gewässer mit Substanzen, vor allem aus Medikamenten, die von den Kläranlagen nicht abgebaut werden, und deren Folgen wahrscheinlich schon sichtbar sind», warnt der abtretende Umweltamt-Leiter. Zum Beispiel in Form von zweigeschlechtlichen Fischen, die sich nicht mehr fortpflanzen können.