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Bern Freiburg Wallis Berner Frauen wollen wieder Bäuerin werden

Ob Theologin, Kindergärtnerin oder Pflegefachfrau: Immer mehr Frauen aus den unterschiedlichsten Berufen absolvieren im Kanton Bern die Ausbildung zur Bäuerin. Das Bildungszentrum Inforama führt mittlerweile Wartelisten, weil längstens nicht alle Interessentinnen aufgenommen werden können.

Marianne Habegger hat sich in ihrem Umfeld zuerst einmal erklären müssen: Die Kundenberaterin einer Bank und zweifache Mutter absolviert zurzeit die bäuerlich-hauswirtschaftliche Fachschule am Inforama in Hondrich, die Teil der Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis ist. «Für viele Leute aus meinem Umfeld war mein Entscheid nicht nachvollziehbar» sagt Habegger. Mittlerweile haben sich ihre Bekannten aber daran gewöhnt: «Ich werde nun sogar um Tipps in Sachen Haushaltsführung gefragt oder um Dokumente aus einzelnen Modulen gebeten.» Dabei, sagt sie, mache sie die Ausbildung in erster Linie für sich. «Ich habe mich nie um meine hauswirtschaftliche Bildung gekümmert, deshalb bin ich auf die Bäuerinnenausbildung gekommen.» Die Schule habe beispielsweise ihr Bewusstsein für ökologische und wirtschaftliche Zusammenhänge geschärft , sagt Marianne Habegger. «Auch wenn ich nicht als Bäuerin arbeiten werde, sondern weiterhin meinem angestammten Beruf nachgehe, so kann ich dieses Wissen für meine eigene Haushaltsführung sehr gut brauchen. Ich bin zur kritischen und bewussten Konsumentin geworden.»

Den Hof des Schwiegervaters übernehmen

150 Frauen wollen Bäuerinnen

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In diesem Jahr besuchen insgesamt 150 Frauen die Ausbildung zur Bäuerin im Kanton Bern. Davon besuchen zwei Drittel den berufsbegleitenden Lehrgang, ein Drittel den Vollzeitkurs. Die Ausbildung wird an den beiden bäuerlich-hauswirtschaftlichen Fachschulen im Berner Oberland (Hondrich) und am Waldhof (Langenthal) angeboten.

Auch Loredana Frommenwiler hat sich für die Ausbildung zur Bäuerin entschlossen. Die vierfache Mutter will dereinst den Bauernhof des Schwiegervaters führen – anstelle ihres Mannes, der seinem angestammten Beruf nachgehen und den Hof nicht übernehmen will. «Der Bäuerinnenberuf bietet mir die Möglichkeit, Beruf und Familie sehr gut vereinen zu können», sagt Frommenwiler. Mit der Ausbildung will sie sich nun das nötige Rüstzeug für diese Aufgabe holen.

Keine Rückkehr an den Herd

Die Schule bildet die Frauen denn auch nicht nur in praktischer und zeitgemässer Hauswirtschaft aus, sondern lehrt diese auch, sich mit ihrer Rolle als Frau in der Familie, Gesellschaft und im bäuerlichen Umfeld auseinanderzusetzen. «Die Zeiten, als Frauen auf dem Bauernhof eine ganz bestimmte Rolle zugewiesen worden ist, sind vorbei», sagt Barbara Thörnblad Gross, Leiterin Höhere Berufsbildung Bäuerin. Frauen in der Landwirtschaft hätten heute sehr oft Schlüsselpositionen inne und seien massgeblich an der Entwicklung und Ausrichtung eines Betriebs beteiligt. Der Boom der Bäuerinnenausbildung lasse sich deshalb nicht mit einem «Backflash» erklären, einer «Rückkehr an den Herd» also. «Im Gegenteil: Die Ausbildung boomt auch deshalb, weil Frauen mit dieser Ausbildung einen Fachausweis erwerben, der ihnen die Sicherheit gibt, auch unabhängig von ihrem Mann einen Betrieb führen zu können wenn nötig.»

Der Bauernberuf ermögliche es zudem Mann wie Frau viel eher als in anderen Berufen, auch progressive Familienmodelle zu leben, da Beruf und Familie gut vereinbar seien. Daneben lasse sich der Boom auch damit erklären, dass gerade Frauen in der schnelllebigen und hastigen Welt etwas suchen würden, das sie vermehrt wieder «erde».

(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17 Uhr 30)

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