Die Berner Friedenskirche bleibt vorerst eine Kirche, aber nicht mehr in den Händen der Kirchgemeinde Frieden. Das ist die zentrale Botschaft, die der Kirchgemeinderat Frieden gestern seinen Mitgliedern übermittelt hat.
Man habe mehrere Varianten geprüft, darunter das Abstossen der Kirchgemeindehäuser und eine Zusammenarbeit mit der Heiliggeistkirche, sich dann aber schweren Herzens für den Verzicht auf die Kirche entschieden, so Robert Ruprecht, Präsident des Kirchgemeinderats Frieden.
Wir wollen lieber Menschen anstatt Mauern.
Laut Ruprecht ist dieser Entscheid das kleinere Übel. Man wolle nicht auf die Kirchgemeindehäuser verzichten, da sie für die tägliche Kirchenarbeit zentral seien. Dabei habe auch eine Rolle gespielt, dass es möglichst keine Entlassungen geben solle. «Wir wollen lieber Menschen anstatt Mauern», fasst Ruprecht diese Überlegung zusammen.
Die Friedenskirche wird von der Gesamtkirchgemeinde Bern übernommen, die Gemeinde darf das Gotteshaus aber vorerst bis im Jahr 2017 weiterhin so nutzen wie bisher.
Die Kirchgemeinde Frieden erfüllt mit dem Verzicht auf die Kirche einen Sparauftrag des Grossen Kirchenrats der Stadt Bern. 2014 forderte dieser die zwölf reformierten Kirchgemeinden dazu auf, die Kosten der Liegenschaften um die Hälfte zu reduzieren.
Schweiz noch in den Startlöchern
Andere Länder sind der Schweiz in Bezug auf die Umnutzung von nicht mehr gebrauchten Kirchenräumen weit voraus. Restaurants, Wohnungen oder andere neue Nutzungen von Kirchen sieht man – im Gegensatz zu Holland oder England – hierzulande noch praktisch nicht. In grösseren Gotteshäusern schon gar nicht.
Johannes Stückelberger, Kunsthistoriker an der Universität Bern sagt, dieser Umstand sei ein Vorteil: Man könne aus Fehlern lernen, die an anderen Orten gemacht worden seien. Zum Beispiel der Verkauf von Kirchen: «Bei einem Verkauf hat man keinen Einfluss mehr auf die Zukunft der Gebäude.»
Der Bischof soll Rorschacher Kirche entweihen
In die Herz-Jesu-Kirche in Rorschach sollen Wohnungen eingebaut werden. So will es der Kirchenverwaltungsrat der katholischen Kirchgemeinde Rorschach. Er plant eine Umnutzung, weil die Kirche meist leer steht. Die kantonale Denkmalpflege allerdings hält die Umnutzung für nicht umsetzbar.
Wenn Kirchen zum Verkauf stehen
Bleiben die Gottesdienstbesucher weg und die Kirchenbänke leer, dann werden Kirchen umgenutzt – etwa für Ausstellungen oder Konzerte. Im luzernischen Perlen will man die katholische Kirche St. Joseph an die Orthodoxe Kirchgemeinde der serbischen Migranten verkaufen. Das wirft Wellen in den ehemaligen katholischen Stammlanden: vom Ausverkauf des Glaubens ist die Rede.
Neue Nutzungen für katholische Kirchen in Basel
Die römisch-katholische Kirche macht sich konkrete Gedanken zur Umnutzung eines Teils ihrer Immobilien. Der Grund ist, dass sich die Katholische Kirche nicht mehr alle ihre Häuser leisten kann. Auch ein Abriss einzelner Gotteshäuser ist kein Tabu.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32 / 17:30 Uhr)