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Nacherziehung auf dem Hof «Es gibt keine definierten Qualitätskriterien»

60 Prozent aller Pflegefamilien im Kanton Bern sind Bauernfamilien. Diese werden zum Teil von Organisationen betreut – allerdings unterschiedlich eng. Für Isabel Häberli von der Universität Bern, die bei der Pilotstudie Care Farming mitgearbeitet hat, ist dies ein Problem. Vier Fragen an sie.

60 Prozent aller Pflegefamilien im Kanton Bern sind mittlerweile Bauernfamilien. Warum ist das so?

Viele landwirtschaftliche Betriebe sind wirtschaftlich zunehmend unter Druck und suchen nach Diversifizierungsmöglichkeiten. Viele Bauernfamilien haben zudem genug Platz, um noch jemanden aufzunehmen und sie sind sich auch gewöhnt, jemanden zusätzlich am Tisch zu haben.

Im Gegensatz zu vielen anderen Familien finden bei Bauernfamilien Arbeit und Wohnen am selben Ort statt. Das bedeutet, dass immer jemand anwesend ist für die Pflegekinder. Doch gerade das führt auch zu neuen Herausforderungen.

Welche Herausforderungen gibt es?

Das sind die langen Präsenzzeiten. Das heisst, dass die Bauernfamilien als Pflegefamilie in der Regel sieben Tage pro Woche 24 Stunden lang da ist und ihre Betreuungsaufgaben wahrnimmt. Zudem muss die Familie ihre eigene Arbeit und die Betreuung der Pflegekinder unter einen Hut bringen und gleichzeitig versuchen, auf die unterschiedlichen Probleme und Bedürfnisse einzugehen. Die Frage ist, wie man professionell damit umgeht.

Familie Reusser wird von der Organisation Projekt Alp betreut und auch gecoacht. Werden alle Familien so eng begleitet?

Es gibt im Kanton Bern sehr viele, verschiedene Organisationen, die Pflegekinder in Bauernfamilien vermitteln. Sie sind als Aktiengesellschaften, GmbHs oder Vereine organisiert. Die Ziele und die Philosophie der Organisationen unterscheiden sich zum Teil stark, zudem haben die Mitarbeitenden der verschiedenen Organisationen auch unterschiedliche berufliche Profile. Die Betreuung ist daher nicht überall gleich.

Einzelne Bauernfamilien betreuen zum Teil auch ohne Organisation im Rücken Klienten. Es stellt sich daher die Frage, was eine gute Betreuung ist. Es gibt nämlich noch keine fixen Standards und keine definierten Qualitätskriterien, welche die Organisationen oder die Bauernfamilien in Sachen Betreuung erfüllen müssen.

Auch die Entlöhnung der Bauernfamilien fällt sehr unterschiedlich aus, jede Organisation bezahlt andere Löhne. Wie problematisch ist das?

Die Tarife sind in der Tat sehr intransparent. Die Bauernfamilien haben deshalb keine Übersicht, wer für welche Leistung wie viel Geld erhält. Grundsätzlich ist die Entlöhnung eher tief.

Problematisch finde ich, dass Bauernfamilien immer mehr Aufgaben übernehmen, die früher von Institutionen geleistet wurden. Im Gegensatz zu den Institutionen werden Bauernfamilien aber schlechter bezahlt.

(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)

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