Jedes Schwemmholz hat mal als Baum in einem Wald angefangen. Und jeder Wald hat einen Besitzer. Aber im Kanton Bern sind die Eigentümer nicht verantwortlich, dass die Bachläufe und Gräben so gesäubert werden, dass gar kein Holz in die Flüsse und Seen gespült werden.
«Der Eigentümer des Flusses, des Sees oder der Schwellen ist für die Sicherheit verantwortlich. Man zwingt auch keinen Alphirten, eine Lawine zu entschärfen», sagt Stefan Flückiger. Er ist Geschäftsführer des Verbandes der bernischen Waldbesitzer und kennt das Problem: «In den Gebieten, die nicht dank eines Programmes des Kantons geräumt wurden, ist das eine Zeitbombe.»
Und so müssen Seepolizisten, Schiffsbesatzungen oder Soldaten jedes Jahr Tausende von Tonnen verkeilter Stämme bergen. Denn Schwemmholz bedroht Brücken, Schleusen und Uferverbauungen, weiss Jacques Ganguin, Leiter des bernischen Amtes für Wasser und Abwasser. «Was vom Oberland her kommt, holen wir aus dem Thuner- und Brienzersee. Was die Zulg bringt, geht direkt nach Bern».
Ein lästiges Problem, sagt er. Kaum vorauszusagen und nicht zu budgetieren. Auch nicht nach den Winterstürmen im Januar 2018, die viele Bäume umgelegt haben. «Eigentlich kann man gar nichts machen, von einzelnen Aufräum-Aktionen abgesehen», so Jacques Ganguin.
Könnte es eine Lösung sein, das Schwemmholz zumindest als Energieholz zu verkaufen? Die «Holz-Initiative BE», bei der sich die gesamte Wald- und Holzbranche verbündet hat, um Holz besser zu vermarkten, will genau dies. Aber Nationalrat Erich von Siebenthal aus Gstaad winkt ab. «Es gibt viel zu wenig Holzenergie-Heizanlagen. Niemand hat auf das Schwemmholz gewartet.» Da müsste die öffentliche Hand vorangehen.
Die Gefahren-Spezialisten des Bundesamtes für Umwelt Bafu wollen allerdings wissen, wie sich Schwemmholz von seinen Ursprüngen bis zum See oder Fluss verhält, sagt Sektionschef Hochwasserschutz, Carlo Scapozza. «So können wir auch untersuchen, wie Schwemmholz-Rechen und Auffang-Vorrichtungen wirken könnten». Deshalb werden Hochwasser analysiert. An der Zulg in Steffisburg wurde für Simulationsversuche das Flussbett als Modell nachgebaut.