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Bern Freiburg Wallis Jagdbanngebiet Kiental: Ewiger Kampf zwischen Schutz und Nutzen

Vor 125 Jahren verbot der Bundesrat die Jagd im Kiental - weil ausser der Gämse ohnehin jedes Wildtier ausgerottet war. Heute haben sich die Wildbestände völlig erholt. Aber das Schutzgebiet muss sich gegen viele neue Ansprüche behaupten: Touristen und Waldbesitzer, Naturschützer und Schafhalter.

Ausgerottete Wildtiere, ungezügelte Jagd und Wilderei, abgeholzte Alpen und ein Wald in denkbar schlechtem Zustand - diese Situation trieb den Bundesrat Ende des 19. Jahrhunderts dazu, in der ganzen Schweiz Jagdbanngebiete zu verordnen. Das Kiental, ein Seitental des Kandertales, ist seit 1891 das grösste der vier bernischen Wildschutzgebiete mit einer Fläche von 8400 Hektaren. Seit 125 Jahren hat hier die Natur Priorität über die Bedürfnisse und Ansprüche der Menschen. Beides hat sich allerdings stark geändert und einfacher geworden ist es nicht.

Die Wildbestände haben sich erholt...

«Dieser Entscheid der Landesregierung war der Schlüssel, damit sich die Populationen von Reh, Rothirsch, Gämse und Steinbock erholten», ist sich der bernische Jagdinspektor Peter Jüsy sicher. Heute gibt es so viel Wild, dass die Wildhut sogar mit gezielter Jagd eingreifen muss. In den 1980er-Jahren gab es deshalb ernsthafte Begehren, die Eidgenössischen Jagdbanngebiete aufzuheben und die Jagd zu ermöglichen.

...aber die Jagdbanngebiete gibt es immer noch

Dieses Ansinnen bekämpfte unter anderem der damalige Reichenbacher Nationalrat Fritz Hari (SVP) und seine Mitstreiter vom Verein «Schützt das Kiental». Inzwischen gelten diese Gebiete als «Fauna-Vorranggebiete» mit hohem Schutz für Wildtiere und Pflanzen.

Audio
125 Jahre Jagdbanngebiet Kiental (2.3.2016)
07:09 min
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 9 Sekunden.

Allerdings ist es eine immer kniffligere Abwägung zwischen Nutzen und Schutz. Denn dem einheimischen Gewerbe, den Jägern, der Holz- und Berglandwirtschaft, den Schafzüchtern gehen die Einschränkungen zuweilen zu weit. Und auf der anderen Seite sind die gesetzlichen Bestimmungen und die Forderungen des Naturschutzes und der Biodiversität intensiver geworden.

Und die Touristen aus dem Mittelland muss man daran hindern, mit Schneeschuhen, Kletterseilen, Tourenskis, Paraglider-Fallschirmen oder Mountainbikes bis in die hintersten Verstecke der Wildtiere vorzudringen. «Es gibt keine Tabus mehr», beklagt zum Beispiel Wildhüter Paul Schmid, zuständig im Gebiet Kiental. «Schon beim Begriff sanfter Tourismus gehen die Meinungen weit auseinander.»

Die ewige Suche nach dem Kompromiss

Die gesetzlichen Schutzbestimmungen seien zwar stahlklar, sagt Jagdinspektor Peter Jüsy. Trotzdem versucht er, die Ansprüche der Natur und der Menschen in Einklang zu bringen. «Wir wollen ja nicht alles verbieten und ohne die einheimische Bevölkerung geht es schon gar nicht. Aber es braucht das Einsehen von allen Seiten, dass wir Freizeitaktivitäten einschränken und kanalisieren, damit das Wild nicht gestört wird.» Das ist seine immer hochpolitische Gratwanderung, seit er 1993 bernischer Jagdinspektor wurde. Ende März 2016 geht Peter Jüsy in den Ruhestand.

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