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Christian Zeier im Gespräch: Warum ihm das Hinreisen auch in schwierige Umstände wichtig ist.
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 17.05.2020. Bild: zvg
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Journalist Christian Zeier «Demokratie braucht Journalismus, der vor Ort hinschaut»

Der Berner Christian Zeier hat mit seinem Rechercheteam Reflekt kürzlich den Swiss Press Award in der Kategorie Online erhalten, für eine grosse Recherche über einen Kreditskandal in Moçambique, in den die Credit Suisse verwickelt ist.

Andere Reisen führten ihn zum Beispiel in die somalische Hauptstadt Mogadischu, «Mit Bomben leben» hiess seine Reportage darüber. Sierra Leone hat er 2014 besucht, als das Land mit Ebola kämpfte. Warum zieht es ihn an diese Orte, was ist ihm wichtig? Ein Gespräch.

Christian Zeier

Christian Zeier

Freier Journalist

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Der Berner hat Jahrgang 1986, seine journalistische Laufbahn begann er beim Burgdorfer Tagblatt/Aemme Zytig, während seines Studiums an der Uni Freiburg arbeitete er für die Berner Zeitung.

Er ist Mitbegründer und redaktioneller Leiter des Recherche-Teams Reflekt. Für die Recherche über einen Kreditskandal in Moçambique, in den die Schweizer Bank Credit Suisse verwickelt ist, bekam das Team 2020 den Swiss Press Award in der Kategorie Online.

SRF News: 2014 reisten Sie während der Ebolakrise nach Sierra Leone – was war damals ähnlich wie heute hier in der Coronakrise?

Christian Zeier: Ähnlich war, dass eine Zeitlang das öffentliche Leben heruntergefahren war. Anders war die Sterblichkeit. Ebola ist viel tödlicher, Pflegerinnen hatten Angst, Patienten zu betreuen.

Was hatte Sie dorthin gezogen?

Hier wurde lange Zeit nur von den Schreibtischen aus berichtet. Ich hatte den Eindruck, es würde sich lohnen, hinzugehen und mit den Leuten darüber zu reden, wie sie diese Ebolaepidemie erlebten.

Ich wollte mit den Menschen darüber reden, wie sie die Epidemie erlebten.

Berührt hat mich zu sehen, wie Leute in den Spitälern weiterarbeiteten, obwohl sie dabei riskierten, selber angesteckt zu werden.

Bei Ihrer Recherche über einen Kreditskandal in Moçambique, in den die Credit Suisse involviert ist, haben Sie und Ihr Recherche-Team Reflekt sich mit Mächtigen angelegt. Haben Sie das zu spüren bekommen?

Ja, wir merkten es, nachdem wir aus Moçambique zurückgereist waren: Da wurde die Wohnung unseres Informanten vor Ort durchsucht, sein Computer und sein Handy wurden konfisziert. Das ist uns schon eingefahren.

Wir versuchen alles, um die Leute zu schützen, mit denen wir vor Ort zusammenarbeiten. Trotzdem setzen sie sich einem Risiko aus, während wir wieder zurück in die Schweiz reisen können.

Warum ist es Ihnen wichtig, solche Geschichten vor Ort zu recherchieren?

Wenn ich aus afrikanischen Ländern berichte, kommt oft die Frage, ‹Was hat das mit uns zu tun?›. Mir ist es ein Anliegen aufzuzeigen, dass die Finanzkrise in Moçambique direkt etwas zu tun hat mit einer Schweizer Bank und damit mit uns. Darum lohnt es sich meiner Meinung nach, hinzugehen und mit den Leuten dort zu reden, ihre Perspektive zu hören.

Demokratie braucht Journalistinnen und Journalisten, die an Gemeindeversammlungen gehen, andere nach Moçambique.

Unsere Gesellschaft braucht Transparenz, einen Journalismus, der hinschaut und den Leuten Informationen darüber gibt, wer was macht. Ich glaube, dass das eine wichtige Basis für die Demokratie ist, auch in der Schweiz. Demokratie basiert letztlich darauf, dass Journalistinnen und Journalisten an Gemeindeversammlungen gehen, andere nach Moçambique.

Das Gespräch führte Elisa Häni.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr;

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