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Warum Pfarrer Samuel Hug nie einen Talar trägt und für ihn das Abendmahl zur Metal-Szene passt.
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 21.12.2018. Bild: zvg/Metalchurch
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Metal-Church Pfarrer Hug: «Die Metaller sind vielleicht sogar gläubiger»

Samuel Hug gestaltet Gottesdienste für die Metal-Szene. Für ihn kein Widerspruch zu seinem Amt als Gemeindepfarrer.

Seit Anfang 2017 predigt Samuel Hug in Niederbipp im Kanton Bern. Nicht nur als reformierter Pfarrer in der Kirche, sondern auch in der «Metalchurch»: Viermal im Jahr gibt es in der Blues Beiz Niederbipp einen Gottesdienst für Mitglieder der Metal-Szene.

Metal-Musik und Gottes Wort – kein Widerspruch

«Die Themen, mit denen sich die Bibel beschäftigt, beschäftigen auch die Metaller», sagt Hug. Der «Durchschnittschrist» blende schwierige Themen wie Tod und Leiden eher aus. Als Metaller schaue man hin und setze sich damit auseinander.

Auch die laute, eher aggressive Musik steht für den 37-Jährigen nicht im Widerspruch zu den Bibeltexten. «Es ist in dieser Musik nicht alles düster, da ist auch Kraft und Leidenschaft.» Es komme auch immer darauf an, mit welcher Band man sich beschäftige.

Konzert, im Hintergrund eine Leinwand mit Text.
Legende: SRF

Die Gottesdienste der Metalchurch finden in der Blues Beiz statt und nicht in der Kirche. Die Mehrheit der Metaller käme nicht in eine Kirche, sagt Hug. «Wir müssen dorthin, wo die Leute sind. Der christliche Glaube ist nicht an ein Gebäude gebunden.» Und es gehe ja auch nicht darum, die Leute zu provozieren, die nicht der Metal-Szene angehören.

Pfarrer Hugs Mission

Samuel Hug ist Teil der Metal-Szene, wie er selber sagt. Am Anfang sei es nur eine Faszination für die Musik gewesen. «Die Musik hat mich bewegt und es ist der Glaube an Jesus Christus, der mich bewegt. In meinem Herz passt dies zusammen, also musste es auch einen äusseren Weg geben, dies zusammen zu bringen.» Mit den Leuten habe er zu Beginn eher Mühe gehabt. «Ich dachte, die saufen einfach und ich sah auch viel Finsteres.» Vorurteile seien dies, wie er heute sagt. «Die Metaller haben ein weiches Herz und sind sehr tiefsinnige Leute.»

Samuel Hug in seinem Büro.
Legende: Samuel Hug in seinem Büro. Neben den CDs mit Metal-Musik steht die Bibel. Christine Widmer/SRF

Samuel Hug hat einen offiziellen Auftrag: Er erhält von der reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn im Rahmen eines Pilotprojekts 45'000 Franken im Jahr und ein 30 Prozent-Pensum, um die Metalchurch aufzubauen. Der 37-Jährige hat aber auch eine persönliche Mission: Gott schicke Menschen in die Welt als Boten der Hoffnung. «In diesem Sinne bin ich Missionar. Ich sehe einen Auftrag.» Aber die Leute, denen er begegne, seien frei. «Ich versuche niemanden zu überzeugen.»

Samuel Hug reicht das Abendmahl.
Legende: zvg/Metalchurch/DV Lightattack

An den Gottesdiensten der Metalchurch reicht der reformierte Pfarrer auch das Abendmahl. Für ihn das Zentrale am christlichen Glauben. «Es ist handfest, ‹chüschtig›, nicht nur für den Kopf.» Samuel Hug suchte Symbolhandlungen für die Metalchurch und stellte fest: «Bei den Metallern braucht es das Ursprünglichste.»

Nur eine Show?

Der Wein wird in Kuhhörnern gereicht, was in der Metal-Szene gut ankommt. Das sei keine Taktik, sagt Hug. «Ich habe Freude daran, die Form ist stimmig.» Er mache nicht einfach «auf Metal», damit er ein paar Schäfchen dazugewinnen könne.

Raum mit vielen Menschen, vorne predigt Samuel Hug.
Legende: Viermal im Jahr predigt Samuel Hug in der Blues Beiz Niederbipp im Rahmen der Metalchurch. zvg/Metalchurch/DV Lightattack

Samuel Hug ist auch reformierter Pfarrer in Niederbipp mit einem 60 Prozent-Pensum. Der Metal-Fan gestaltet Gottesdienste, macht Beerdigungen und Taufen. «Für mich ist das kein Spagat. Es sind zwei Welten, aber ich bin in beiden der Gleiche.» Einen Talar trägt Hug nicht, «das passt nicht zu mir». Wenn es festlich sein soll, ist es ein Anzug, sonst Pullover und Hose – immer in schwarz. «Meine Farbe ist schwarz und das passt ja auch gut zum liturgischen Gottesdienst.»

Weihnachten ohne «O Tannenbaum»

Die Festtage verbringt Samuel Hug mit seiner Frau und den vier Söhnen bei den Eltern und Schwiegereltern. Das Lied «O Tannenbaum» werde er nicht singen. «Ich mag es nicht besonders.» Auch bei den dortigen Weihnachtsfeiern bleibt sich Hug treu: «Im Hemd gehe ich nicht.» Er sei in der Familie der einzige Metaller. «Meine Frau mag es aber anständig und zwischendurch mache ich ihr dann die Freude.»

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