Es ist ein Farbtupfer zwischen den grauen Mehrfamilienhäusern – das gelbe Haus am Strassenrand, stadtauswärts von Freiburg Richtung Marly. «Normalerweise ist es hier wie in einem Bienenhaus», sagt die Sekretärin der Notschlafstelle La Tuile, Christiane Bürke-Bischofberger. Ein ständiges Ein und Aus. Nun ist sie aber alleine: «Wir passen extrem auf.»
Wir können sie nicht einfach alleine lassen.
Wegen des Coronavirus kommen die Obdachlosen durch den Vordereingang auf der Seite der Strasse in die Notschlafstelle, wo sie von den Betreuungspersonen empfangen werden. In das Büro gelangt man durch den Hintereingang. «Es wird nicht gemischt, da sind wir ganz konsequent», sagt Bürke-Bischofberger. Sie sei aber froh, ist die Notschlafstelle noch offen. Die Obdachlosen müssten weiterhin unterstützt werden. «Wir können sie nicht einfach alleine lassen.»
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Bild 1 von 9. Seit 2001 befindet sich die Freiburger Notschlafstelle in Marly. Obdachlose können hier übernachten und erhalten ein Abendessen und ein Frühstück. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 2 von 9. Normalerweise hat es jede Nacht Platz für 30 Personen. Derzeit sind nur noch 12, weil statt drei nur eine Person in einem Zimmer schlafen darf. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 3 von 9. Die Obdachlosen können jedoch nur so lange hier übernachten, wenn auch das Personal gesund bleibt. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 4 von 9. Darum hat Direktor Eric Mullener weitere Massnahmen getroffen. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 5 von 9. Der Bereich, der normalerweise für die Frauen reserviert ist, wird nun als Sanitätsabteilung gebraucht. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 6 von 9. Hier würde jemand schlafen, der krank ist. Hier darf man aber nicht ohne ärztliche Kontrolle rein oder raus. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 7 von 9. Sie habe keine Angst und fühle sich gut geschützt, sagt Putzfrau Maria. Weil jede Nacht andere Personen in der Notschlafstelle übernachten, muss häufiger geputzt werden. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 8 von 9. Auch im Essbereich wurden Massnahmen ergriffen. Es wird in zwei Schichten gegessen und die Leute sitzen weiter auseinander. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
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Bild 9 von 9. Damit sich auch die Betreuer nicht zu nahe kommen, schläft einer im Büro des Direktors. Bildquelle: Patrick Mülhauser/SRF.
Im zweiten Stock befinden sich die Zimmer. «Wegen des Coronavirus sie zu Einzelzimmern geworden», sagt der Direktor Eric Mullener. Statt drei Personen, schläft also nur eine pro einem Zimmer. Das bedeutet auch, dass derzeit statt 30 Personen nur noch 12 in der Notschlafstelle La Tuile übernachten können. Für alle anderen wird eine Zwischenlösung gesucht. Man werde Hotelzimmer mieten, so Mullener. Zudem zahle sich die Strategie nun aus.
In den letzten Jahren wurde hat die Notschlafstelle kontinuierlich ausgebaut und kann auch in Wohnungen oder Studios Betten anbieten – für insgesamt 75 Leute. Während die Obdachlosen nur für das Übernachten in die Notschlafstelle können, sei nun garantiert, dass sie tagsüber in einer anderen Institution Platz finden, damit sie 24 Stunden drinnen sind.
Sanitätsabteilung statt Frauenzimmer
Wegen des Coronavirus muss die Notschlafstelle häufiger geputzt werden. Zudem wurde eine Sanitätsabteilung eingerichtet. Im Bereich, der normalerweise für die Frauen reserviert ist, können nun bis zu vier Obdachlose, die krank sind oder Symptome haben, untergebracht werden. Ein Klebeband trennt den Bereich ab. Ohne ärztliche Kontrolle dürfe aber niemand rein oder raus.
Sorgen um das Personal
Im Esszimmer wurden einige Tische entfernt. Es wird in zwei Schichten gegessen, damit sich die Leute nicht zu nahe kommen. Direktor Eric Mullener macht sich aber auch Sorgen um seine Angestellten. «Wir müssen schauen, dass das Personal nicht ausfällt.» Mullener kann auf gut 30 Freiwillige zurückgreifen. Sollte die Notschlafstelle trotzdem schliessen müssen, gebe es ein Notfallseznario mit Zivilschutzanlagen.