Das Inselspital wird belagert von Kranken und Infizierten, beim Bahnhof Bern suchen Menschen in Containern nach Essbarem, in Ausserholligen gibt es Strassenkämpfe. Solche Szenarien liefert Jared Muralt in seinem Comic «The Fall». Er zeichnet darin eine Gesellschaft im Banne eines Virus. Im Zentrum steht eine Familie, die sich in der Stadt Bern durchschlägt.
Von der Stadt in die Berge
2018 hat Muralt den ersten Band veröffentlicht. In diesen Tagen nun erscheint die Fortsetzung. Darin verlagert sich der Überlebenskampf aus den Städten in die Berge. Ein Endzeitdrama, mit dem sich Muralt weltweit eine Fangemeinde gemacht hat. Teile der Comics sind in den USA und in Frankreich erschienen.
Als Wuhan abgeriegelt wurde, habe ich Angst bekommen.
Wie aber blickt einer, der sich seit Jahren die Folgen einer Pandemie ausmalt, auf die Coronakrise? «Als die chinesische Stadt Wuhan abgeriegelt wurde, habe ich Angst bekommen», sagt Muralt im Gespräch. Und nach den ersten Infizierten in Europa habe er seinen ersten kleinen Hamsterkauf getätigt.
Parallelen zur Coronakrise
Die reale Krise beschäftige ihn stark, sagt Muralt. Er sieht durchaus Parallelen zu seiner Comic-Pandemie: «Die Figuren im Comic ziehen sich zurück und gehen nur noch raus, wenn es nötig ist. In der Realität ist es ähnlich. Ich bleibe auch daheim.»
Deckmantel der Zivilisation
Doch Muralts Geschichten spielen in einer weitaus dunkleren Realität als sie derzeit herrscht. Sie streben dem Weltende entgegen. «Ich wollte einen postapokalyptischen Comic machen, weil es für mich nicht gegeben ist, dass wir so im Wohlstand leben. Ich wollte zeigen, was passiert, wenn der Deckmantel der Zivilisation wegfällt.»
In Realität funktioniere die Gesellschaft aber durchaus, und das stimme ihn zuversichtlich. «Wir können es uns leisten, gut zueinander zu sein. Das ändert schnell, wenn nicht mehr jeder zu essen hat und jeder auf sich schaut. Da hat es auch nicht mehr genug Platz für das Gute.»
Aufmerksamkeit wegen der Pandemie
Muralts Visionen zur Pandemie bescheren ihm derzeit viel Aufmerksamkeit. Als Profiteur will er sich aber nicht sehen: «Natürlich profitiere ich, weil es um dasselbe Thema geht. Andererseits sind alle Buchläden geschlossen, und auch meine Buchvernissage habe ich absagen müssen. Das ist nicht sehr cool.»