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Meienberg unter der Lupe der Klasse 5 Ge (19.2.2015)
Aus Regi GR vom 19.02.2015.
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Graubünden «Er ist ein chronischer Polemiker»

1972 unterrichtete der streitbare Journalist Niklaus Meienberg an der neuen Kantonsschule in Chur. Zweieinhalb Monate war er Geschichtsprofessor und schrieb darüber den Text «Stille Tage in Chur». Was sagen Schüler und Schülerinnen heute dazu – ein Besuch in der «Betonschule».

«Wenn einer immer nur geschrieben hat, so mag ihn nach jahrelanger Schreiberei die Lust ankommen, etwas anderes zu tun. Wenn er es dann getan hat, spürt er vielleicht Lust, über das Andere zu schreiben. Ich habe an dieser Schule nicht gearbeitet, um einen Rohstoff fürs Schreiben zu finden. Erst nachträglich, zwei Jahre später, notierte ich einiges, das mir haften blieb.»

Die Klasse 5Ge ist an diesem Dienstagnachmittag fast vollzählig. In der Runde sitzen 21 Schülerinnen und Schüler. Sie nehmen auf Einladung von Radio SRF den Text «Stille Tage in Chur» unter die Lupe. Der bissige Text über Meienbergs Erlebnisse an der Kantonsschule Chur stösst auf Kritik. «Unanständig», «sarkastisch», «beleidigend» seien manche Personenbeschreibungen.

Ich weiss nicht, ob ich so schreiben würde.

Auf deutlich mehr Zustimmung stossen die Beschreibungen zum Schulsystem und damit zum Verhältnis zwischen den Lehrern und den Schülern.

«Sie erwarten am ersten Schultag von mir, und manche noch am letzten, dass ich sie füttere wie die Amselmutter die Amselkinder; mit dem Unterschied, dass sie nicht einmal zu piepsen brauchen, bevor ich ihnen das Material in den Schnabel stupse.»

Was bringen Kurvendiskussionen, wieso müssen Gymnasialschüler und -schülerinnen Mathematik lernen? Die Klasse diskutiert über Sinn und Unsinn mancher Fächer und bleibt schliesslich bei der Bemerkung Meienbergs hängen, der schreibt: Die Matura sei in Chur vor allem eins: Weggehen können.

Wir müssen diese Zeit überstehen, damit wir nachher das tun können, was uns Freude macht.

Eine kleine Umfrage zeigt: Bis auf einen Schüler würden alle die meienbergsche Aussage unterschreiben. Denn: Trotz Schwerpunktfach, Ergänzungsfach, Freifächer, die Klasse fühlt sich eingezwängt im Stundenplan. Doch wie kritisieren, vielleicht sogar streiken wie von Meienberg vorgeschlagen? Die Reaktionen sind verhalten.

In ein paar Minuten ist die Lektion beendet. Von der Wandtafel blickt Meienberg, wie immer mit wildem Haar. Er hätte wohl gerne eine Revolution im Schulzimmer gesehen. Er selber war 1972 bei seinen Klassen gescheitert.

Nach zweieinhalb Monaten reiste der streitbare Journalist wieder nach Frankreich. Und die damals «neue Betonschule» steht noch heute 2015 «droben am Hang (...) hinter der Kathedrale».

Alle kursiv gesetzten Zitate sind aus «Stille Tage in Chur». In: Reportagen aus der Schweiz. Zürich 1974.

(SRF1, Regionaljournal Graubünden 17:30 Uhr, habs)

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