Eine aggressive Form bedeute einen besonders schnellen Krankheitsverlauf, erklärt Hannes Jenny vom Bündner Amt für Jagd und Fischerei: «Die Hornhaut kann durchbrechen, das Auge der Gämsen auslaufen und die Tiere erblinden.» Bei einem leichten Verlauf sei ein tränendes Auge zu sehen, das Augenlicht könne beim Abklingen der Krankheit wieder erlangt werden.
Während ihre Sicht beeinträchtigt ist, können sich die Gämsen viel schlechter orientieren und laufen beispielsweise im Kreis.
Zahlreiche Tiere mussten bereits geschossen werden. Auch Raubtiere wie Wolf, Luchs, Steinadler und Bartgeier jagen die leichte Beute.
Die kranken Tiere müssen sich bei der Futtersuche ganz auf ihren Geruchs- und Tastsinn verlassen. Sie orientieren sich mehrheitlich bergaufwärts, bis sie sich typischerweise auf einem Grat sammeln. Dort helfe ihnen vor allem absolute Ruhe, sagt Jenny: «Werden die Tiere aufgescheucht, besteht die Gefahr, dass sie im felsigen Gelände abstürzen.»
Die Gemeinde hat darum bis auf Weiteres eine Wildruhezone erlassen, die nicht betreten werden darf. Beliebte Skitourenrouten wurden gesperrt. «Die Tiere, die so die Krankheit überstehen und wieder gesund werden, können über die Jahre eine Immunität dagegen entwickeln», sagt Jenny. Diese seien dann besonders wertvoll für die Population.