Weiter wendet sich die Beratungsstelle an Betroffene von «administrativen Versorgungen», also von Einweisungen in geschlossene Institutionen oder Strafanstalten. Die Praxis dieser von Verwaltungsbehörden angeordneten drakonischen Massnahmen existierte in der Schweiz bis in die 80er Jahre, wie die Glarner Regierung am Dienstag mitteilte.
Die Geschädigten verfügten in der Regel über keine juristischen Mittel, um sich zu wehren. Betroffen waren Menschen, die den damaligen gesellschaftlichen und moralischen Wertvorstellungen nicht entsprachen, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Ledige Mütter im Visier
Bestraft wurden Personen, die als arbeitscheu, liederlich oder sittlich verwahrlost galten. Die Massnahmen wendeten sich sogar gegen ledige Mütter und ihre Kinder, arme Familien oder Suchtkranke.
Die Glarner Anlauf- und Beratungsstelle wird auf Empfehlung des Bundes eingerichtet. Zudem liegt eine Anfrage eines Betroffenen vor.
Eine politische Aufarbeitung der Vorfälle ist zurzeit in verschiedenen Kantonen und auf Bundesebene in Gange. Es geht auch um die Frage der Rehabilitierung der Geschädigten. Im April wird der Bund einen nationalen Gedenktag durchführen, an dem die Opfer und ihre Leidenserfahrungen im Mittelpunkt stehen.