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«Es gibt nach wie vor Schwachstellen»
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 04.02.2020. Bild: SRF
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Video-Überwachung «Wir installieren nirgends mehr oder bessere Kameras»

In der Schweiz gibt es über 20'000 Kameras im öffentlichen Raum: Wir werden also täglich gefilmt; auf der Strasse, auf dem Bahnhof, im Einkaufszentrum, im Zug und im Bus.

Bei Ermittlungen stehen der Polizei dadurch immer mehr Videos und digitale Bilder zur Verfügung. Die Auswertung dieses Materials ist aber sehr zeitintensiv.

Deshalb prüfen mehrere Polizeikorps Softwaresysteme, welche solche Daten automatisch auswerten können. Auch die St. Galler Kantonspolizei hat mehrere derartige Systeme getestet. Serdar Günal-Rütsche ist Leiter Proaktive Ermittlungen bei der Kantonspolizei. Wir haben uns mit ihm über diese Test unterhalten.

Serdar Günal Rütsche

Serdar Günal Rütsche

Leiter Proaktive Ermittlung Kapo St. Gallen

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Serdar Günal Rütsche ist Leiter Proaktive Ermittlung sowie Stv. Leiter Ermittlungsunterstützung bei der Kantonspolizei St. Gallen. Er begleitet den Evaluationsprozess für die Beschaffung einer Video- und Gesichtserkennungs-Software.

SRF News: Herr Günal-Rütsche, was haben die bisherigen Softwaretests ergeben?

Serdar Günal-Rütsche: Wir haben vor allem Software für Videoanalysen getestet. Die Resultate fielen unterschiedlich aus. Es gibt bereits sehr gute Software, welche Fahrzeuge und Kontrollschilder erkennen und auch Menschen identifizieren kann.

Es gibt aber nach wie vor Schwachstellen bei der genauen Identifizierung von Objekten oder Personen. Hier gibt es Verbesserungspotential. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir das passende Produkt finden werden. Die Testphase bei der Kantonspolizei St. Gallen ist noch lange nicht abgeschlossen. Die dauert sicher noch ein Jahr.

Hier geht es also um Objekt- und auch Gesichtserkennung, Weshalb braucht die Polizei überhaupt so ein System?

Gesichts- und Objekterkennung brauchen wir, weil wir zusehends mit Massendaten konfrontiert sind. Wir erhalten Videos die bis zu drei Stunden lang sind. Dieses immense Datenmaterial können Sie nicht mehr in nützlicher Zeit selbst sichten.

Mit diesem neuen System kann man dies sicher schneller machen, ob es der Computer dann besser macht als der Mensch, kann man aber jetzt noch nicht sagen.

Wie funktioniert denn die automatische Suche nach verdächtigen Gegenständen oder Personen? Können Sie das an einem Beispiel erklären?

Beispiel Fluchtfahrzeug: Sie geben die Daten des gesuchten Fluchtfahrzeuges ein, Farbe, Automarke etc.. Das System sucht dann sämtliche Fahrzeuge im Film, welche auf die gesuchten Kriterien zutreffen.

Bei Gesichtern wird dies aber schwieriger, weil heute die Qualität der Aufnahmen meist noch zu schlecht ist. Deshalb steht bei uns bei den Software-Tests im Moment die Objekterkennung im Vordergrund.

Mit besseren Kameras und besserer Videoqualität wird in Zukunft die Personenerkennung auch einfacher möglich sein.

Bessere Kameras, bessere Qualität, besteht nicht die Gefahr einer gewissen «Chinaisierung» in der Schweiz, also dass die Polizei in Zukunft jederzeit Leute und Vorgänge überwachen kann?

Nein. Die Polizei macht keine präventive Überwachung, sie bezieht lediglich Video-Material von bereits bestehenden Kameras. Wir installieren nirgends mehr oder bessere Kameras, wir werten nur das Material aus, das wir bekommen. Die Polizei wird auch weiterhin nicht präventiv tätig sein, sondern erst reagieren, wenn auch etwas passiert ist. Es geht also nicht um eine präventive Überwachung.

Die Fragen stellte Iwan Santoro.

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