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André Widmer: «Frauen, welche nicht am sozialen Leben in der Schweiz teilnehmen, sind kaum zu erreichen.»
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 25.11.2019. Bild: SRF
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Häusliche Gewalt an Frauen «Manchmal sind Schläge das kleinere Übel»

Sexuelle Gewalt, Drohungen oder Schläge: Am 25. November wird weltweit auf Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht. Diese geschieht häufig in den eigenen vier Wänden. Eine Anlaufstelle im Kanton Zug ist das Beratungsangebot «Triangel» der reformierten Kirche. Ihr Leiter André Widmer erzählt von seiner Arbeit mit gewaltbetroffenen Frauen.

André Widmer

André Widmer

Leiter Beratungsstelle Triangel

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Die Beratungsstelle ist ein Angebot der reformierten Kirche des Kantons Zug. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen Menschen in schwierigen Lebenslagen helfen – unabhängig von deren Konfession. Ihr Leiter André Widmer arbeitete früher als Polizist.

SRF News: André Widmer, eine aktuelle Studie der ZHAW zeigt: Häusliche Gewalt ist ein Problem von Männern und in Familien mit Migrationshintergrund und starken patriarchalen Strukturen besonders ausgeprägt. Zeigen sich diese Muster auch in Ihrem Berufsalltag?

André Widmer: Ja, wir stellen das auch fest. Die Schweizer sind bei uns in der Minderzahl. Aber die Dunkelziffer ist sehr hoch. Viele erreichen uns nicht, da sie nicht in der Gesellschaft integriert sind.

Die Schweizer Männer sind in Zug seltener Täter – hat die Gleichstellung von Mann und Frau in den letzten Jahrzehnten also funktioniert?

Ein, zwei Generationen früher zeigte sich in der Schweizer Bevölkerung noch ein anderes Bild: Auch bei uns gab es diese starken Familienoberhäupter. Die Stärkung der Frauenrechte und die Zunahme der Bildung für Frauen waren zentral. Das führte in den letzten Jahrzehnten zu einem Rückgang der Gewalt.

Wie erreichen Sie Frauen mit Migrationshintergrund und schlechten Deutschkenntnissen?

Jene Frauen, welche nicht am sozialen Leben in der Schweiz teilnehmen, sind kaum zu erreichen. In Fällen, in welchen sich Nachbarn bei uns melden, die Polizei ausrückt und Frauen ins Frauenhaus kommen, ergibt sich manchmal der Kontakt.

Wie können Sie diesen Betroffenen helfen?

Wir beraten die Leute, falls gewünscht, begleiten wir sie zur Polizei und können allenfalls auch einen Übersetzer organisieren. Das Problem ist jedoch: Wenn der männliche Ernährer einer Familie plötzlich im Gefängnis landet, dann fällt die Existenz dieser Familie zusammen. Hinzu kommt die Gefahr einer Ausweisung dieser Frau. Manchmal sind Schläge ertragen im Vergleich zum Verlust der Existenz das kleinere Übel.

Das Gespräch führte Lea Schüpbach.

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