Im Napfgebiet im Luzerner Entlebuch in einem Seitental weit weg von allen anderen Dörfern liegt Bramboden. Ein Weiler, den man nur über schmale, kurvige Strassen erreicht. Bramboden hat eine eigene Kirchengemeinde, gehört politisch jedoch zur Gemeinde Romoos. Da diese aber hinter dem nächsten Hügel und eine halbstündige Autofahrt entfernt liegt, wenden sich die Brambodner bei Problemen seit Jahrzehnten an die Kirchengemeinde und nicht an die Gemeindekanzlei in Romoos.
Messwein, Bier und Most
An der Ortseinfahrt steht eine kleine Zapfsäule. Ein Mittfünfziger mit wachen blauen Augen tankt hier seinen Hoflader mit Diesel voll. Es ist Bruno Koch, Landwirt und langjähriger Kirchenrat von Bramboden. «Die Bauern mussten immer so weit fahren um zu tanken, also hat ihnen die Kirchengemeinde eine Tankstelle hingestellt.» Darüber habe man an einer der zwei Versammlungen im Jahr abgestimmt, sagt Koch, «so wie bei all den anderen Sachen».
Die Kirche vermietet auch Wohnungen
Mit Sachen meint Bruno Koch die Mietwohnungen und das Beizli im ehemaligen Schulhaus, das Feuerwehrdepot, die Postauto-Garage und diverse Unterstände rund um den Dorfplatz. Alles gehört der Kirchengemeinde. Ausserdem verwaltet sie einen Parkplatz und die Mülldeponie. Mittlerweile bekommt sie für solche Aufgaben Geld von der politischen Gemeinde und andererseits pfuscht sie selber der Politik nicht mehr rein. Doch das war früher anders.
Ein umtriebiger Pfarrer
Angefangen hatte alles mit dem ehemaligen Romooser Pfarrer Robert Kneubühler. Dieser setzte sich dafür ein, dass die Brambodner Bauern nicht für jede Sonntagsmesse nach Romoos mussten. Das war damals ein zweistündiger Fussmarsch - Strassen gab es noch keine. Vor exakt 100 Jahren hatte er den Brambodner eine Kirche hingestellt, seither hatten die Bauern praktisch nichts mehr mit der politischen Gemeinde zu tun und organisierten sich über die Kirche.
«Bramboden war ein Staat im Staat»
Schritt für Schritt liess Pfarrer Kneubühler in Bramboden ein Dorfzentrum entstehen, unter seiner Leitung baute die Kirche in den 1920er-Jahren sogar eine Schule und eine Bäckerei. Finanziert wurde dies mit Spendengeldern. «Bramboden wurde zu einem Staat im Staat», so Aregger, «die Kirche übernahm Aufgaben der politischen Gemeinde». In Romoos liess man die Brambodner gewähren, da so Geld gespart werden konnte. Heute sind Kirche und Staat auch in Bramboden getrennt, doch nach wie vor würde der Weiler ohne Engagement der Kirche stillstehen.
Es droht der Stillstand
«Wir finden keine Nachfolger für den Kirchenrat». Bruno Koch wird nachdenklich, wenn er an die Zukunft von Bramboden denkt». Dieses Jahr hätten drei von sechs Kirchenräte zurücktreten wollen, doch weil niemand ihren Posten übernehmen will, hängen zwei von ihnen weitere vier Jahre an und der dritte Platz bleibt leer.
Doch spätestens in vier Jahren braucht der Kirchenrat frisches Blut, sonst droht der Stillstand. «Sehen Sie sich hier um, die Beiz, der Parkplatz, die Tankstelle und die Wohnungen, alles gehört der Kirchengemeinde», sagt Bruno Koch. «Die Kirche ist das Herzstück von Bramboden, ohne sie läuft hier nichts.»
Regionaljournal Zentralschweiz, 12:03 Uhr