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Zürich Schaffhausen An vielen Zürcher Baustellen flattern rot-weisse Fahnen

Unter Fahnengeschwenke und Krach aus Trillerpfeifen sind am Dienstagmittag hunderte Bauarbeiter in einer Demonstration vom Zürcher Helvetiaplatz Richtung Hauptbahnhof gezogen. Sie forderten einen neuen GAV, Rente mit 60 und Schutz bei Schlechtwetter und Lohndumping.

Am Morgen hatten Bauarbeiter in der ganzen Deutschschweiz ihre Arbeit niedergelegt. Insgesamt dürften rund 300 Baustellen stillstehen, darunter über 100 im Grossraum Zürich. «Die Arbeiter sind wütend, weil ihnen der Baumeisterverband den Gesamtarbeitsvertrag verweigert. Die Emotionen gehen hoch», sagte Kampagnenleiter Nico Lutz gegenüber Radio SRF. Andere Bauarbeiter wurden aus verschiedenen Regionen der Deutschschweiz direkt mit dem Car zum Hauptbahnhof gefahren. Dort wollten sie sich zum gemeinsamen Mittagessen treffen.

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Bauarbeiterstreik - die Reportage (10.11.15)
02:52 min
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 52 Sekunden.

Von Streik wollen sie aber nicht sprechen, obwohl die Bauarbeiter ein Transparent mit der Aufschrift «Wir streiken» mitführten. Die Bauarbeiter bezögen Überzeit, um an den Protesten teilzunehmen, erklärte Kurt Regotz, Verhandlungsleiter Bau von der Gewerkschaft Syna gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Es handle sich aber durchaus um eine arbeitsstörende Massnahme.

Weitere Aktionen sind schon geplant

In einer Medienerklärung der Gewerkschaften Unia und Syna warfen die Bauarbeiter dem Baumeisterverband vor, die Probleme der Bauarbeiter nicht ernst zu nehmen und Lösungen zu blockieren. Erst am Montag hatten 3000 Bauarbeiter im Tessin ihre Arbeit auf den Baustellen ruhen lassen. Am Mittwoch sind Aktionen in der Westschweiz geplant.

Der Protesttag der Gewerkschaften Unia und Syna in Bellinzona war der Auftakt einer Reihe von Protesten in der Schweiz im Arbeitskampf um den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Branche, der Landesmantelvertrag genannt wird. Die Fronten im Schweizer Baugewerbe sind seit Monaten verhärtet.

Die Baumeister wollen den bisherigen Landesmantelvertrag (LMV) verlängern, für Unia und Syna dagegen kommen nur Verhandlungen über einen neuen LMV in Frage – und dies zusammen im Paket mit der Lohnrunde, der Finanzierung des Rentenalters 60 sowie Massnahmen gegen Lohndumping und für besseren Gesundheitsschutz.

Baumeister werfen Unia Einseitigkeit vor

Der Baumeisterverband verweigert inhaltliche Verhandlungen über den Landesmantelvertrag wegen der Fachstelle «Risikoanalyse» der Gewerkschaft Unia. Diese Fachstelle prüft für Baufirmen, ob deren Subunternehmen Lohndumping begehen. Die Baumeister argumentieren, diese einseitige Überprüfung sei nicht zulässig. Kommt es bis Ende Jahr nicht zu einer Einigung, droht ein vertragsloser Zustand. Einen solchen wollen gemäss eigenen Angaben beide Seiten verhindern.Die nächsten Verhandlungen soll es Ende November geben.

Streitpunkt Rentenalter 60 im «Tagesgespräch»

Urs Hany, Vizepräsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes: «Wir sind damit einverstanden, dass jeder Bauarbeiter mit 60 in Pension gehen kann. Das ist eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Nun haben wir aber ein finanztechnisches Problem: Die Finanzierung des Fonds der Stiftung für den flexiblen Altersrücktritt ist nicht mehr gewährleistet. Wir haben den Gewerkschaften einen ersten Lösungsansatz auf den Tisch gelegt. Die Gewerkschaften lehnten aber ab. Es ist im Interesse aller, eine schnellstmögliche Lösung zu finden. In unserem ersten Lösungsansatz haben wir vorgeschlagen, das Problem mit Beitragserhöhungen anzugehen. So würden sich Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber daran beteiligen.»

Nico Lutz, Sektorleiter Bau Unia: «Die Rente mit 60 haben sich die Bauarbeiter vor 13 Jahren erkämpft. Das ist ein ganz wichtiger Punkt für alle Bauarbeiter. Davor hatten wir eine unwürdige Situation: Nur ein Viertel aller Bauarbeiter hatte das ordentliche Rentenalter erreicht. Viele wurden invalid oder entlassen. Die Rente mit 60 ermöglicht den Bauarbeitern eine Rente mit Würde. Wer die Rente mit 60 angreift, greift auch die Würde der Bauarbeiter an. Wir können kein Rentenalter 61 oder 62 oder eine Reduktion der Renten akzeptieren. Wir brauchen deshalb eine Lösung bis Ende Jahr.»

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