Die Winterpause hat der Dominanz des FC Neunkirch keinen Abbruch getan. Der Fussballzwerg aus dem Kanton Schaffhausen gewann vergangenes Wochenende beim FC Lugano gleich mit 9:0 und winkt als souveräner Leader von der Spitze der Nationalliga A. 11 Spiele, 11 Siege, 52 Tore: Die Zahlen sind eindrücklich. Und auch die Spitzenclubs aus Basel, Bern und Zürich können den Spielerinnen aus dem 2000-Seelendorf nicht das Wasser reichen.
Nationalliga A der Frauen
Verein | Spiele | Siege | Unentschieden | Niederlagen | Punkte | |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | FC Neunkirch | 11 | 11 | 0 | 0 | 33 |
2. | FC Basel 1893 | 11 | 9 | 0 | 2 | 27 |
3. | FC Zürich Frauen | 11 | 7 | 3 | 1 | 24 |
4. | BCS Young Boys | 11 | 5 | 2 | 4 | 17 |
5. | FF Lugano 1976 | 11 | 5 | 2 | 4 | 17 |
6. | FC Luzern | 11 | 5 | 0 | 6 | 15 |
7. | Grasshoppers Club Zürich | 11 | 3 | 2 | 6 | 11 |
8. | FC Staad | 11 | 3 | 0 | 8 | 9 |
9. | FC Yverdon Féminin | 11 | 1 | 2 | 8 | 5 |
10. | Frauen SC Deringen Solothurn | 11 | 0 | 1 | 10 | 1 |
Der sportliche Erfolg der Frauenmannschaft bleibt in der Gemeinde nicht unbeachtet. Gemeindepräsident Ruedi Vögele bezeichnet die Spielerinnen als Aushängeschild seiner Gemeinde. Und auch im Restaurant Gemeindehaus weiss man von der Dominanz der Mannschaft im Klettgau.
15 Jahre Arbeit bis zum Meistertitel?
Gegründet wurde der FC Neunkirch vor 15 Jahren von Beat Stolz, einem ehemaligen Spitzenleichtathleten. Seine Tochter wollte unbedingt Fussball spielen und in der Region habe er keinen Frauen-Verein gefunden. Stolz, heute Sportchef beim FC Neunkirch, stellt jedoch klar: «Wir hatten immer Ziele, ein bisschen ‹Plausch› machen finde ich nicht gut.»
Und so stieg der Verein Liga um Liga auf und dominiert nun die Nationalliga A. Den gewachsenen Ansprüchen genügt das Dorf Neunkirch deshalb schon lange nicht mehr. Gespielt wird in Schaffhausen, trainiert im deutschen Lauchringen. Und auch die Spielerinnen sind längst nicht mehr aus der Region.
Das umstrittene Erfolgsmodell
20 Spielerinnen sind stehen im Kader, 17 von ihnen kommen aus dem Ausland. Allein im letzten Sommer hat Neunkrich 8 Fussballerinnen aus Kroatien, Italien und der Slowakei in den Norden der Schweiz gelockt. Eine konkrete Idee, vor allem Ausländerinnen zu verpflichten, war nie da, beteuert Stolz. «Zuerst kam ein Goalie aus Kanada mittels Schüleraustausch, dann eine Ungarin, die Deutsch lernen wollte. Und so wurden es immer mehr und es entwickelte sich etwas.» Neider stören Stolz nicht. Er beklage sich auch nicht darüber, dass der FC Zürich bei den kleinen Clubs Talente abgrase.
Und was sagen die Spielerinnen des Vereins? Sie freuen sich über die Möglichkeit, in Neunkirch spielen zu können.
Lucia Haršányová, Slowakei:
- «Ich war eine Woche hier fürs Probetraining. Mir gefällt, dass wir ehrgeizig sind und als kleines Dorf die grossen Mannschaften schlagen können.»
Sandy Mändli, Schweiz:
- «Ich habe meine Ruhe und ein Gleichgewicht in meinem Leben gefunden. Ich arbeite 50 Prozent in der Nähe und kann gleichzeitig auf hohem Niveau Fussball spielen. Das ist ideal.»
Der lange Weg zur Meisterschaft
Der FC Neunkirch träumt jetzt vom Meistertitel und von der Champions League der Frauen. Die Gemeinde will den Weg mitgehen und plant eine neue Sportanlage. Für alle Vereine, wie Gemeindepräsident Vögele betont. Aber die Frauen vom FC Neunkirch könnten so in Zukunft vielleicht auch tatsächlich in Neunkirch spielen.
Auf dem Weg zum Meistertitel stehen dem Dorfclub jedoch noch ein paar Hürden im Weg. Die erste kommt in Form des FC Basel am nächsten Wochenende auf den Bühlplatz in die Stadt Schaffhausen. Die Partie gegen den Titelverteidiger FC Zürich trägt der FC Neunkirch vermutlich sogar im neuen Stadion des FC Schaffhausen aus.