Was politisch schon lange diskutiert und vom zuständigen Stadtrat Andreas Hauri (GLP) angedeutet wurde, ist nun Tatsache: Das Stadtspital Waid soll sich weiter auf die Altersmedizin fokussieren, die Grundversorgung samt Notfall bleiben erhalten. Das Triemli kann sich weiter in spezialisierten und hochspezialisierten Bereichen wie der Tumor- oder Herzmedizin profilieren. Beide Standorte sollen das ambulante Angebot ausbauen.
Spitäler sind «unverzichtbar»
Die Strategie baue auf den bestehenden Stärken beider Spitäler auf, heisst es in der Medienmitteilung, mit klaren Angeboten. Als Spital mit zwei Standorten decke es die gesamte Palette der medizinischen Grundversorgung mit 24-Stunden-Notfall und Intensivmedizin ab.
Mit dieser Strategie sollen sich die Spitäler unverzichtbar machen, sagt Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri mit Blick auf das Hauptsorgenkind Waid: «Das Waid hat in der Altersmedizin einen hohen Marktanteil, dazu wächst die ältere Bevölkerung in Zürich aber auch in den umliegenden Gemeinden. Da kann man nicht von einem Tag auf den anderen sagen, das findet jetzt anderswo statt.»
Obwohl die Zahlen besser ausfallen als erwartet, die beiden Spitäler sind noch nicht über den Berg. «Wir sind auf Kurs», sagt dazu Hauri, auch wenn die Wirtschaftlichkeit noch verbessert werden müsse. So muss das Triemli zusehen, wie es die Kosten für sein neues Bettenhaus reduzieren kann. Und das Waidspital soll seine Personalkosten senken und rund 50 Stellen abbauen. Entlassungen sollen dabei vermieden werden.
So reagieren die Parteien:
SP | Die SP begrüsst grundsätzlich die neue Angebotsstrategie der Stadtspitäler. Damit gebe es ein qualitiativ gutes Angebot aus städtischer Hand für die ganze Bevölkerung. Nicht überzeugt ist die SP von der geplanten Personalpolitik im Waid, welches Stellen abbauen soll. Die Partei moniert auserdem, dass die Probleme mit den hohen Kosten des neuen Bettenhauses im Triemlispital weiter bestünden. |
FDP | Die FDP zeigt sich erleichtert über die Angebotsstrategie der Stadtspitäler und von den «positiven Signalen bezüglich der Rechnung 2018». Erfreut ist die Partei auch,dass beide Spitäler stärker zusammenarbeiten und die Notfallstationen beider Spitälern bleiben und sogar verstärkt werden sollen. |
SVP | Die SVP lobt Stadtrat Hauri und Spitaldirektor Zemp für ihre gute Arbeit. Die neue, komplementäre Angebotsstrategie scheine klug gewählt. Allerdings geisselt die Partei den «linken Stadtrat» dafür, dass die Rechtsform der Spitäler noch nicht geklärt sei, respektive, dass sie immer noch als Dienstabteilungen der Stadt geführt werden. Die Ausgliederung aus der Stadtverwaltung, so die SVP, sei zwingend. |
Grüne | Die Grünen sprechen von einer «richtigen Entscheidung» und wollen den Stadtrat in seiner Strategie unterstützen. Sie wünschen sich aber «vereinzelt mehr visionäre Ideen und ein bisschen mehr Mut». Die Strategie in der ambulanten Versorgung könnte noch weitergehen: Ein zentral gelegenes Ambulatorium, so die Idee, könnte mehr Patienten anziehen. |
GLP | Die GLP findet nichts zu mäkeln an der Strategie. Sie forden aber den Stadtrat auf Lösungen zu präsentieren für die hohen Kosten, die das Bettenhaus am Triemli verursacht. Und sie begrüssen, dass die Stellenreduktion am Waidspital sozialverträglich erfolgen soll. |
Der Druck auf die beiden Spitäler bleibt bestehen: Per 2022 präsentiert der Kanton seine neue Spitalliste. Sie ist entscheidend für die finanzielle Unterstützung des Kantons. Auf diese Liste werden es die Spitäler nur wieder schaffen, wenn sie aufzeigen können, dass sie die Kosten im Griff haben.
Wo steht die Verselbständigung?
Derzeit ist die Ausgliederung der beiden Spitäler aus der Stadtverwaltung noch kein Thema. Dies obwohl sich der Zürcher Stadtrat bereits Ende 2017 für die Verselbständigung der Stadtspitäler ausgesprochen hatte. Andreas Hauri betont aber: «Es gilt immer noch der Stadtratsentscheid. Wir werden die Ausgliederung anpacken, sobald wir wirtschaftlich einen Schritt weiter sind.»
Bei der SVP stösst diese Strategie auf Unverständnis. «Die wichtigste Massnahme wurde einfach ausgeklammert», sagt SVP-Gemeinderätin Susanne Brunner. Sie ist überzeugt, dass die Stadtspitäler nur mit einer Verselbständigung aus den roten Zahlen kommen. Bei der SP hingegen kommt Hauri's Strategie gut an. «Wir halten es für richtig, dass man zuerst wirtschaftlich auf Kurs kommt und dann erst weiter schaut», sagt SP-Gemeinderätin Marion Schmid.