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Physikalisch erfolgreich, politisch umstritten: Tempo 30 nachts
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 05.07.2019.
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Spürbar weniger Lärm Anwohner mit Tempo 30 nachts in der Stadt Zürich zufrieden

Wird die Geschwindigkeit in der Nacht von 50 auf 30 gesenkt, trägt dies zu einer spürbaren Lärmreduktion bei. Das zeigt die Auswertung eines dreimonatigen Versuchs der Dienstabteilung Verkehr und des Umwelt- und Gesundheitsschutzes der Stadt Zürich.

Tempo 30 auf grossen Achsen

Durchgeführt wurde der Versuch auf vier überkommunalen Strassenabschnitten zwischen Juli und September 2018. In dieser Zeit galt Tempo 30 zwischen 22 Uhr und 6 Uhr auf Abschnitten der Albisstrasse, der Hardstrasse und der Dübendorf-/Winterthurerstrasse, sowie auf einem Abschnitt der Strassen Am Wasser und Breitensteinstrasse. Überall konnte gemäss Mitteilung eine um 1 bis 3 Dezibel geringere Lärmbelastung festgestellt werden.

Physikalisch sind drei Dezibel eine Halbierung des Lärms.
Autor: Rainer Zah Abt. Umwelt und Gesundheitsschutz Stadt Zürich

Laut Rainer Zah von der Dienstabteilung Umwelt und Gesundheitsschutz ist bereits eine Lärmsenkung um 1 Dezibel wahrnehmbar. Eine Senkung um 3 Dezibel entspricht physikalisch sogar einer Halbierung des Lärmpegels. Für Zah ist deshalb klar: Tempo 30 nachts auf den grossen Achsen wäre eine gute Lösung, um den Zielen der Lärmschutzverordnung näherzukommen. «Und es ist sicher etwas, das man sinnvollerweise nicht nur an ein, zwei Stellen, sondern grösserflächig einsetzt», sagt Zah.

Tram und Flugzeug bleiben laut

Nicht an allen Strassenabschnitten brachte die Temporeduktion die gleiche Verbesserung. Für die Anwohnerinnen und Anwohner der Dübendorfstrasse blieb etwa der Lärm der Trams störend, die auf dem Eigentrassee nicht vom tieferen Tempolimit betroffen waren. Und auch der Fluglärm scheint eine Rolle zu spielen. Deshalb stiess der Versuch «Tempo 30 nachts» an der Dübendorferstrasse nur bei einem Drittel der Befragten auf Anklang.

Die Anwohnerschaft entlang der anderen Versuchsstrecken sprach sich dagegen klar für die nächtliche Temporeduktion als Massnahme aus. An der Breitensteinstrasse/Am Wasser beurteilten sogar 80 Prozent der Befragten die Massnahme als positiv.

Verkehrsfluss nicht behindert

Auf den Verkehrsablauf habe der Versuch keine negativen Auswirkungen gehabt, schreibt die Stadt: Die Fahrzeiten von Bussen und Trams habe sich zwar um wenige Sekunden verlängert, den Fahrplan oder allfällige Anschlüsse habe dies aber nicht beeinflusst. Die Erkenntnisse aus dem Versuch werden nun auf politischer Ebene diskutiert.

Für die Stadt ist Tempo 30 nachts einfach die billigste Lösung.
Autor: Reto Cavegn Geschäftsführer TCS Sektion Zürich

Die Autoverbände lehnen Tempo 30 nachts auf überkommunalen Strassen ab. Es gebe andere Methoden, um den Verkehrslärm zu senken, sagt Reto Cavegn von der Zürcher Sektion des TCS – zum Beispiel im Bereich der Gebäudeisolierung, der Strassenbeläge oder der Bereifung. «Aus Sicht der Stadt ist es einfach das billigste Mittel, die Signalisierung ein wenig zu ändern», sagt Cavegn.

Kritik von SVP und Grünen

Für die SVP ist Tempo 30 nachts ebenfalls der falsche Weg, dies besonders auf Hauptstrassen mit Kanalisierungsfunktion. Bei Tempo 30 wichen Autofahrer nachts in die Quartiere aus, sagt SVP-Gemeinderat Christoph Marty. Auch die Grünen sind mit den Plänen der Stadt nicht zufrieden; ihnen geht die Massnahme zu wenig weit. «Es gibt immer noch 130'000 Menschen in dieser Stadt, die an Orten wohnen, an welchen der Lärmgrenzwert überschritten wird», sagt Markus Kunz, Präsident der grünen Gemeinderatsfraktion. «Man könnte also ruhig auch am Tag noch ein paar Tempo-30-Zonen einrichten.»

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