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Ärger bei Werbekunden Erste Schweizer Firmen stoppen Werbung auf Google und Youtube

Swisslife und Baer schalten vorderhand keine Werbung mehr bei Google und Youtube. Sie reagieren damit auf Recherchen von «10vor10». Diese zeigen auf, dass Werbevideos auf Youtube vor Videos mit extremen Inhalten geschaltet werden.

Die Weichkäse-Herstellerin Baer AG teilt mit: «Wir sind schockiert, dass unsere Werbung offenbar auf Youtube im Kontext mit Videos mit inakzeptablem Inhalt erscheint. Dies ist Rufschädigung und wir distanzieren uns in aller Vehemenz von solchen Inhalten, die in keiner Weise von uns akzeptiert oder geteilt werden. Aus diesem Grund werden wir sofort sämtliche Werbeaktivitäten auf Google Display Network (GDN) und Youtube stoppen.»

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Einen klaren Strich zieht auch Swiss Life. Der grösste Schweizer Lebensversicherungskonzern schreibt «10vor10»: «Swiss Life distanziert sich klar von extremistischen Inhalten jeder Art und zieht deshalb die Konsequenzen: Wir haben die von uns gebuchten Swiss Life Ads auf Youtube und auf Google Display per sofort gestoppt.» Und: «Wir erwarten von den Plattformen, extremistische Inhalte unverzüglich zu löschen.» Sunrise und Electrolux prüfen derzeit einen Rückzug – falls Google das Risiko von Fehlplatzierungen nicht substanziell reduziere. Auch die anderen betroffenen Firmen distanzieren sich ausdrücklich von fragwürdigen Inhalten.

Coop, Migros und Post vor Neo-Nazis und Hass-Predigern

Der konkrete Hintergrund: Wie Recherchen von «10vor10» zeigen, tauchen vor Neonazi-Videos Werbungen von Post, Micasa, Ikea Schweiz, Baer, Swisslife, Sunrise, Nivea, Ricola, Swisscom und Electrolux auf.

Ein Coop-Werbefilm läuft vor einem Video von Michael Savage, dem die Einreise nach Grossbritannien wegen «Schürens von Hass» untersagt ist. Werbevideos von Coop oder Baer werden auch vor einem Video mit dem umstrittenen Salafisten Pierre Vogel platziert.

Zudem taucht Schweizer Werbung bei diversen Verschwörungs-Talkern auf. So etwa bei Alex Jones von «Infowars». Jones ist der Mann, der auch schon behauptete, Hillary Clinton habe persönlich Kinder ermordet oder das Sandy-Hook-Massaker habe nie stattgefunden. Auch vor Videos von Jones tauchen Post, Fust, Emmi und viele weitere namhafte Schweizer Firmen auf. Pikant: Betreiber von fragwürdigen Kanälen auf Youtube verdienen – bei genug Klicks aus der Schweiz – an dieser programmatischen Werbung mit.

Google: «Änderungen sind angeschoben»

In Grossbritannien haben laut der Zeitung «The Times» bereits über 250 Unternehmen Werbe-Deals mit Google gestoppt, weil ihre Anzeigen bei extremen Inhalten platziert worden waren.

Wie die britische Zeitung «The Guardian» berichtet, hat zudem Havas, eine der weltweit grössten Agenturen, die Google- und Youtube-Werbung ihrer Kunden in Grossbritannien sistiert.

Die betreffenden Videos hat Google inzwischen gesperrt. Auf Anfrage von «10vor10» schreibt Google, man möchte sich «ausdrücklich entschuldigen» für Fälle von «Anzeigen von Marken im Umfeld von Inhalten, die nicht mit ihren Werten übereinstimmen». Und: «Wir wissen, dass dies für Werbetreibende und Agenturen, die uns vertrauen, nicht hinnehmbar ist.»

Man habe daher die Richtlinien und Tools für Werbung umfassend überprüft. Und bereits Änderungen in drei Bereichen angeschoben: bei den Anzeigen-Richtlinien, bei der Durchsetzung dieser Richtlinien und in Form neuer Kontrollmöglichkeiten für Werbetreibende. «YouTube als Betreiberin der Plattform lehnt die Einstellung solcher Inhalte genauso ab wie die Gemeinschaft der Nutzer selbst», heisst es in der Stellungnahme. «YouTube reagiert innerhalb von Stunden mit der Prüfung solcher Inhalte, sobald diese gemeldet werden.»

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