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Ist am Boden, bleibt am Boden: Die Ju-52
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 04.07.2022. Bild: Keystone
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Flugzeug Ju-52 Sanierung scheitert: «Tante Ju» fliegt wohl nie wieder

Das schweizweit beliebte Oldtimer-Flugzeug hätte 2023 wieder abheben sollen. Doch daraus dürfte nichts werden.

Langsam tuckert die Tante Ju an den Wolken vorbei, knattert wie kein anderes Flugzeug. Während Jahrzehnten eroberte die Ju-52 so auf Rundflügen die Herzen der Schweizerinnen und Schweizer. 2018 jedoch stürzte eine Maschine bei Flims (GR) ab. Alle zwanzig Personen an Bord kamen ums Leben. Seither sind die Flieger am Boden.

Pilotenfehler führte zum Absturz

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Legende: Das Flugzeug stürzte auf 2540 Metern Höhe ab. Kantonspolizei Graubünden
  • Am 4. August 2018 verunfallte eine Ju-52 im Gebiet des Piz Segnas. Der Abschlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) zeigte auf: Die Flugführung durch die Piloten war hochriskant. Unter anderem die tiefe Geschwindigkeit und die niedrige Flughöhe führten zum Absturz. Zudem war das Flugzeug technisch nicht in ordnungsgemässem Zustand. Weiter erkannte das Bundesamt für Zivilluftfahrt diverse Sicherheitsprobleme nicht.
  • Zwar flog die Flotte der Ju-Air kurz nach dem Unglück wieder. Im November 2018 aber ordnete die Sust ein Verbot kommerzieller Flüge an. Bis heute heben die Flugzeuge nicht mehr ab.
  • Zudem hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt die Auflagen für Flüge mit historischen Maschinen verschärft. Mit der Tante Ju dürften nur noch Vereinsmitglieder der Ju-Air abheben.

Doch der Verein Ju-Air träumt von einem Revival im nächsten Jahr: Eine von ursprünglich drei Maschinen soll wieder in die Lüfte steigen. Dafür soll das Flugzeug saniert werden. Verantwortlich dafür ist die Junkers Flugzeugwerke AG mit Sitz im Kanton St. Gallen.

Nun rücken die Pläne allerdings in weite Ferne. «Wir gehen davon aus, dass die Maschine nicht mehr flugtauglich wird», schreibt das Unternehmen in einer E-Mail, die SRF vorliegt.

Grosse Enttäuschung und Überraschung

Die E-Mail richtet sich an einen Journalisten von «SkyNews.ch». Im Schweizer Luftfahrtmagazin hat er zuerst über die misslungene Sanierung berichtet. Offenbar steht das Unternehmen vor einem Umbruch. Es soll verkleinert werden und plant, Personal abzubauen.

Eine Ju-52 in der Luft
Legende: Dass eine Ju-52 nochmals abhebt, wird immer unrealistischer. «Vermutlich können wir den Flugbetrieb mit der Ju-52 in der Schweiz nicht mehr aufnehmen», heisst es vom Verein Ju-Air. Keystone

Bei der Ju-Air ist die Überraschung gross. «Wir haben keine offizielle Mitteilung erhalten», sagt Sprecher Christian Gartmann. Es wäre «sehr schade», wenn das Flugzeug nicht saniert würde. «Denn viele Aviatikfans und Liebhaber der historischen Militärluftfahrt freuen sich, wieder mit der Ju-52 zu fliegen.» Ohne Sanierung könne der Flugbetrieb in der Schweiz wohl nicht mehr aufgenommen werden.

«Jedes Kind kannte die Tante Ju»

Zwar bietet der Verein Ju-Air Flüge mit anderen, kleineren Maschinen an. Doch die Tante Ju war stets der Star. Gebaut wurde die Maschine in den 1930er-Jahren in Deutschland. Während vier Jahrzehnten flogen Piloten der Schweizer Luftwaffe damit. Ab den 1980er-Jahren übernahm die Ju-Air die Flugzeuge und nutzte sie für Rundflüge mit Passagieren.

«Jedes Kind kannte die Tante Ju», sagt Gartmann. «Man hörte das Flugzeug von weitem kommen. Man sah es langsam an einem vorbeiziehen.» Dass dieses Bild wahrscheinlich nie wieder aufleben werde, bedauern die Mitglieder des Vereins laut Gartmann.

Die Maschine selbst umbauen? Unmöglich!

Was geschieht nun mit der fluguntüchtigen Ju-52? Voraussichtlich kommt sie ins Flugzeugmuseum Dübendorf. Dort steht bereits ein gleiches Modell. Ein weiteres ist in Deutschland ausgestellt.

Die Maschine selbst umzubauen, ist für den Verein nicht möglich. «Das ist ein sehr aufwendiges Unterfangen», sagt Christian Gartmann. «Man muss das Flugzeug in einzelne Bestandteile zerlegen und viele davon neu herstellen. So ein grosses Projekt hätten wir nicht stemmen können.» Genau dafür suchte die Ju-Air einen externen Spezialisten, die Junkers Flugzeugwerke AG.

Neuauflage der Tante Ju angekündigt

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Noch vor einigen Monaten brachte die Junkers Flugzeugwerke AG öffentlich ein «Comeback» der Tante Ju ins Spiel. Die Idee: Die legendären Flugzeuge sollen neu gebaut werden, mit modernstem Cockpit und Autopiloten. Diese Ankündigung machte die Junkers Flugzeugwerke AG an der Luftfahrtmesse in Friedrichshafen (D).

Diese Pläne hängen nun ebenfalls in der Schwebe. Noch stehe nicht fest, ob das Flugzeug gebaut werde, schreibt die Junkers Flugzeugwerke AG in ihrer E-Mail.

Die Firma habe an der Luftfahrtmesse lediglich ein Konzept vorgestellt. Dies machten grosse Flugzeughersteller ähnlich. So könnten sie feststellen, ob es genügend Käuferinnen und Käufer für ein neues Flugzeug gibt.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 04.07.22, 12.03 Uhr ;

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