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Kontroverse «Freedom Festival» Rechtsextreme vernetzen sich mit Nationalratskandidaten

Unter dem Begriff «Freiheit» treffen sich in Volketswil am «Freedom-Festival» Nationalratskandidaten, Libertäre, Verschwörungstheoretiker und Personen mit Verbindungen ins Rechtsradikale Milieu – die Linie zwischen rechtsradikalen Ideen und gemässigten Kreisen verwässert sich.

In Volketswil haben sich rund 100 Personen am «Freedom Festival» bei der Podiumsdiskussion von «Mass-Voll» eingefunden. Die vier Redner von «Mass-Voll» nutzen die Plattform des «Freedom Festival» für eine Wahlkampfveranstaltung ohne Widerworte. Kritisch eingeordnet wird hier nicht, eine Diskussion entsteht kaum.

«Freedom Festival»

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Begleitet von einer monatelangen Debatte, fand am 19. und 20. August das «Freedom Festival» in Volketswil statt. Organisiert wurde der Event vom «Free Economic Forum», daran beteiligt ist die Atlas-Initiative des deutschen Unternehmers Martin Krall, der laut der «Zeit» Kontakte zu deutschen Reichsbürgern hat. Teilnehmende und Partner waren unter anderem die Freiheitstrychler, Aufrecht Schweiz, die Libertäre Partei, Mass-Voll, die Graswurzel-Bewegung und das Aktionsbündnis Urkantone.

Die Juso Zürich Oberland kritisierte im Vorfeld, dass am Festival «absurde Verschwörungsideologien und Hass gegenüber Minderheiten» verbreitet würden.

Offiziell geht es um den Austausch von freiheitlichen und liberalen bis libertären Ideen. Aus dem Publikum fallen aber auch Sätze wie «Ungeimpfte werden in Camps abtransportiert» oder «es gab nie eine Pandemie – es war alles inszeniert».

In dieser Umgebung lässt sich «Mass-Voll»-Präsident Nicolas Rimoldi dazu hinreissen, nochmals einen Witz über Braunau zu reissen, dem Geburtsort Hitlers. Dies, nachdem er vor wenigen Wochen bereits ein Foto von sich auf Instagram publizierte – aufgenommen in Braunau.

Rechtsradikale Unterstützer

Bei der Podiumsdiskussion sind auch zwei Aushängeschilder der «Jungen Tat» anwesend. Die Organisation wird von Extremismusforschenden als klar rechtsradikal eingestuft. SRF ist auch vor Ort und beobachtet, wie sie Fotos von Rimoldis Auftritt machen, als technische Hilfe fungieren und im regen Austausch mit Rimoldi sind.

«Junge Tat»

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Die derzeit bekannteste und am schnellsten wachsende rechtsextreme Gruppierung in der Schweiz. Ihre Mitgliederanzahl soll sich auf rund 20-30 Personen belaufen

Es soll sich dabei um einen Zusammenschluss der aufgelösten «Eisenjugend» und «Nationalen Jugend Schweiz» handeln. Die Mitglieder machen vor allem durch öffentliche Aktionen und Beiträge auf verschiedenen Sozialen Medien auf sich aufmerksam.

Der Nachrichtendienst des Bundes schätzt das Gewaltpotenzial der Gruppierung als erhöht ein.

Darauf angesprochen sagt Rimoldi, er habe den Kontakt mit der Gruppe gesucht: «Sie wurden wie ich als rechtsextrem, Nazi oder Schwurbler diffamiert, da wollte ich auf sie zugehen.» Zudem sei die «Junge Tat» für ihn keine rechtsextreme Organisation.

Dem widerspricht Extremismusforscher Dirk Baier vehement, «die Bewegung ist klar rechtsradikal und neofaschistisch», ihre Ideologien widersprächen den demokratischen Grundprinzipien.

Nicolas Rimoldi mit Zigarre
Legende: Nicolas Rimoldi will sich nicht von der «Jungen Tat» abgrenzen. Keystone

Es ist nicht das erste Mal, dass sich «Mass-Voll»-Präsident Rimoldi mit Personen aus dem rechtsextremen Milieu zeigt. So besuchte er eine Kundgebung in Wien, die von der «Identitären Bewegung» organisiert wurde. Eine Gruppierung, die vom österreichischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird. 

Gefährliche Verwässerung

Solche Treffen wie das «Freedom Festival» sieht der Extremismusforscher Baier sehr kritisch. «Mass-Voll hat sich als vermeintliche Bürgerrechtsbewegung etabliert, welche sich für die Freiheit einsetzt – und diese vermischt sich nun mit klar rechtsradikalen Gruppierungen.» Damit könnten sich faschistische Ideen auch in bürgerlichen Kreisen festigen, so Baier. Bisher Unsagbares, Radikales wird salonfähig.

Benjamin Mudlack, der deutsche Organisator des Festivals und Vorstandsmitglied der rechtslibertären Atlas-Initiative, meint auf Anfrage: «Wir kontrollieren nicht, wer sich als Privatperson ein Ticket kauft und am Festival teilnimmt … von extremistischen Tendenzen und Organisationen distanzieren wir uns jedoch ausdrücklich.» 

Kontroverse Listenverbindungen

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Im Kanton Luzern geht die SVP eine Listenverbindung mit der Bewegung von Nicolas Rimoldi ein. Die SVP-Solothurn hat die Zusammenarbeit mit «Mass-Voll» bereits im Juli kommuniziert.

Dass sich der Präsident der Bewegung nicht von Rechtsextremen distanzieren will, dazu sagt Angela Lüthold-Sidler, die Präsidentin der SVP Kanton Luzern, «eine Listenverbindung ist eine reine arithmetische Angelegenheit. Es ist keine Liebe, keine Heirat, keine Übernahme des Parteiprogramms». Die SVP Schweiz will sich dazu nicht äussern.

Am Wochenende des «Freedom Festival» zählten die Veranstalter rund 500 Personen. Die Gefahr sei laut Baier hier nicht primär eine Zunahme der Mitgliederzahl von Organisationen wie der «Jungen Tat», sondern, dass radikale Ideen und Ideologien gestreut und normalisiert würden. Ob «Mass-Voll» dabei für die «Junge Tat» der richtige Katalysator ist, stellt Baier indes in Frage.

«SRF Impact»

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«Arena», 25.08.2023, 22:25 Uhr

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