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Mineralquelle Vals Coca-Cola hat das Valser Wasser nicht amerikanisiert

Wasser ist auch ein emotionales Gut. Heute wie vor 20 Jahren, als Coca-Cola im Bündnerland die Valser-Anlagen kaufte.

Für Gemeindepräsident Stefan Schmid gehört das Wasser nach Vals. Vor elf Jahren übernahm er das Amt nach einer turbulenten Zeit: Kontroversen über die Weiterentwicklung der Therme und Schlagzeilen über den Verkauf der Valser Mineralquelle. Der Verkauf sei vor allem medial ein grosses Thema gewesen, sagt Schmid.

Stefan Schmid.
Legende: Gemeindepräsident Stefan Schmid erinnert sich an die engagierten Diskussionen, als Coca-Cola nach der Valser Quelle griff. SRF

Der schlichte Produktionsbau liegt vor dem Ort. Auf dem Gebäude der Valser-Schriftzug plus Schweizerkreuz. Die Amerikanisierung, die mit dem Einstieg von Coca-Cola im Jahr 2002 befürchtet wurde, fand nicht statt.

Für Erwin Berni, fast drei Jahrzehnte für Valser tätig, ist das logisch: Coca-Cola habe die Infrastruktur, das Gebäude, die Abfüllanlagen gekauft. Die Quelle gehöre als öffentliches Gewässer der Gemeinde. Coca-Cola bezahlt für jeden verkauften Liter Konzessionsgebühren an die Gemeinde – mehr als vor der Übernahme.

 «Erstes» Mineralwasser für Coca-Cola in Europa

Die Quellfassung liegt am gegenüberliegenden Hang. Das Wasser tritt warm aus dem Berg, ist also eine Thermal- wie auch eine Mineralquelle. Für Coca-Cola war es die erste Mineralquelle in Europa. Weitere folgten, sodass der Konzern heute mit den gleichen Slogans für verschiedene Mineralwasser wirbt.

Abfüllung in Vals.
Legende: Abfüll- und Verpackungsanlage des Valser Wassers. Der überwiegende Teil aller in der Schweiz erschlossenen Mineralwasser fliesst in den heimischen Konsum. SRF

Natürlich überwogen damals die Hoffnungen, dass die Arbeitsplätze bleiben und ausgebaut werden. Das grosse Wachstum blieb allerdings aus. Valser entwickelte sich auch nicht zum Exportschlager im umkämpften Mineralwassermarkt.

Eine neue stille Quelle

Erwin Berni, der heute für die Arbeitssicherheit im Betrieb zuständig ist, sagt es so: «Wenn Coca-Cola nicht gekommen wäre, wären wir wohl kleiner geworden. Und so sind wir stabil geblieben, auch die Volumen. Das sind immer noch um die 90 Millionen Liter, die wir jährlich abfüllen.»

Erwin Berni
Legende: Die Nachfrage nach dem stillen Valser Wasser sei gewachsen, sagt Sicherheitschef Erwin Berni vor dem Profil der Valser Quellen. SRF

Inzwischen habe die Besitzerin Coca-Cola investiert. In effizientere Abläufe im Betrieb etwa und vor einem Jahrzehnt in die Konzession einer zweiten Quelle. Da dieses Wasser weniger lang im Berg und weniger mineralisiert ist, eignet es sich für das stille Valser Wasser. Laut Erwin Berni ist die Nachfrage hier gewachsen.

Valser pumpt kein Wasser hoch, sondern nimmt, was aus dem Berg tritt.
Autor: Stefan Schmid Gemeindepräsident von Vals

Gut möglich, dass es künftig weitere Quellfassungen braucht. Gemeindepräsident Schmid stellt fest: «Man muss sich Gedanken machen zum Klimawandel, zur Wassernutzung. Valser nutzt die Quelle nachhaltig – sie pumpt kein Wasser hoch, sondern nimmt, was aus dem Berg tritt.»

Vals.
Legende: Kleines Dorf – berühmtes Wasser. Vals hat die Nutzung seiner Quellen Coca-Cola und somit einem Megakonzern übergeben. SRF

Von einer zu grossen Abhängigkeit wollen weder Valser-Mitarbeiter Berni noch Gemeindepräsident Schmid sprechen. Schlagzeilen über den Verkauf anderer Mineralquellen bereiten ihnen keine schlaflosen Nächte. Denn sie wissen: Die mediale Aufregung legt sich wieder.

Im Berner Oberland haben Mitte Jahr verschiedene Sportgrössen das Adelbodner Mineralwasser gekauft. Im Wallis entbrannte eine Kontroverse um eine Quelle in Turtmann, weil ein chinesischer Investor daran interessiert war.

Wasserimporte legen zu

Box aufklappen Box zuklappen

Die Menschen in der Schweiz trinken gerne Mineralwasser. Fast 980 Millionen Liter waren es letztes Jahr oder über 110 Liter pro Kopf, wie der Schweizer Mineralwasser-Verband berechnete.

Etwas mehr als die Hälfte produziert die Schweiz derzeit selbst: 540 Mio. Liter Wasser im Jahr 2022. Nach einem kleinen Einbruch während der Pandemie ist es wieder etwas mehr, aber längst nicht mehr so viel wie Ende der Nullerjahre. An über 20 Quellorten wird Mineralwasser abgefüllt – von A wie Adelboden bis V wie Vals.  

Der Anteil des importierten Wassers nimmt zu. Inzwischen sind es 440 Mio. Liter oder 45 Prozent. Vor zehn Jahren lag der Anteil mit 326 Mio. Litern noch bei rund 37 Prozent.

Die Schweiz exportierte nie grosse Mengen an Mineralwasser. Doch inzwischen fallen sie quasi aus der Statistik: Zehn respektive zwölf Millionen Liter waren es noch 2010 und 2011. Noch drei respektive vier Millionen Liter gingen 2021 und 2022 in den Export. Die internationalen Nahrungsmittelkonzerne haben das Mineralwassergeschäft fest in der Hand.

Rendez-vous, 18.08.2023, 12:30 Uhr

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