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Moll wird 70 Trotz veraltetem Familienbild: Papa Moll bleibt Sympathieträger

Gestartet als Schweizer Alternative zu Micky und Donald, wirbt Papa Moll heute für eine Tourismusdestination.

Da sitzt er, mit Badelatschen, gepunkteter Badehose und einer Glace im Mund. Papa Moll beobachtet im Thermalbad von Bad Zurzach das Geschehen im Kinderbecken, gemütlich von einer Bank aus. Auch mit 70 Jahren sieht er zufrieden aus – und ist beliebt bei Jung und Alt. Dies zeigt seine Karriere zum Werbeträger für Bad Zurzach Tourismus.

Bank mit Statue.
Legende: Papa Moll im Thermalbad von Bad Zurzach. SRF / Barbara Mathys

1952 wurde zum ersten Mal ein Band der Geschichte von Papa Moll mit seiner Frau Mama Moll, den drei Kindern Willy, Fritz und Evi und dem Dackel Tschips veröffentlicht. Dies im Junior-Heftli, das damals wie heute u.a. in Drogerien gratis auflag.

Papa Moll als Alternative zu Micky Maus

Erfunden und gezeichnet hat Papa Moll die Malerin Edith Oppenheim-Jonas. Die damalige Nebelspalter-Karikaturistin hatte von Pro Juventute den Auftrag erhalten, einen Schweizer Comic zu entwerfen. Dies als Alternative zu den dominierenden amerikanischen Comics - Papa Moll als Schweizer Antipode zu Micky Maus und Donald Duck.

Frau mit zwei Puppen.
Legende: Edith Oppenheim-Jonas mit zwei Papa-Moll-Puppen. Die Badenerin erfand die Figur. Das Foto stammt aus dem Jahr 1980. Keystone

Die Inspiration für die Geschichten erhielt Oppenheim-Jonas zu Hause, erzählt ihr Sohn Roy Oppenheim: «Sie hatte selbst drei Kinder, auch Papa Moll hatte drei Kinder. Aus den ersten 20 Jahren Papa Moll kommen 80 Prozent der Geschichten aus der eigenen Familie», schmunzelt Oppenheim.

Der Erfolg des Comics stellte sich bald ein und die Geschichten wurden in eigenen Bänden publiziert. Mittlerweile gibt es 35 Papa-Moll-Bücher, das neuste erscheint in diesen Tagen. 1.6 Millionen Papa-Moll-Bücher wurden verkauft, die Geschichten sind auch auf Kassetten und CDs erschienen und 2017 sogar als Spielfilm.

Comic.
Legende: Eine Originalzeichnung von Edith Oppenheim-Jonas. SRF / Stefan Ulrich

Seit dem Tod von Edith Oppenheim-Jonas im Jahr 2001 übernahmen andere Zeichnerinnen und Zeichner. Die Geschichten aus der Kleinfamilie aus den 1950er-Jahren erschien vielen Verlegern bald veraltet. Die Figuren sind heute denn auch nicht mehr die exakt gleichen wie vor 70 Jahren. Evi trägt Jeans statt Rock und Mama Moll steht nicht mehr den ganzen Tag in der Küche.

Einer hat sich dabei allerdings kaum verändert: Papa Moll. So steht er auch im zweitneusten Band mit weissem Hemd und schwarzer Krawatte im Garten. «Moll ist kein Trottel, kein Blödian. Er meint es gut, will immer gute Lösungen», erklärt Roy Oppenheim das Erfolgsrezept für die Figur mit den fünf Haaren auf dem Kopf.

Mann hebt Bild in die Kamera.
Legende: Roy Oppenheim zeigt im Atelier seiner Mutter ein Bild von Evi und Papa Moll. SRF / Barbara Mathys

Ein Erfolgsrezept, das offenbar bis heute zieht. Zum Beispiel in Bad Zurzach, wo Papa Moll seit 2011 als Werbefigur eingesetzt wird. Es gibt, neben dem Bad, einen Papa-Moll-Rätselweg, ein Papa-Moll-Minigolf, einen Papa-Moll-Spielplatz und ein Papa-Moll-Fest. Papa Moll sei eine ideale Werbefigur, sagt Peter Schläpfer, Geschäftsführer von Bad Zurzach Tourismus. Denn die Geschichten seien sowohl Kindern wie Eltern und Grosseltern bekannt.

Bekannter als Globi

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Die Geschichten von Papa Moll erschienen lange Zeit in den Junior-Heftli. Diese wurden u.a. auch in Deutschland aufgelegt, sodass Papa Moll auch vielen Deutschen ein Begriff ist.

Auch dies sei für eine Destination wie Bad Zurzach, die am Rhein und damit an der Landesgrenze liegt, ein Vorteil, so Peter Schläpfer.

Er vergleicht dabei Papa Moll mit Globi, der nur in der Schweiz ein Begriff sei.

Verstaubt seien die Geschichten von Papa Moll trotz des veralteten Familienbilds nicht, betont Peter Schläpfer. Es seien Geschichten, die Familien im Alltag passieren und deshalb auch von vielen wiedererkannt würden. In Bad Zurzach habe man gute Erfahrungen gemacht, seit die Molls Werbeträger wurden.

Figur sitzt
Legende: Mama Moll beobachtet die Kinder auf dem nahen Spielplatz in Bad Zurzach. SRF / Barbara Mathys

«Familien kommen gerne in unser Thermalbad», sagt Schläpfer. «Beim Papa-Moll-Rätselweg wurden wir in den letzten Jahren fast überflutet von Familien, die auf den Weg wollten», deshalb arbeite man aktuell an einem zweiten Rätselweg.

Papa Moll ist auch mit 70 Jahren auf dem Buckel offenbar beliebt. Dass er einmal als Sympathie- und Werbeträger für eine Tourismusdestination steht, hätte er sich wahrscheinlich 1952 auch nicht gedacht.

In seiner Heimatstadt ist Papa Moll kein Thema

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Türe mit Beschriftung.
Legende: Das Atelier von Edith Oppenheim-Jonas steht auf dem Areal der Schule Burghalde in Baden, ist aber nicht öffentlich zugänglich. SRF / Barbara Mathys

Erfunden und gezeichnet wurde Papa Moll in Baden. In seiner Heimatstadt findet man allerdings keine Spuren von ihm, mit Ausnahme des Ateliers von Edith Oppenheim-Jonas.

Die Stadt sei stolz darauf, dass Edith Oppenheim-Jonas Badenerin gewesen sei, schreibt die Tourismus-Verantwortliche der Stadt. Allerdings sei Papa Moll für Baden in den letzten Jahren keine Werbefigur gewesen.

«Einerseits haben wir neben Kindern und Familien sehr viele unterschiedliche Zielgruppen und Themen, andererseits lässt sich aus den Papa Moll-Geschichten ja gar kein konkreter Ort herauslesen.»

Man freue sich aber, dass Papa Moll in Bad Zurzach eine Heimat gefunden habe und er sich dort wohlfühle. «Wenn es Papa Moll einmal nach einem Ausflug ist, ist er herzlich eingeladen, nach Baden zurückzukehren.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 15.9.22, 17:30 Uhr ; 

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