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Schweiz «Arena»: Hat der Islam ein Gewaltproblem?

Islamistische Anschläge machen Angst. Nicht selten wird die Religion pauschal für den Terror verantwortlich gemacht. Wie gehen Muslime damit um, wenn sie einfach in diese Ecke gestellt werden? Und hat der Islam etwas mit Terrorismus zu tun? Darüber diskutieren Islam-Vertreter in der «Arena».

In der «Arena» diskutieren

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Mit den Terroranschlägen der letzten Monate in Paris, Istanbul oder jüngst in Brüssel schaffen radikale Islamisten vielerorts ein Klima der Angst. Und darunter leiden viele Muslime. Denn sie sehen sich vermehrt dem Vorwurf ausgesetzt, einer gewalttätigen Religion anzugehören. Hat der islamistische Terror tatsächlich etwas mit der Religion zu tun, weil schon der Koran in einer Sure zum Töten von Ungläubigen aufruft – oder steckt unser Land in einer Islamhysterie, die völlig ungerechtfertigt ist?

Für Sakib Halilovic, Vorstand Vereinigung Islamischer Organisationen Zürich, ist klar: «Wir Muslime haben ein Imageproblem.» Der Islam an sich habe kein Gewaltproblem, aber ein Gewaltpotenzial wie jede Religion. Die Muslime selbst würden am meisten unter den Anschlägen leiden. Bei den Extremisten habe man es mit einem «Gewaltphänomen» zu tun, das die Muslime selbst nicht wirklich verstehen könnten. Halilovic plädiert für staatliche Hilfe bei der Extremismus-Prävention: «Alle müssen mitmachen, nicht nur die Muslime.»

Das Problem des «Pick and Choose»

Montassar BenMrad, Präsident Islamischer Dachorganistionen FIDS, glaubt nicht, dass der Islam ein Gewaltproblem hat. Sehr wohl aber gebe es ein Gewaltproblem bei der Interpretation des Korans, so, wie er also von Radikalisierten gelesen werde. In der Schweiz aber sei die Situation im Gegensatz zu Frankreich oder Belgien friedlich: «Wir sind ein Sonderfall.» Die islamischen Vereine arbeiteten hierzulande auch eng mit den Sicherheitsbehörden zusammen, um eine Radikalisierung einzelner zu verhindern.

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Trotzdem, so findet Jasmin El Sonbati, Mitbegründerin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, müssten den hiesigen Muslimen die 73 Dschihadreisenden aus der Schweiz zu denken geben: «Warum ist für sie das Angebot der Radikalen interessanter als unsere offene Gesellschaft mit ihren Freiheiten?» Im Islam ortet sie ein Problem des «Pick and Choose». Man nehme sich aus dem Koran nur das heraus, was am besten zur eigenen Interpretation passe. Besonders problematisch sei dabei die buchstabengetreue Interpretation wahabitischer Kreise. Diese gewinne weltweit an Kraft, sei aber eigentlich ein neues Phänomen: «Dieser Neo-Islam ist sehr gefährlich.»

Stamm: «Man muss den Zentralrat in die Schranken weisen»

Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrats Schweiz, glaubt, die «Islamophobie in Europa» dränge Muslime «an den Rand der Gesellschaft» und damit geradezu in die Hände des IS. «Die islamophoben Vorfälle in der Schweiz haben sich verdoppelt.» Zudem spiele mit, dass westliche Mächte im Nahen Osten intervenierten. Der Islamische Zentralrat, so Blancho, tue mehr gegen die Radikalisierung als die meisten anderen Organisationen: «Wir haben ein Video gegen den IS gemacht und die Fatwa gegen ihn ausgesprochen.»

Religionsexperte Hugo Stamm verlangt von den Muslimen, dass sie sich von jener Sure im Koran deutlich distanzieren, die das Töten von Feinden verlangt. Extremisten nutzten diese, um den Terror zu legitimieren: «Die christlichen Gesellschaften haben sich zivilisiert, und wir wissen, dass wir die Bibel nicht wörtlich nehmen müssen. Der Islam braucht eine Reformation.»

In der Schweiz wirft er dem Islamischen Zentralrat vor, «das Symbol des Radikalismus» zu sein, das zu einer «Islamhysterie» beitrage. Hier wünscht er sich eine klarere Distanzierung der anderen islamischen Organisationen: «Mann muss den Zentralrat in die Schranken weisen.»

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