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Schweiz Fall Luca: Freysinger kritisiert seine eigenen Ermittler

Der neue Walliser Sicherheitsdirektor Oskar Freysinger ist anonymer Autor des Romans «Canines». Das enthüllt die «Rundschau». Im Buch kritisiert er die Ermittlungen der Walliser Behörden im Fall Luca Mongelli scharf. Nun spricht der Staatsrat über die Kritik und seine mögliche Befangenheit.

Mysteriöser Fall Luca

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Luca Mongelli lag am 7. Februar 2002 halbnackt, bewusstlos und schwerverletzt im Schnee. Die Behörden verdächtigten den Schäferhund der Familie. Der Junge hatte aber von Beginn weg ausgesagt, dass ihn vier Jugendliche geschlagen hätten. Luca ist seither blind und gelähmt. Vor zwei Wochen wurden erstmals nach elf Jahren neue Zeugen einvernommen.

Freysinger geht als bisher unerkannter Autor des Buchs «Canines» (auf Deutsch «Eckzähne», 2010 im Xenia Verlag erschienen) aussergewöhnlich hart ins Gericht mit den Walliser Ermittlungsbehörden und deren Arbeit im Fall Luca.

Auch heute noch, als frisch gewählter Walliser Sicherheitsdirektor, der unter anderem der Polizei und der Strafjustiz vorsteht, hält Freysinger an seiner Kritik fest. 

«Ich ertrage die Ungerechtigkeit nicht, die hier geschehen ist. Je mehr ich das Dossier gelesen habe, umso mehr dachte ich mir, das kann doch nicht möglich sein. Das Kind hat ja vom vornherein immer gesagt, was ihm passiert ist. Ich habe dann Luca getroffen, er ist absolut klar gewesen im Kopf und hat nie vom Hund gesprochen!», sagt Freysinger im «Rundschau»-Interview.

War es der Hund oder Menschen?

Für Autor Freysinger ist klar, dass nicht ein Hund dem damals 7jährigen Luca die Verletzungen zufügen konnte, sondern nur Menschen. Für die Walliser Ermittler hingegen war von Beginn weg klar, dass der Schäferhund der Familie Lucas Verletzungen verursacht hat. Für den Walliser Sicherheitsdirektor ist diese Hundetheorie eine Behelfslösung der Ermittler, die sehr wenig überzeugend sei. Der Hund habe einen «idealen Schuldigen» abgegeben, sagt Freysinger gegenüber der Rundschau.

Freysinger arbeitet in einem Büro
Legende: Freysinger schrieb anonym, um «die Wahrheitsfindung nicht zu erschweren». Keystone

Als Autor Janus beschreibt Freysinger in seinem Roman ein angebliches Versagen der Walliser Behörden auf der ganzen Linie. Die  Rede ist etwa von einem «Apparatschik», der seine Arbeit als Ermittler nicht korrekt macht. Im Buch wird die Familie Mongelli Opfer des Systems.

«Hier passiert ein erster Fehler, ein zweiter, ein dritter usw. Und dann haben sich viele Leute etwas vorzuwerfen. Und um sich zu schützen und zu decken, decken sie den Fehler des anderen. Also eine Hand deckt oder wäscht die andere, und schliesslich kommt überhaupt keine Wahrheit mehr heraus.»

Die Staatsanwaltschaft Wallis will zu den verschiedenen Vorwürfen keine Stellung nehmen. Auf Anfrage der «Rundschau» teilt sie aber mit, über den Fall Luca nach Abschluss der Ermittlungsarbeiten zu informieren.

Muss Freysinger in den Ausstand treten?

Oskar Freysinger veröffentlichte den Roman «Canines» 2010, als er noch Nationalrat war. Seit dem 1. Mai ist er nun Sicherheitsdirektor in der Walliser Regierung. Für den emeritierten Staatsrechtsprofessor der Uni Fribourg, Thomas Fleiner, stellt sich darum die Frage der Befangenheit.

Fleiner rät dem Exekutivpolitiker, im Fall Luca in den Ausstand zu treten, um politisch glaubwürdig zu bleiben. Die Freundschaft zur Familie Mongelli und die Tatsache, dass er sich mit dem Fall bereits befasst habe, seien «Gründe, welche ihn verpflichten, in den Ausstand zu treten», so Fleiner.

Freysinger selbst weist darauf hin, das Buch noch vor seiner Wahl zum Staatsrat geschrieben zu haben. Er räumt aber ein: «Wenn ich dieses Buch heute schreiben würde, wäre dies wohl ein Problem.»

Zusammen mit der Familie Mongelli und seinem Verleger entschied sich Freysinger vor drei Jahren, das Buch anonym zu schreiben, um nicht mit seinem bekannten Namen die Wahrheitsfindung zu erschweren, wie er sagt.

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