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Schweiz Mörgeli-Gutachter: Schwere Vorwürfe an Universität Zürich

Jetzt outet sich einer der Gutachter des unter Verschluss gehaltenen Berichts zu den Dissertationen am Medizinhistorischen Institut der Uni Zürich: Professor Wolfgang Eckart übt in der «Rundschau» Kritik an der Uni und sagt, aus politischen Gründen sei nicht die ganze Wahrheit kommuniziert worden.

Wolfgang Eckart ist Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der deutschen Universität Heidelberg. Er ist einer von drei internationalen Experten, die die medizinhistorischen Dissertationen der Universität Zürich aus den Jahren 2002 bis 2012 untersucht haben.

Im vergangenen Oktober war von der Universität Zürich in einer Pressemitteilung verbreitet worden, dass ein beträchtlicher Teil der Dissertationen «mangelhaft» und die Betreuung der Doktorierenden «teilweise ungenügend» war. «Diese Pressemitteilung hat nur die halbe Wahrheit mitgeteilt», sagt Eckart in der «Rundschau»: «Sie hat nur das mitgeteilt, was ein Teil der Aufgabe der Begutachtungskommission war.» Die Universität habe «die schlechten Ergebnisse kommuniziert und die guten hat sie unterschlagen», so Eckart.

«Gelähmt aus politischen Gründen»

Laut Gutachter Eckart wurde verschwiegen, dass die später entlassene Medizinhistorikerin Iris Ritzmann die wissenschaftlich guten Dissertationen betreut habe.

Ritzmann wird beschuldigt, interne Kritik an Christoph Mörgelis Museum an die Medien weitergegeben zu haben, was sie bestreitet. Auf die Frage, warum die Universität Zürich so vorgegangen sei, sagt Eckart erstmals: «Man war gelähmt aus politischen Gründen, man hatte offensichtlich Angst vor einer politischen Situation, man hatte Angst vor der Öffentlichkeit, aber vielmehr noch vor politischen Institutionen und auch vor Staatsanwaltschaften, die parteipolitisch durchtränkt sind.»

Für Gutachter Eckart ist klar, dass Ritzmann vor ihrer Entlassung nicht aufgewertet werden sollte. Mörgeli selbst konzentriere sich auf Rechtsstreitigkeiten und lenke von den eigentlichen Problemen ab, so Eckart: «Das eigentliche Problem der Misere am Medizinhistorischen Institut ist Christoph Mörgeli.»

Seiner Einschätzung zufolge müssten nun alle Dissertationen Mörgelis überprüft werden. Weiter sei zu überprüfen, ob Titular-Professor Mörgeli die Lehrtätigkeit entzogen werden müsse. Die Universität habe seit Jahren von den Missständen gewusst, aber selbst auf Hinweise von ihm nicht reagiert, sagt Eckart.

«Portmann müsste zurücktreten»

Hart ins Gericht geht der renommierte Professor mit dem Präsidenten der parlamentarischen Bildungskommission im Kanton Zürich, die die Turbulenzen an der Universität Zürich untersuchen soll. FDP-Kantonsrat Hans-Peter Portmann hatte öffentlich erklärt, er goutiere den Protest von 600 Wissenschaftlern gegen die Entlassung Ritzmanns nicht. Gutachter Eckart spricht von einer Vorverurteilung von Frau Ritzmann: «Portmann ist befangen und müsste zurücktreten.» In einer schriftlichen Stellungnahme teilte Portmann der «Rundschau» mit, der Vorwurf einer möglichen Befangenheit sei absurd und «entbehrt jeglichem gesunden Menschenverstand».

Mörgeli verweist auf Schweigepflicht, Uni äussert sich nicht

Die Verantwortlichen der Universität Zürich wollten sich zum schwerwiegenden Vorwurf des eigenen Gutachters, es seien Tatsachen unterschlagen worden, nicht äussern. Entscheide würden analysiert. Christoph Mörgeli lehnte eine ausführliche Stellungnahme mit Verweis auf die von der Universität Zürich angeordnete Schweigepflicht ab.

Christoph Mörgeli schreibt jedoch: «Angesichts der sich überschlagenden Ereignisse an der Universität Zürich und all der angeblichen Experten, die sich täglich in den Medien äussern, ziehe ich es derzeit vor, inhaltlich nicht Stellung zu nehmen. Die gegen mich erhobenen Vorwürfe weise ich in aller Form zurück.»

Weiter hält er fest: «Wolfgang Eckart und seine Promotionskommission haben mir bis heute kein rechtliches Gehör gewährt. Von der Universität Zürich wurde ich bezüglich der Berichte mit einer Schweigepflicht belegt. Es ist deshalb grotesk, wenn sich jetzt Autoren dieser Berichte, wie auch Wolfgang Eckart, öffentlich äussern und sich zudem in inneruniversitäre Angelegenheiten einmischen. Dieses Vorgehen höhlt das Vertrauen in die handelnden Personen weiter aus.»

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