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Eine Lehrerin erklärt zwei Schülerinnen etwas am Pult.
Legende: Wenn die Klassen grösser werden, bleibt für das einzelne Kind weniger Zeit für die Betreuung. Keystone

Schweiz Sparen bei der Bildung: «Das ist ganz klar ein Qualitätsabbau»

Die Kantone sparen bei der Bildung: Mindestens 360 Millionen Franken weniger Geld steht zwischen 2013 und 2018 zur Verfügung, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. Im Interview zeigt sich die Zentralsekretärin des Schweizer Lehrerverbands besorgt über den Leistungsabbau in den Schulen.

Seit 2013 haben 18 der 21 Deutschweizer Kantone bereits 180 Millionen Franken bei der Bildung eingespart, bis 2018 rechnet der Lehrerdachverband mit noch einmal der gleichen Summe, die weniger zur Verfügung steht. Das habe eine Umfrage des Verbands ergeben, schrieb die «NZZ am Sonntag». SRF hat mit der Zentralsekretärin des Schweizer Lehrerverbands, Franziska Peterhans gesprochen.

SRF News: Gibt es schon Folgen dieser Sparmassnahmen im Bildungsbreich?

Franziska Peterhans

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Franziska Peterhans ist seit 2006 Zentralsekretärin des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer.

Franziska Peterhans: Die gibt es ganz sicher. Wir erhalten viele E-Mails von der besorgten Basis zu den Sparmassnahmen in den Kantonen. So werden Sportstunden gestrichen, Klassen vergrössert, Lohnerhöhungen gestoppt oder Löhne sogar gesenkt. Fast täglich erhalten wir solche Rückmeldungen von bestürzten Lehrpersonen, teilweise auch von besorgten Eltern.

Hat unter den Sparmassnahmen die Qualität des Unterrichts bereits gelitten?

Seit 2013 sind im Kernbereich Unterricht bereits 50 Millionen Franken gespart worden. Es sind Spezialklassen geschlossen, Klassen zusammengelegt oder Halbklassen-Unterricht gestrichen worden. Das heisst, es bleibt immer weniger Zeit und Aufmerksamkeit für die Kinder. Das ist ganz klar ein Qualitätsabbau. Die Lehrpersonen stehen dem einzelnen Kind schlicht weniger zur Verfügung.

Manche Leute sagen, bei Freifächern zu sparen oder weniger Lektionen anzubieten sei nicht so schlimm, weil ja nicht die Kernbereiche der Schule betroffen seien. Was sagen Sie dazu?

Es stellt sich die Frage, ob allein Mathematik, Sprache und Realien-Fächer für die Entwicklung der Kinder wichtig sind. Ich dagegen glaube, dass auch musische Fächer wie Werken, Textilarbeiten, Gestalten oder Zeichnen für die Bildung sehr wichtig sind. Zudem darf der Sport nicht zu kurz kommen. All diese Fächer kommen nun erneut unter Druck. Bei der Bildung geht es um Kinder und ihre Entwicklung. Da braucht es mehr als nur die Kernfächer.

Auch musische Fächer sind für die Bildung sehr wichtig.

Gibt es für Sie Bereiche bei der Bildung und im Schulwesen, in denen man sinnvoll sparen könnte?

Dazu haben wir eine Umfrage gemacht und wir werden die Ergebnisse mit den Präsidentinnen und Präsidenten der kantonalen Verbände noch ausführlich diskutieren. Ich persönlich sehe am ehesten im Bereich Schulentwicklung ein Sparpotenzial. Gewisse Bereiche könnten verlangsamt werden. Doch wenn es um den Unterricht und die Anstellungsbedingungen der Lehrpersonen geht, sehe ich überhaupt keine Sparmöglichkeiten. Die Lehrer haben in den letzten Jahren bereits enorm viel geleistet und Lohnkürzungen oder nicht gewährte Stufenanstiege hinnehmen müssen. Hier ist nun schlicht und einfach fertig, sonst finden wir die Leute nicht mehr.

Der Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren, Christian Amsler, sieht ein mögliches Einsparungspotenzial in ländlichen Gebieten. In vielen Dörfern gebe es nur noch ganz kleine Klassen, eine Zusammenlegung zwischen Gemeinden wäre hier sinnvoll. Was sagen Sie zu diesem Vorschlag?

Ich verstehe, dass er diese Überlegungen anstellt. Schliesslich kann man sagen, dabei nehme die Qualität des Unterrichts für die Kinder nicht ab. Allerdings ist die Schule für viele kleine Gemeinden eine wichtige Institution. Dort findet Vernetzung statt. Deshalb dürften sie sich stark dagegen wehren, dass ihnen die Schule weggenommen wird. Wir haben das immer wieder erlebt und ich verstehe das auch.

Das Gespräch führt Elmar Plozza.

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