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Ausländische Pflegerinnen - die Spitex will es besser machen
Aus Echo der Zeit vom 16.12.2017. Bild: Keystone
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Steigende Betreuungsnachfrage Spitex bietet 24-Stunden-Betreuung daheim an

Seit einem Jahr arbeitet die Spitex Burgdorf mit arbeitsrechtlich korrekt angestellten Pflegepersonen aus Osteuropa.

Im letzten Jahr ist die Zahl der Menschen in Alters- und Pflegeheimen erstmals zurückgegangen. Immer mehr alte Menschen lassen sich zu Hause betreuen und pflegen. Dabei ist die Betreuung rund um die Uhr ein wachsendes Bedürfnis. Dafür gibt es Angebote mit ausländischen Pflegenden oder Betreuerinnen, die aber nicht immer den schweizerischen arbeitsrechtlichen Vorgaben entsprechen, was Entlöhnung oder Ruhezeiten betrifft.

Betreuerinnen oft alleingelassen

Die Pflegefachfrauen der Spitex Burgdorf-Oberburg (BE) haben in Haushalten in ihrer Region immer wieder Betreuungs-Personen aus osteuropäischen Ländern angetroffen, erinnert sich Erika Wüthrich Rösch, Geschäftsleiterin der Spitex Burgdorf.

«Wir haben festgestellt, dass es Vermittlungsorganisationen gibt, bei denen man bei den Dienstleistungspreisen sagen muss, das geht wohl nicht mit rechten Dingen zu.» Die Preise seien zu günstig, die Betreuerinnen alleingelassen und auch mal überfordert.

Das geht besser, haben sich die Verantwortlichen gesagt und bieten seit einem Jahr ihr eigenes Modell an: «Spitex 7x24». Zusammen mit dem Roten Kreuz rekrutiert die Spitex Burgdorf Pflegehelferinnen aus der Slowakei, welche für ein paar Wochen bei den Patientinnen und Betagten zu Hause wohnen.

Arbeitsrechtliche Vorgaben einhalten

Erika Wüthrich Rösch legt Wert darauf, dass ihr Angebot ethisch, fachlich und rechtlich korrekt ist. Die Pflegepersonen arbeiteten gemäss Gesetz 7,5 Stunden pro Tag. Dazu komme eine gewisse Anwesenheitszeit und auch Freizeit während sechs Tagen. Das dürfe nicht länger dauern als 45 Stunden pro Woche. Und der Sonntag sollte eigentlich ein freier Tag sein.

«Auch eine Kontrolle findet statt. Sei es durch unsere Spitex-Leiterin oder auch durch mich», erklärt Wüthrich Rösch. Man lasse die Pflegehelferinnen aus der Slowakei nicht alleine. Auch die Spitex-Fachpersonen, welche die Seniorinnen und Patienten tagsüber pflegten, sind Ansprechpersonen und merkten, wenn etwas nicht wie abgemacht laufe.

Hohe Betreuungskosten

Diese Rund-um-die-Uhr-Betreuung bietet die Spitex ab 6500 Franken im Monat an. Wer die Dienstleistung nutzen will, bezahlt sie selbst – weder Krankenkassen noch die öffentliche Hand beteiligen sich.

Im ersten Jahr haben sich zwei Familien im Raum Burgdorf für eine solche Betreuung entschieden – das ist nicht gerade viel. «Ich ziehe die Bilanz, dass es vielleicht nicht so schnell angelaufen ist, wie ich mir gewünscht hätte. Aber ich merke auch, dass dies ein neues Modell ist, das sehr viel Aufklärungsarbeit benötigt», sagt Erika Wüthrich Rösch.

Auch aus Fachkreisen gibt es kritische Fragen. «Dabei stellt sich schon die Frage, ob diese Arbeit nicht auch von Schweizerinnen übernommen werden könnte», sagt Helena Zaugg, Präsidentin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachpersonen (SBK).

Das habe sie geprüft, doch es hätte sich nicht gelohnt, antwortet darauf Erika Wüthrich Rösch von der Spitex Burgdorf.

Die Slowakinnen, welche von der Spitex Burgdorf rekrutiert werden und für ein paar Wochen in die Schweiz kommen, sprechen Deutsch und haben den Lehrgang Pflegehelfer/in SRK des Roten Kreuzes absolviert. Sie erhalten 4400 Franken im Monat, während sie in der Slowakei kaum Aussicht auf Arbeit hätten.

Steigendes Bedürfnis

Beim Verband der privaten Spitex-Organisationen sagt Geschäftsleiter Marcel Durst: Es gebe nichts gegen das Projekt einzuwenden, wenn die Vorgaben alle erfüllt seien. Auch die Mitgliederorganisationen böten die Betreuung und Pflege rund um die Uhr an:

«24-Stunden-Betreuung wird je länger je mehr ein Bedürfnis. Das kommt daher, dass die Leute gerne möglichst lange zuhause bleibe möchten», erklärt Durst. Wichtig seien deshalb gute Rahmenbedingungen für diese Betreuungsform.

Bei der Spitex Burgdorf stösst das Modell «Spitex 7x24» auf Interesse in der Branche, sagt Geschäftsleiterin Erika Wüthrich Rösch. Sie habe verschiedene Anfragen auch aus dem Kanton Zürich von öffentlichen, aber auch privaten Organisationen für eine Zusammenarbeit erhalten. Ganz konkret auch aus Basel-Landschaft, wo derzeit eine Zusammenarbeitsvereinbarung ausgearbeitet werde.

Reglementarische Hürden

Auch tausche sie sich mit den Spitex-Organisationen aus den Kantonen Bern und Solothurn aus. Rückblickend seien die rechtlichen und versicherungstechnischen Abklärungen eine grosse Herausforderung gewesen. Wichtig sei zudem ein verlässlicher Partner im Rekrutierungs-Land der Pflegepersonen.

Die nächsten zwei Jahre werden der Spitex Burgdorf zeigen, ob es bei diesem Angebot bleibt. Bis dann ist auch klar, welche Minimal-Anforderungen Bund und Kantone für die 24-Stunden-Betreuung zu Hause vorgeben.

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