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Eidgenössische Wahlen: Wieso der Ansturm in Freiburg geringer ist als in anderen Kantonen
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 04.09.2023. Bild: Grüne gegen SVP: Kampf geht in die nächste Runde
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Nationalrat Kanton Freiburg Grüne gegen SVP: Kampf geht in die nächste Runde

Die Linken holten sich bei den letzten Wahlen den dritten Sitz zurück. Nun gehen die Bürgerlichen zum Gegenangriff über.

Die SVP hat im Kanton Freiburg eine Rechnung offen mit den Grünen. Ihr Politschwergewicht Jean-François Rime wurde bei den letzten Wahlen 2019 abgewählt – was selten vorkommt.

Stattdessen schafften die Grünen erstmals den Sprung in den Nationalrat. Polit-Neuling Gerhard Andrey profitierte von der Grünen Welle und holte für die Linke den dritten Sitz zurück.

Die SVP will nun einen zweiten Sitz zurückholen von den insgesamt sieben Freiburger Nationalratssitzen. Sie tritt unter anderem mit dem bisherigen Pierre-André Page an – der auch als Ständeratskandidat auf sich aufmerksam macht.

Auch im Hinblick auf den nationalen Aufschwung der SVP hat sie die grössten Chancen, einen zusätzlichen Sitz zu holen. Die grosse Frage ist jedoch, auf wessen Kosten?

Denn auch die Grünen wollen ihren Sitz verteidigen und an den Erfolg der letzten Wahlen anknüpfen – damals konnten sie ihren Wähleranteil mehr als verdoppeln. Gerhard Andrey konnte sich im Nationalrat etablieren und sammelt ebenfalls als Ständeratskandidat Aufmerksamkeit.

Einen zweiten Sitz erobern möchte auch die FDP. Der bisherige FDP-Nationalrat Jacques Bourgeois ist jedoch der einzige der sieben amtierenden Nationalrätinnen und Nationalräte, der nicht mehr antritt – die FDP ist somit die einzige Partei, die nicht von einem Bisherigen-Bonus profitieren kann. Ein Handicap.

Doch sie schickt eine bekannte Person ins Rennen. Den Sitz verteidigen soll Nadine Gobet, die im Kantonsparlament sitzt und Direktorin des Freiburger Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbands ist. Sie hat gute Chancen für eine Wahl.

Die besten Chancen, den Sitz auf bürgerlicher Seite zurückzuholen, hätte eine gemeinsame Listenverbindung – doch das ist kompliziert.

List oder Last der Listenverbindungen

Auf kantonaler Ebene haben die bürgerlichen Parteien bewiesen, dass eine gemeinsame Liste schlagkräftig ist – holten sie bei den Staatsratswahlen 2021 damit doch fünf von sieben Sitzen. Von einer bürgerlichen Allianz profitieren wollten SVP und FDP nun auch im Nationalrat, doch die Mitte sträubte sich.

Kein Rekord-Ansturm in Freiburg

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Im Vergleich zu vielen anderen Kantonen gibt im Kanton Freiburg zwar ebenfalls sehr viele Kandidierende, jedoch kein neuer Rekord. 141 Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich auf 22 Listen für die insgesamt 7 Sitze, die der Kanton Freiburg im Nationalrat hat. 2019 waren es 154 Kandidierende auf 25 Listen.

Der Rückgang erklärt sich insbesondere mit dem Verzicht der SP auf weitere Listen – 2019 etwa trat sie mit einer 60+ oder einer internationalen Liste an. Nun wolle sie sich auf die Hauptkandidierenden fokussieren.

Die Vertretung der Geschlechter ist vergleichbar mit 2019. Aktuell sind 36 Prozent der Kandidaturen weiblich.

Sie will nicht gemeinsam mit der SVP antreten und geht eine eigene Allianz mit GLP und EVP ein. Diese half ihr bereits 2019, den zweiten Nationalratssitz zu halten, und sie soll jetzt helfen, die Wiederwahl der Nationalrätinnen Christine Buillard-Marbach und Marie-France Roth Pasquier zu sichern. Mit den Bündnispartnern und dem Bisherigen-Bonus stehen auch da die Chancen für eine Wiederwahl gut.

Christine Bulliard-Marbach, Isabelle Chassot, Marie-France Roth Pasquier
Legende: Die Mitte-Nationalrätinnen Christine Bulliard-Marbach (links) und Marie-France Roth Pasquier (rechts) wollen gemeinsam mit Ständerätin Isabelle Chassot (Mitte) wiedergewählt werden. KEYSTONE/Laurent Gillieron

Für die FDP wiederum bedeutet dieser Schritt, dass die Partei alleine in die Wahlen zieht und generell auf Listenverbindungen mit anderen Parteien verzichtet – so wie auch die SVP.

So funktionieren Listenverbindungen

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Bei den Nationalratswahlen gilt das Proporzwahlrecht. Dabei können die Parteien entscheiden, ihre Listen miteinander zu verbinden. Das führt dazu, dass sie bei der Auszählung wie eine Einheit behandelt werden. Erst im zweiten Schritt werden die Sitze auf die einzelnen Listen innerhalb der Listenverbindung verteilt. Diejenigen Kandidierenden, die innerhalb der Liste am meisten Stimmen erhalten haben, bekommen die Sitze.

Keine Liste bei SVP und FDP, aber eine gemeinsame Liste der Linken: Dank dieser Allianz holten sie 2019 eben diesen Sitz der Grünen und wollen ihn behalten – genauso wie die beiden Sitze der SP. Die Nationalrätinnen Valérie Piller Carrard und Ursula Schneider Schüttel treten erneut an – mit ebenfalls guten Chancen.

ursula schneider schüttel und valérie piller carrard
Legende: Ursula Schneider Schüttel (links) und Valérie Piller Carrard sitzen für die SP Freiburg im Nationalrat – im Bild 2018 sassen sie gar nebeneinander. KEYSTONE/Anthony Anex

Das Begehren der SVP auf einen zweiten Sitz dürfte also schwierig werden. Ein Sitzwechsel ist zwar nicht unmöglich, jedoch weniger auf Kosten der Linken. Wenn, könnte die SVP die FDP oder die Mitte zum Zittern bringen. Wahrscheinlich ist jedenfalls, dass die Verteilung stabil bleiben wird und die Bürgerlichen vier, die Linke drei Sitze behalten dürften.

Eidgenössische Wahlen im Kanton Freiburg

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Symbol Wahlurne Kanton Freiburg
Legende: srf

Am 22. Oktober 2023 wählen die Freiburger Stimmberechtigten ihre Vertretungen im National- und Ständerat. Hier finden Sie eine Übersicht mit Hintergründen und Einschätzungen.

SRF1 Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 08.08.2023, 17:30 Uhr

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