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Wandern die Wildschweine bald im grossen Stil in Richtung Zentralschweiz? Die Bauern machen sich Sorgen
Aus Rendez-vous vom 21.10.2021. Bild: Keystone
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Wanderung von Wildtieren Der Wildsau-Stau an der Autobahn A1 ist bald vorbei

Bisher können die grösseren Wildtiere nicht vom Jura in Richtung Voralpen wandern. Das ändert – und freut nicht alle.

Wildtiere bewegen sich auf alten Wildtierkorridoren seit jeher vom Schwarzwald her in Richtung Voralpen und wieder zurück. Diese Wanderungen sind unter anderem auch deshalb wichtig, damit die genetische Vielfalt unter den verschiedenen Arten erhalten bleibt.

Seit dem Bau der Autobahnen sind die Wanderrouten unterbrochen, das Wild kommt vom Jura nicht in Richtung Voralpen. Hohe Zäune den Autobahnen entlang verhindern dies. Seit den 60er- und 70er-Jahren stauen sich deshalb die Wildschweine zum Beispiel in den Kantonen Aargau und Basel-Landschaft.

Strasse
Legende: Die Autobahn A1 bei Gränichen: Für die Tiere gab es vor dem Bau des Wildtierkorridors kein Durchkommen. zvg Kanton Aargau/Bänziger Partner AG

Künftig sollen die Tiere wieder wandern können, und zwar auch über die Autobahn A1. Das sei die einzige Möglichkeit im östlichen Mittelland, meint Erwin Osterwalder vom Kanton. «Von Aarau bis ins Linthgebiet gibt es kein Durchkommen momentan. Im Norden stauen sich Wildschweine. Auch wenn vom Jura her ein Wolf käme, würde sich der hier stauen.»

Von Aarau bis ins Linthgebiet gibt es kein Durchkommen für Wildtiere.
Autor: Erwin Osterwalder Leiter Sektion Jagd und Fischerei

Sobald die Schweizer Autobahnen überwindbar geworden sind, sind die Tiergruppen weniger isoliert und die Gefahr von Inzucht ist viel kleiner. Deshalb investiert der Bund seit Jahren in den Bau oder die Sanierung von Wildtierübergängen.

Tiere
Legende: Der Wildtierübergang zwischen Gränichen und Suhr (Rynetel) hat 14 Millionen Franken gekostet. Gebaut hat ihn das Bundesamt für Strassen Astra. zvg Kanton Aargau/Bänziger Partner AG

Seit 2020 steht im Aargau nun eine wichtige Wildtierbrücke über die Autobahn A1. Der 50 Meter breite und 36 Meter lange Übergang soll grösseren und kleineren Tieren das Wandern erleichtern. Die Brücke ist naturnah gestaltet, sodass die Tiere weder Autobahn noch Fahrzeuge sehen können. «Die Tiere wechseln vertrauter drüber, wenn sie nicht angeleuchtet werden», sagt Erwin Osterwalder, Sektionsleiter Jagd und Fischerei beim Kanton Aargau.

Auch Fledermäuse oder Eidechsen nutzen die Übergänge

Können die Tiere nicht einfach bisherige Verkehrsbrücken über die Autobahnen nutzen? Kleinere Tiere nutzen diese, Füchse zum Beispiel. Rothirsche und Wildschweine würden aber Asphaltstrassen meiden, meint Experte Osterwalder. «Rehe, Füchse, Dachse, kleinere Tiere nehmen solche Wildtierübergänge rasch in Beschlag.»

Auch Fledermäuse oder Amphibien gehen gemäss Messungen lieber hier über grössere Strassen als anderswo. Aber wandern auch grosse Wildtiere, Rothirsche oder Wildschweine, hier in Richtung Zentralschweiz? Das werde momentan überwacht, so Osterwalder weiter.

Wildtierkorridore in der Schweiz

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Legende: Rehe, Hirsche, Wildschweine aber auch kleinere Tiere sollen künftig einfacher quer durch die Schweiz kommen. Bundesamt für Strassen
  • In der Schweiz gibt es 304 Wildtierkorridore von überregionaler Bedeutung (Stand 2020), schreibt der Bund.
  • 47 (16 Prozent) der 304 Wildtierkorridore sind weitgehend unterbrochen und können von Wildtieren nicht mehr benutzt werden.
  • 39 Prozent der Wildtierkorridore sind saniert oder in Realisierung. 44 Prozent befinden sich in einer Projektierungsphase (Stand Juli 2021).
  • Seit Januar 2020 ist zwischen Gränichen AG und Suhr AG der neue Wildtierübergang offen. Der Übergang ist Teil des nationalen Wildtierkorridors Suret, zu dem auch die Unterführungen unter der SBB-Bahnlinie hindurch gehören.
  • Alleine diese Brücke hat 14 Millionen Franken gekostet.

Für die ganz grossen Wanderungen vom Aargau in Richtung Luzern fehlt noch ein letzter Übergang, jener über den Autobahnzubringer Hunzenschwil-Aarau. In den nächsten Jahren soll auch dieser der Wildtierübergang fertig sein. Dann können die Wildtiere nach 50 Jahren wieder frei zirkulieren.

Bauern befürchten Schäden

Wenn die Bahn für die grossen Wildtiere frei ist, müssen weitere Bauern mit mehr Wildschweinschäden rechnen. Solche gibt es bisher nur nördlich der A1. Sie belaufen sich pro Jahr auf eine halbe Million Franken. Man gebe natürlich Erfahrungen aus dem Aargau an andere Kantone weiter, meint Osterwalder. «Man muss damit umgehen. Grundsätzlich dürfen die Tierarten in der Schweiz überall sein.»

Der Bauer versteht nicht, wenn man Wildtierübergänge baut und die Wildschäden nicht entschädigt.
Autor: Ralph Bucher Präsident Aargauer Bauernverband

«Die Wildschweine richten hohe Schäden in der Landwirtschaft an», sagt Ralph Bucher vom Aargauer Bauernverband. Er selbst hat einen Bauernbetrieb im Süden des Aargaus, bis jetzt ist diese Region noch «wildschweinfrei».

Bucher fordert, dass die Schäden entschädigt werden. «Der Bauer versteht nicht, wenn man teure Wildtierübergänge baut und dann um ein paar hundert Franken kämpfen muss, wenn es um die Entschädigungen geht», so Bucher. Solche Diskussionen laufen im Aargau schon länger. Nun werden sie wohl auch südlich der A1 geführt werden müssen.

 

 

SRF4 News, Rendez-vous, 26.10.2021; 12:30 Uhr;

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