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Gemeinderat Grenchen schafft Stadtpolizei ab – nach 120 Jahren soll Schluss sein
Aus Regional Diagonal vom 01.02.2022. Bild: SRF
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Weniger Gemeindepolizisten Teurer Luxus? Stadt Grenchen schafft eigene Stadtpolizei ab

Im Kanton Solothurn gibt es bald nur noch eine einzige Stadtpolizei. Ist die Zeit der Gemeindepolizeien vorbei?

Nach über 120 Jahren ist Schluss: Grenchen schafft die Stadtpolizei auf Ende Jahr ab. Die Kantonspolizei übernimmt künftig die Aufgaben in der zweitgrössten Stadt im Kanton Solothurn. Das hat der Gemeinderat Anfang Februar deutlich entschieden. Die grösste Solothurner Stadt, Olten, hat die städtische Polizei bereits 2016 aufgelöst. Bald hat im Kanton nur noch die Hauptstadt Solothurn eine eigene Polizei.

«Es gibt uns nicht mehr», sagte der Kommandant der Stadtpolizei Grenchen am Abend des Entscheids. Er legte symbolisch seinen Badge auf das Rednerpult. «Die Kosten der Stadtpolizei belaufen sich pro Jahr auf 3.5 Millionen Franken. Bisher konnten wir das halten, aber jetzt vermögen wir das einfach nicht mehr», erklärte Ivo von Büren (SVP) den Ratsentscheid. Die Stadt verliere unter dem Strich nichts, sagten andere Gemeinderäte. Der Kanton übernehme ja die Polizeiaufgaben.

Jetzt vermögen wir eine eigene Polizei einfach nicht mehr.
Autor: Ivo von Büren SVP-Gemeinderat Grenchen

Gemeinderat Patrick Zberg (GLP) wiederum bedauerte den Entscheid: «Ich bin nicht überzeugt, dass die Sicherheit der richtige Ort ist, um den Rotstift anzusetzen». Eine Volksabstimmung ist nicht vorgesehen. Es läuft aber noch eine Unterschriftensammlung, die verlangt, dass sich das Stimmvolk trotzdem noch zur Abschaffung der Stadtpolizei äussern darf.

Jeder Kanton macht es anders

Ist eine eigene Polizei teurer Luxus? Ein Blick auf andere Kantone zeigt, wie unterschiedlich die Polizeikorps aufgestellt sind.

Im Aargau gilt das duale Polizeisystem, mit einer Kantonspolizei und dezentralen Regionalpolizeien. Aber auch hier ist die Umstellung auf eine Einheitspolizei erneut ein Thema. Das zuständige Departement prüft seit dem Sommer 2021 im Auftrag des Regierungsrates die Einführung einer Einheitspolizei im Kanton. Auch eine Optimierung des bisherigen dualen Systems wird untersucht.

Wer übernimmt in der Schweiz Polizeiaufgaben?

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In der Schweiz verfügen die Kantone über die Polizeihoheit. Die meisten Kantone delegieren einen Teil ihrer Polizeikompetenzen an ihre Städte und Gemeinden, schreibt die Dachorganisation Schweizerische Vereinigung städtischer Polizeichefs (SVSP).

Jeder Kanton entscheidet, ob er eine Kantonspolizei oder auch dezentrale Städte-, Gemeinde- oder Regionalpolizeien aufstellt. In Bergkantonen wie dem Wallis oder Graubünden gibt es viele Gemeindepolizeien. In Zürich gibt es nebst der Kantonspolizei noch eine Stadtpolizei Zürich und Winterthur. Bern und Luzern kennen die Einheitspolizei.

Seit ein paar Jahren hat zum Beispiel der Kanton Bern eine Einheitspolizei. 2008 hat er sein System umgestellt. Früher gab es in Biel, Burgdorf, Ostermundigen, Langenthal oder Münchenbuchsee Stadt- und Gemeindepolizeien. Schrittweise wurden sie integriert in «Police Bern», die Einheitspolizei des Kantons. Bei einer Umfrage im Jahr 2013 waren vier von fünf befragten Gemeinden zufrieden. Sie beurteilten die Einheitspolizei als gut oder zumindest als genügend, wie der bernische Regierungsrat damals mitteilte. Die Gemeinden wollten aber auch bei der Bewältigung von Littering und Lärm mehr Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten.

Video
Aus dem Archiv: Eine Einheitspolizei für Bern
Aus Schweiz aktuell vom 02.01.2008.
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Die Polizeihoheit liegt bei den Kantonen, deshalb auch die unterschiedlichen Modelle. Die Einführung einer Einheitspolizei scheiterte 2009 im Kanton Waadt, 2001 im Kanton Zürich. Hier hielt man an den Stadtpolizeien Zürich und Winterthur fest. Im zergliederten Bergkanton Wallis hingegen haben 28 der gut 120 Gemeinden eine eigene Polizei. In Luzern wiederum schlossen sich 2009 die Kantonspolizei und die städtischen Polizeikorps zur Luzerner Polizei zusammen.

Ungleich viele Polizisten pro Kopf

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Nicht jeder Kanton hat im Verhältnis zur Bevölkerung gleich viele Polizistinnen und Polizisten zur Verfügung. Im Aargau ist es ein Polizist pro 700 Einwohner, im Kanton Solothurn eine Polizistin, ein Polizist pro 600 Einwohnerinnen und Einwohnern. Bern hat mehr Personal zur Verfügung, nämlich eine Person pro 520 Einwohnern. Das zeigen die Zahlen der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten.

Mit dem Ende der Stadtpolizei von Grenchen wird es im Kanton Solothurn nur noch eine Stadtpolizei geben, jene der Hauptstadt Solothurn. Dort hält man an der eigenen Polizei fest. Man könne sich das leisten, hiess es wiederholt, so auch an der Solothurner Gemeindeversammlung 2017, welche die Abschaffung der Stadtpolizei deutlich abgelehnt hat.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 3.2.2022, 06:31 Uhr;

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