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Zweieinhalb Jahre im Amt SP-Nationalrat Tim Guldimann hat genug

  • Tim Guldimann, ehemaliger Schweizer Botschafter in Berlin und SP-Politiker, tritt als Nationalrat zurück.
  • Er will sein Mandat Ende der Frühlingssession niederlegen, wie die SP des Kantons Zürich mitteilte.
  • Sein Nachfolger wird der ehemalige Juso-Chef Fabian Molina.

Guldimann war in den Parlamentswahlen vom Oktober 2015 mit einem Glanzresultat in den Nationalrat gewählt worden. Der 67-Jährige ist der Zürcher SP angeschlossen, in Bundesbern vertritt er aber vor allem auch die Anliegen der Auslandschweizer, zu denen er selbst gehört.

Der ehemalige Diplomat lebt mit seiner Familie in Berlin. Seinen Rücktritt begründet Guldimann in einem Schreiben an die Mitglieder der SP Kanton Zürich damit, dass es schwierig sei, «in einem Milieu zu leben und in einem anderen Milieu Politik zu machen».

Umzug kommt nicht in Frage

«Um diese Distanz zu überwinden, hätte ich viel mehr Zeit im Kanton Zürich verbringen müssen», zitiert die SP weiter aus dem Schreiben. Diesen Anspruch an die Ausübung des Nationalratsmandats könne er jedoch mit seinem Anspruch an sich selber als Familienvater nicht in Einklang bringen.

Die Gleichstellung von Mann und Frau sei ein zentraler Punkt seines Wahlprogramms gewesen. Nun sei es an ihm, sie auch selber umzusetzen. Ein Umzug in die Schweiz komme nicht in Frage – seine beiden Töchter gingen noch zur Schule, und seine Frau sei berufstätig.

Phantomdiskussion über fremde Richter

Guldimann hatte von Anfang an klargemacht, dass er als Auslandschweizer auch im Ausland wohnen werde. Die Flugtickets zwischen Bern und Berlin werden ihm für die Sessionen jeweils als Spesen zurückvergütet – anstelle eines GA.

In einem Interview mit den Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Bund» vom Sonntag äussert Guldimann auch Kritik am Berner Politbetrieb. In der Schweiz oder im Parlament gehe es «nur darum, wie wir uns mit Europa arrangieren, damit wir nicht beitreten müssen. Oder wir führen eine Phantomdiskussion über fremde Richter.»

Beweggründe seien absolut nachvollziehbar

Auch gesellschaftspolitisch bringt er Kritik an: Die Schweiz sei punkto Gleichstellung immer noch von gestern. «Jeder kleinste Schritt wird sofort blockiert.»

Aus all diesen Gründen tritt Guldimann nun noch vor Ablauf der Legislatur, nach insgesamt zweieinhalb Jahren im Amt, zurück. Die Zürcher SP bedauert den Rücktritt Guldimanns. Seine Beweggründe seien jedoch absolut nachvollziehbar und verdienten Respekt, schreibt die Partei.

Ex-Juso-Chef wird Nachfolger

Auf Guldimann folgt der Ex-Juso-Chef und Zürcher Kantonsrat Fabian Molina. Mit ihm erhielten die SP und der Kanton Zürich eine weitere starke Stimme in Bern, freut sich die SP. Zudem trage dieser Wechsel zur Verjüngung des Nationalrates und der SP-Fraktion bei. Molina ist 27 Jahre alt – und nicht der erste ehemalige Juso-Präsident, der den Sprung ins Bundeshaus schafft.

Er übernahm 2014 den Juso-Vorsitz von David Roth, 2016 gab er das Präsidium wieder ab. Nach intensiven Jahren werde es nun «Zeit für die erste Frau an der Spitze», sagte er damals. Nachfolgerin wurde Tamara Funiciello.

Seit 2017 sitzt der Jungpolitiker im Zürcher Kantonsrat. Er ist dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Swissaid – laut der Internetseite des Hilfswerks ist er dort für Rohstoffpolitik und Unternehmensverantwortung zuständig.

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