Das Schreiben ordnet Gedanken, verarbeitet Erlebtes oder entführt uns in fremde Welten. Doch was macht die Faszination des geschriebenen Wortes aus? Ist es die Macht, über Sprache Kontrolle im Chaos zu finden – oder der pure Ausdruck künstlerischer Freiheit? Moderator Dani Fohrler diskutierten im «Treffpunkt» mit Zora del Buono und dem Publikum, was uns das Schreiben geben kann.
Wie gelingt eigentlich der Sprung vom privaten Notizbuch in die Regale der Buchhandlungen? Wie verwandelt man rohe Ideen in Figuren, die unter die Haut gehen? Wie baut man Welten, in die Leserinnen und Leser freiwillig versinken? Und was tun, wenn die Gedanken nicht aufs Blatt wollen?
Ihre Fragen rund ums Schreiben und um die Verlagssuche hat unsere Expertenrunde mit Christine Brand, Christoph Hänni und Katja Schönherr von 10:45 bis 12:15 Uhr beantwortet.
Chat-Protokoll:
Ich habe eine Lese-Rechtschreibschwäche und hab deshalb nie gerne geschrieben noch gelesen, da es für mich sehr anstrengend ist. Können sie mir Tipps geben, wie man die Schreibschwierigkeiten überwinden kann?
Katja Schönherr: Ich bin leider keine Expertin, aber vielleicht finden Sie hier Unterstützung? https://www.bvl-legasthenie.de/legasthenie/tipps-fuer-erwachsene.html#content Und: Darf ich Ihnen diese Sendungen über den Autor Sebastian Steffen ans Herz legen? Vielleicht machen die etwas Mut? – https://www.srf.ch/audio/kontext/sebastian-steffen-literat-trotz-schreibschwaeche?id=d8894942-6626-4616-915c-9323eaae4a80 – https://www.srf.ch/play/tv/kulturplatz/video/sebastian-steffen---schriftsteller-trotz-lese--und-schreibschwaeche?urn=urn:srf:video:2aa03906-7df2-46c6-9492-9fc89f7bdb6d Alles Gute Ihnen!
Frau Brand, danke, dass Sie sich die Zeit nehmen. Wie gehen Sie eigentlich mit Kritik/Feedback um. Gab es schon mal Rückmeldungen, wo Sie gedacht haben. Ohjee... das schmerz oder da muss ich unbedingt neu starten.
Christine Brand: Es gibt zweierlei Arten von Kritik, die man unterscheiden muss: Es kann Kritik geben, weil jemandem meine Geschichten oder meine Schreibweise nicht gefällt, und das akzeptiere ich, denn Geschmäcker sind verschieden. Und dann gibt es inhaltliche Kritik, die ich mir zu Herzen nehme. Wenn mir jemand sagt, er möge meine Hauptfigur nicht, dann versuche ich, herauszufinden, woran das liegt und wie ich das ändern könnte. Jemand sagte mir kürzlich, ich würde zu viele Adjektive verwenden – obwohl ich in meinen Schreibkursen eine Übung mache, um Adjektive zu streichen! Und dann muss ich mich schon selbst bei der Nase nehmen und meine Texte wieder etwas genauer anschauen. Zum Glück hatte ich aber noch nie das Gefühl, dass ich neu starten müsse – ausser wegen mir selbst. Ich denke, ich selbst bin meine stärkste Kritikerin.
Guten Tag! Ich bin ziemlich neu in der Welt des Schreibens, träume jedoch davon, eines Tages als Autorin veröffentlicht zu werden. Doch um diesem Traum konkrete Schritte entgegenzusetzen, fehlt mir das nötige Selbstvertrauen. Ich sehne mich nach einem ehrlichen, qualifizierten Feedback – danach, ob mein Schreiben grundsätzlich das Potenzial hätte oder sich dieses mit der Zeit entwickeln könnte. Haben Sie einen Tipp, wie ich an solches Feedback gelangen kann, ohne erst ein ganzes Manuskript einzureichen und dann lediglich eine Zu- oder Absage von einem Verlag zu erhalten? Vielen herzlichen Dank im Voraus!
Katja Schönherr: Das Zweifeln gehört dazu. Machen Sie sich keine Sorge. Woher soll man denn auch wissen, ob ein Text funktioniert, ob er in anderen etwas auslöst. Ich würde ein Manuskript auch nicht gleich an einen Verlag schicken, sondern mir Menschen suchen, denen ich vertraue und auf deren Meinung ich viel gebe. Solche Testleser sind ungemein wertvoll – und viele freuen sich auch, wenn sie zu so etwas «Heiligem» wie ein Erstlesen auserkoren werden. Und dann: Es gibt sehr viele Schreibkurse für Literarisches Schreiben. An den Klubschulen etwa. Oder auch das Schweizerische Literaturinstitut in Biel. Dort tauscht man sich über die eigenen Texte auch – und auch an den Beispielen der anderen lernt man viel. Und, nochmals, Zweifel hat (fast) jede/r. Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Vielleicht kenne ich mich in der Schweizer Literaturszene nicht so aus, aber Herr Hänni hat heute erwähnt, dass gerade Young Adult sehr beliebt ist, ist dieses Genre in der Schweiz nicht so vertreten? Oder warum kennt man da nix? Diese kommen ja meist aus englischsprachigen Ländern.
Christoph Hänni: Da haben Sie Recht, in der Schweiz gibt es bisher nicht viele Verlage, die Young- oder New-Adult-Titel veröffentlichen. Die Verlage prüfen, ob dieses Genre in ihr Programm passt und falls nicht, veröffentlichen sie keine entsprechenden Titel. In Deutschland gibt es mittlerweile aber sehr viele Verlage, die häufig unter einem eigenen Imprint Bücher aus diesem Gebiet veröffentlichen und auch deutschsprachige Autor:innen publizieren.
Können sie Programme/KI-Tools empfehlen, die das Lektorat von Texten übernehmen oder zumindest eine erste Grundkorrektur vornehmen können? Ab wann empfiehlt sich ein professionelles (klassisches) Lektorat?
Christine Brand: Leider nein. Ich kenne mich damit nicht aus. Falls Sie auf Verlagssuche sind, empfiehlt sich ein klassisches Lektorat für die Textprobe, die Sie einreichen. Und allenfalls für das Exposé. Das könnte die Chancen erhöhen. Danach aber ist das Lektorat Sache des Verlags.
Man liest ja immer wieder davon dass auch populäre Bücher erst von zig Verlagen abgelehnt werden. Woher weisst man trotzdem, dass man etwas gutes hat und sich nicht entmutigen lassen soll?
Katja Schönherr: Man muss sich immer wieder diese Situation vor Augen halten: Die Verlage bekommen unvorstellbare Mengen an Manuskripten zugeschickt. Gleichzeitig bringen die Verlage aber, je nach Grösse, beispielsweise nur zehn, 15 (oft weniger) Bücher pro Jahr heraus. Das heisst, ein Verlag hat keinen grossen Spielraum. Und dann entscheiden oft Faktoren wie: – Das ist einer unserer Stamm-Autoren; den müssen wir ins Programm nehmen. – Wir haben schon sehr viele Autoren. Jetzt muss noch eine AutorIN ins Programm. – Wir hatten im Frühjahrsprogramm schon ein Buch mit demselben Thema. etc. Also, oft entscheiden «äussere Faktoren», um ein Verlagsprogramm gut zu durchmischen. Das hat sehr oft GAR NICHTS mit der Qualität eines abgelehnten Texts zu tun. Abgelehnt zu werden, heisst auch einfach oft, dass ein Text gerade nicht in die Gesamtmischung gepasst hat. Als Debütant_in hat man es natürlich doppelt schwer, weil Verlage – die selbst fast alle ums Überleben kämpfen – ungern Experimente eingehen und lieber auf bekannte Namen setzen. Da muss man mit seinem Erstling schon besonders überzeugen, um genommen zu werden. Aber: Es gibt ja trotzdem genug Beispiele von Menschen, die es geschafft haben. Und es gibt wirklich viele Verlage und Agenturen. Man muss dranbleiben. Bevor ich ein Manuskript einreiche, würde ich es immer von ein paar Testlesenden, auf deren Meinung man viel gibt, lesen lassen und deren Feedback ernst nehmen.
Guten Tag Ich bin im dritten Semester meines Studiums (Bachelor of Scienece Soziale Arbeit). Mir bereites es sehr grosse Mühe wissenschaftliche Texte zu verfassen. Gibt es spezielle Übungen, die ich machen kann? Wie gelingt es mir so schreiben zu lernen? Gibt es einfach mehr und weniger talentierte Personen für diese spezifische Schreibweise? Danke und lG
Chiristine Brand: Ich bin sicher, dass es mehr und weniger talentierte Personen für verschiedene Schreibweisen gibt. Ich selbst hätte ebenfalls grosse Mühe mit wissenschaftlichen Texten, daher bin ich wohl auch die Falsche, die hier die Frage beantwortet. Nur soviel: Schreiben ist nicht nur Talent, es ist immer auch Handwerk, und Handwerk kann man lernen. Ich bin sicher, dass es Kurse fürs wissenschaftliche Schreiben gibt, die weiterhelfen könnten. Ich habe jetzt nichts selbst gegoogelt, aber evtl. finden sich bei www.schreibszeneschweiz.ch geeignete Kurse. Ich wünsche Ihnen viel Glück!
Eine Freundin möchte ein Buch schreiben über einen persönlichen Schicksalsschlag. Wie kann ich sie dabei unterstützen?
Christine Brand: Bieten Sie sich an, als Ansprechpartnerin für sie da zu sein. Schreiben kann ein sehr einsamer Prozess sein, aber wenn man jemanden zu Seite hat, mit dem man über die Probleme und die Hürden diskutieren kann, dann hilft das schon sehr viel. Und bieten Sie sich als Testleserin an; dass Sie ihnen schon mal ein Kapitel zu lesen geben kann. Denn das gehört auch zum Schreiben; dass man Selbstzweifel hat, ob die Geschichte so überhaupt gelesen werden kann. Ich bin sicher, das würde Ihrer Freundin bereits eine grosse Hilfe sein.
Wie gut kann man in der Schweiz vom Schreiben leben? ist es schwieriger als bspw. in Deutschland, weil es dort mehr Verlage gibt? Oder operieren die grossen Verlage sowieso alle in der DACH-Region?
Christoph Hänni: Es ist eher schwierig, vom Schreiben allein leben zu können, ausser die Bücher werden zu Bestsellern. Lesungen und Veranstaltungen können zusätzlich Einkommen bringen. Es gibt Stiftungen in der Schweiz, die Stipendien an Autorinnen und Autoren vergeben. Eine Google-Recherche gibt mehr Auskunft zu den Stiftungen. Die meisten Schweizer Verlage haben auch Auslieferungen in Deutschland und Österreich und vertreiben ihre Bücher dort, sind also in der ganzen DACH-Region tätig.
Ich weiss nicht, ob Sie Lovecraft kennen und lesen. Er ist ja der Endgegner jedes Lektors. Verliebt in Adjektive, blumig, dicht und trocken. Das sind ja keine guten Voraussetzungen für eine tolle Geschichte. Trotzdem funktionieren seine Storys. Wie kann ich meinen eigenen Schreibstil entwickeln, der trotz Mängel evtl. als speziell und einzigart gut wahrgenommen wird?
Christine Brand: Ich kenne Lovecraft leider nicht. Und obwohl ich selbst darauf achte, nicht zu viele Adjektive zu gebrauchen, finde ich in meinen Texten immer noch zu viele! Leider kann ich hier keinen ultimativen Tipp weitergeben. Nur meine Gedanken: Ich fürchte, man kann nicht planen, einen speziellen und einzigartig guten Schreibstil zu entwickeln. Er entwickelt sich von selbst. Und er sollte zur schreibenden Person passen; so dass das Schreiben auch Spass macht. Wenn man sich zu sehr bemüht, etwas in einem bestimmten Stil zu schreiben, könnte das alsbald holprig daherkommen. Das Wichtigste scheint mir: Schreiben, schreiben, schreiben. Und: Lesen, lesen, lesen, denn auch das Lesen ist eine gute Schreibschule. Als Journalistin konnte ich meinen Schreibstil erst über ein paar Jahre entwickeln; ich musste zuerst genug Selbstsicherheit gewinnen, um so zu schreiben, wie es mir gefiel. Und auch die Freiheit dafür erhalten. Mein Schreibstil bei den Krimis – ich finde, ich schreibe sehr szenisch – ist indes auch durch meine frühere Arbeit beim Schweizer Fernsehen beeinflusst worden. Weil man beim Bild-Medium immer in Szenen erzählt. Wie gesagt; leider habe ich keinen Tipp, ich empfehle, einfach den eigenen Weg zu gehen, und sich selbstbewusst die Freiheit zu nehmen, so zu schreiben, wie es einem gefällt.
Was muss ich finanziell in die Hand nehmen, um ein Buch zu veröffentlichen?
Katja Schönherr: Die Kosten belaufen sich auf die Zeit, die Sie fürs Schreiben benötigen (und das ist ja meist eine Menge). Ein Verlag sollte von Ihnen kein Geld verlangen, und eine Agentur nur eine Provision bei Vertragsabschluss mit einem Verlag. Geld verlangen sollte in diesem Prozess niemand von Ihnen.
Welche Bücher können Sie empfehlen, um das Schreibhandwerk zu erlernen?
Katja Schönherr: Ich mochte «Wie man einen verdammt guten Roman schreibt» von James N. Frey. Dieses Buch hat natürlich schon mal einen verdammt guten Titel, der viel verspricht. Es gibt einen guten Überblick darüber, worauf es ankommt (Handlung, Figurenzeichnung etc.). Das kann man dann nicht 1:1 nachahmen, aber man wird sensibel für die wichtigsten Schreibregeln. Sehr schön auch «Die Geschichten in uns. Vom Schreiben und vom Leben» vom Bestseller-Autor Benedict Wells. Darin zeigt er zum Beispiel Passagen aus früheren Fassungen seiner Romane, die er inzwischen sehr peinlich findet – und dann erklärt er, was daran «peinlich» ist und wie er die Passagen gerettet hat. Wirklich sehr anschaulich.
Ich würde gerne ein Buch über meinen eigenen Recoveryweg schreiben um anderen Menschen, die einen ähnlichen Lebensweg haben wie ich, Hoffnung zu vermitteln. habe eigentlich schon angefangen. Nun merke ich, dass ich einfach nicht die richtigen Wörter finde um die Emotionen, die Gefühle, die Energie, meine Haltung so rüberzubringen wie ich es möchte. Wie finde ich Autoren die evt für mich/mit mir schreiben könnten? Vielen Dank für Ihre Rückmeldung
Christoph Hänni: Ich könnte mir vorstellen, dass der Besuch eines Schreibkurses für Sie hilfreich sein könnte und Sie so zu Ihrer eigenen Sprache finden. Sie lernen dort auch andere Schreibende und Referent:innen kennen, vielleicht haben diese Tipps für Sie oder können passende Kontakte herstellen.
Können Sie mir Tipps geben, wie ich die Dialoge meiner Figuren verbessern kann? Damit habe ich am meisten Mühe
Christine Brand: Ich habe einmal einen Kurs bei Hansjörg Schertenleib gesucht, der hiess: Dialoge schreiben – und ich kann ihn sehr empfehlen. Wenn ich Dialoge schreibe, versuche ich, in die Personen, die spricht, hineinzuschlüpfen, ich hüpfe bei einem Dialog sozusagen von der einen in die andere Person. Und frage mich beim Überarbeiten immer wieder: Würde er das jetzt so sagen, würde sie sich so ausdrücken, würde er so reagieren. Soviel zum Inhaltlichen. Nun zur Form: Ich vermeide so oft wie möglich, nach dem Zitat ein Komma zu machen und zu schreiben «, sagte er. Oder «, behauptete er. Oder «, fragte er. Manchmal macht das durchaus Sinn, auch wenn man das Zitat sonst anders nicht zuordnen kann. Aber ich versuche es, so wenig wie möglich zu verwenden. Oft kann man ein Zitat auch allein stehen lassen, wenn klar ist, wer spricht. Und manchmal kann man den Dialog von einer Handlung umschliessen lassen. Man kann einen Dialog zum Beispiel während eines Essens stattfinden lassen. Oder durch eine Handlung die Stimmung des sprechenden untermalen und dadurch gleichzeitig ein «sagte» sparen.
Zwei Beispiele: «Ich bin nicht überzeugt, dass das eine gute Idee ist», sagte Ben. Oder aber: Ich bin nicht überzeugt, dass das eine gute Idee ist.» Ben blickt sie nicht an, er schiebt mit der Gabel die Tomaten an den Tellerrand. «Wir haben nicht genügend Leute, wir können das nicht durchziehen», sagt sein Boss. Oder aber: «Wir haben nicht genügend Leute, wir können das nicht durchziehen.» Sein Boss klopft unentwegt mit dem Kugelschreiber auf den Tisch, am liebsten würde er ihn ihm wegnehmen und zum Fenster hinaussschmeissen ... Dialoge lassen sich auch gut üben: Indem man ein Bild mit zwei oder mehreren Personen vor sich legt und dann aufschreibt, wie und was sie miteinander sprechen. Ich hoffe, das hat etwas geholfen; viel Glück!
Früher war die Devise, man muss verdammt gut sein, dass ein Exposé überhaupt Chancen hat, gilt das heute immer noch oder hat man mittlerweile bessere Chancen auf dem Markt?
Katja Schönherr: Die Antwort ist leider: Die Agenturen und Verlage bekommen unvorstellbare Mengen an Manuskripten zugeschickt. Es ist also tatsächlich nicht leicht, aber es ist nicht unmöglich. Ich würde empfehlen, das eigene Manuskript immer erst einmal ein paar Testleser_innen zu geben und deren Gedanken dazu anzuhören, ehe man sich auf Verlagssuche begibt. (Und Self-Publishing ist ja auch immer eine Variante.)
Hallo, wie weiss ich, dass meine Figuren «gut» sind, also auch von den Lesenden als stark gezeichnete Figuren wahrgenommen werden? Was sind Indizien?
Katja Schönherr: Hier gilt die Schreibregel: «Show, don`t tell». Also: Nicht sagen, was / wie jemand ist, sondern es zeigen. Nicht schreiben: «Sie war nervös.» Sondern es durch ihre Handlungen zeigen, ihr fiel der Kugelschreiber aus der Hand, sie verschüttete ihren Kaffee etc. Man macht die Figuren durch Handlungen erlebbar, nicht durch Adjektive.
Wie nehmen Sie die Vereinfachung viel Text mithilfe von KI wie ChatGPT war? Denn es ist je damit sehr einfach möglich, einfache Sachbücher mit grossem Umfang aber ohne inhaltliche Tiefe erstellen zu lassen. Einfach noch mehr vom Gleichen. Was meinen Sie dazu?
Christoph Hänni: Aus meiner Sicht ist dies eher bei Self Publishing Titeln der Fall, die häufig ohne professionelles Lektorat veröffentlicht werden. Viele Verlage in der Schweiz legen einen grossen Wert auf die Qualität und Tiefe. Damit stechen sie in der Verlagsbranche auch im internationalen Vergleich heraus.
Guten Tag geschätzte Expert:innen-Runde Mich interessiert wie ich vorgehen kann, wenn ich die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie in einer populärwissenschaftlichen Publikation veröffentlichen möchte. Wie finde ich einen Verlag? Welche Verlage eignen sich hierfür? Was sollte ich berücksichtigen, um Leser:innen anzusprechen und für die Thematik zu begeistern? Haben Sie weitere Tipps und Ideen, die ich aufgreifen könnte? Vielen Dank für Ihren Rat! FG
Katja Schönherr: Verlage wie Hanser, Springer, Ullstein oder C.H. Beck haben populärwissenschaftliche Themen im Programm. Wichtig: Die Themen sollten einen Bezug zum Alltag der Menschen haben, gerne auch sehr aktuell sein. Und: Der Schreibstil muss flüssig und einfach verständlich sein. Die Verlagssuche übernehmen heute meist Literaturagenturen. Da gibt es einige, die auch Sachbücher vertreten. An die schickt man ein Lebenslauf, ein Exposé und etwa 30 Seiten des Manuskripts. Kernstück ist das Exposé, in dem man «kurz und knackig» den Inhalt zusammenfasst und die Relevanz erklärt.
Ich habe dieses Jahr einen Roman geschrieben und möchte ihn sehr gerne veröffentlichen. Bis jetzt habe ich noch nie etwas veröffentlicht. Gibt es Webseiten oder anderes, das einem bei der Suche für einen Verlag oder eine Agentur helfen?
Katja Schönherr: Die Verlagssuche wird heute meistens von einer Literaturagentur übernommen. Das heisst, wenn man ein Manuskript fertiggestellt hat, sucht man nicht einen Verlag, sondern eine Agentur. Und diese übernimmt dann die (oft sehr langwierige und nervenaufreibende) Verlagssuche für einen. Dafür bekommt sie, sofern sie einen Verlag findet, eine kleine Provision; sie übernimmt dafür aber auch die Vertragsverhandlungen. Also, die meisten Sachen laufen heute über Agenturen. Wenn Sie «Literaturagentur» googeln, werden Sie auf ganz viele stossen. Schauen Sie vorher, welches Genre diese Agenturen vermitteln. Auf den Websites steht auch, was sie sich wünschen: Meist muss man einen Lebenslauf, dann ein Exposé mit einer Kurzzusammenfassung schicken sowie die ersten 30 Seiten. Wichtig ist: Viel Zeit ins Exposé investieren. Das muss sitzen. Kurz und knackig muss man da den Inhalt des Buchs wiedergeben. Wenn Sie es doch lieber direkt über einen Verlag versuchen wollen, ist es wichtig, dass Sie vorab genau schauen, ob Ihr Text ins Verlagsprogramm passt. Auf der Website der Verlage steht auch meist, ob unverlangt eingesandte Manuskripte überhaupt angeschaut werden oder nicht.
Können Sie die verschiedenen Vor- und Nachteile der Erzählperspektiven erläutern? Ich kann mich nicht entscheiden, aus welcher Sicht ich meine Geschichte erzählen soll. Es geht um 3 Freunde, die in einer Kleinstadt in Indonesien aufwachsen und mit Adolescence-Problem sich herumschlagen.
Katja Schönherr: Grob lässt sich hinsichtlich der Perspektive unterscheiden zwischen:
- auktorialem Erzähler (der ist allwissend und kann in jede Figur hineinblicken)
- personalem Erzähler (der beschreibt die Handlung aus der Perspektive einer bestimmten Figur; man kann das beschreiben mit «Kamera auf der Schulter»)
- Ich-Erzähler (Ich-Form also; hier ist die Perspektive auf die Wahrnehmung der Ich-Figur beschränkt)
Welche Perspektive Sie wählen, hängt davon ab, was Sie erzählen wollen. Wollen Sie einen umfassenden, allwissenden Überblick geben, dann ist es die auktoriale Erzählform. Wenn es aber mehr um das Innenleben einer Figur geht, dann die Ich-Form. Haben Sie die Geschichte innerlich schon im Ohr? Vielleicht «hören» Sie dann schon, welche Perspektive das ist, aus der die Geschichte erzählt werden will.
Was vielen auch hilft: Einfach anfangen und verschiedene Perspektiven ausprobieren. Kapitelweise kann man die Perspektive auch mal wechseln. Aber das muss gut überlegt sein; da sollte man nicht innerhalb eines Kapitels springen. Ich würde Ihnen raten, mal ein paar Seiten in jeder Perspektive zu schreiben, dann spüren Sie bestimmt, welche Ihnen am meisten Spass macht, mit welcher Sie das, was Sie zeigen wollen, am besten zeigen können.
Ich bin noch 13 und würde gerne ein Buch schreiben. Was gibt es alles für Tipps für mich, wie ich die Geschichte schreibe, drucken lassen kann und ggf. auch ein Verlag mein Buch annimmt.
Christine Brand: Das Wichtigste ist: Einfach mal mit Schreiben beginnen! Wenn Du eine Idee hast und gerne ein Buch schreiben willst: Fang an. Es macht Spass! Und es ist etwas Besonderes. Überlege Dir, wer der Held Deiner Geschichte sein soll, was für einen Weg er gehen, respektive, was er erleben soll, was sein Ziel ist und ob er es erreichen soll. Auch, aus welcher Perspektive Du die Geschichte erzählen willst, würde ich mir im Voraus überlegen: Erzählt der Held die Geschichte selbst oder erzählt jemand Neutrales seine Geschichte, oder vielleicht ein Freund? Wenn Du die Geschichte, die Du erzählen möchtest, im Kopf hast, beginne zu schreiben. Denk beim Schreiben nicht daran, ob Du einen Verlag findest, der das Buch annimmt, darum kannst Du Dich dann danach kümmern. Vielleicht findest Du für das erste Buch noch keinen Verlag, weil die Verlagssuche ist mühsam, und wir Schreibenden lernen von Buch zu Buch ja auch immer noch dazu, sie sollten immer besser werden. Mein erstes Buch ist bei einem sehr kleinen Verlag erschienen und erst nach fünf Büchern habe ich einen grossen Verlag gefunden. Darum würde ich mir über den Verlag noch keine Gedanken machen. Schreibe, weil es Dir Spass macht, und schreibe so, wie Du gerne selbst ein Buch lesen würdest. Viel Glück und Freude wünsche ich Dir!
Wie entscheiden Lektor:innen, ob eine Geschichte dem Publikum gefallen wird oder nicht? Was ist für sie entscheidend bei der Marktbeurteilung?
Christine Brand: Das interessiert mich selbst auch! :-) Leider habe ich keine Antwort darauf. Aus der anderen Perspektive kann ich nur sagen: Man muss im richtigen Moment die passende Idee haben und damit an den richtigen Lektor gelangen – es ist also auch immer eine Portion Glück gefragt!
Guete Tag, i ha zwöi Büechli gschribe (Adväntskaländer-Gschichte für Chind) und lah drucke. Ds dritte Büechli isch am Entstah. Mi Frag isch: Wie chani e Verlag finde oder e Möglichkeit, dassi mi nümme sälber ume Verchouf bruche z kümmere? (Tue nämlech lieber Schribe!)
Christoph Hänni: Die Verlagssuche ist nicht ganz einfach, es kommt darauf an, ob das neue Buch in ein Verlagsprogramm passt. Für den Verkauf kann es sich lohnen, mit einem Zwischenbuchhandelsunternehmen Kontakt aufzunehmen, das den Versand für sie übernehmen würde.
Guten Tag, wie realistisch ist es zu hoffen, dass aus einem Blog ein Buch werden kann?
Christine Brand: Es kommt sehr darauf an, um was für einen Blog es sich handelt. Und auch, wie viele Leser er bereits erreicht. Falls Sie sich einen Namen als Journalist oder Blogger gemacht haben und viele LeserInnen haben, dann denke ich, dass auch ein Blog in Buchform seine Abnehmer finden würde. Wenn es ein Reiseblog ist, könnte ein Reisebuch daraus werden. Aus einem Kochblog ein Kochbuch. Fall der Blog nicht Themenbezogen ist, ist es eher etwas schwieriger, ausser, eben, Sie haben bereits eine grosse Anhängerschaft.
Guten Tag! Ich schreibe autobiografisch geprägte Texte, welche ich gerne mit Gedichten zum entsprechenden Thema ausschmücke. Ich bin ein unbeschriebenes Blatt in der Literaturszene, habe kein «Vitamin B», wie man so sagt. Wie finde ich einen Verlag, welcher sich allenfalls für meine Texte interessieren könnte? Besten Dank und freundliche Grüsse
Katja Schönherr: Viel läuft heute über sogenannte Literaturagenturen. Das heisst, wenn man ein Manuskript fertiggestellt hat, sucht man sich nicht einen Verlag, sondern eine Agentur. Und diese übernimmt dann die (oft sehr langwierige und nervenaufreibende) Verlagssuche für einen. Dafür bekommt sie, sofern sie einen Verlag findet, eine kleine Provision; sie übernimmt dafür aber auch die Vertragsverhandlungen. Also, die meisten Sachen laufen heute über Agenturen. Wenn Sie «Literaturagentur» googeln, werden Sie auf ganz viele stossen. Schauen Sie vorher, welches Genre die jeweilige Agentur vermittelt (Kinderbücher zum Beispiel schliessen viele aus.). Auf der Website der Agenturen sehen Sie Beispiele von durch sie vertretenen Büchern. Daraus können Sie, zumindest ein wenig, ableiten, ob Ihr Text zu dem, was gesucht wird, passt. Wenn Sie es doch lieber direkt über einen Verlag versuchen wollen, ist es wichtig, dass Sie vorab genau schauen, ob Ihr Text ins Verlagsprogramm passt. Es heisst also: Die Webseiten sämtlicher Verlage abzugrasen. Auf den Websites steht auch meist, ob unverlangt eingesandte Manuskripte überhaupt angeschaut werden oder nicht. Es ist ein Prozess, der viel Geduld braucht. Ich drücke Ihnen die Daumen.
Guten Tag Herr Hänni. Meine FRage an Sie: Gibt es einen entscheidenen Vorteil, warum man in der Schweiz einen Verlag suchen sollte, wieso nicht im Ausland?
Christoph Hänni: Es kommt sehr auf das Buch an, das Sie schreiben. Falls es einen regionalen Bezug zur Schweiz hat, macht es Sinn, hier einen Verlag zu suchen. Die Verlage können das Buch dann gezielt in den Schweizer Buchhandlungen anbieten und vermarkten. Zudem ist die Zusammenarbeit einfacher, weil ein persönlicher Austausch vor Ort möglich ist. Aber falls das Buch zu einem Verlag im Ausland passt, würde ich es unbedingt auch dort versuchen.
Guten Tag, kann man in der Schweiz ein Buch auch auf Englisch schreiben? Gibt es Schweizer Verlage, die Englische Literatur publizieren? Danke
Christoph Hänni: Es gibt in der Schweiz nicht viele Verlage, die englische Literatur veröffentlichen. Ausnahmen kann es geben, wenn das Buch einen Bezug zur Schweiz oder zu einer Region hat.
Liebe Schreibverliebte, abgedroschene, durchgekaute Frage vielleicht, aber immer wieder spannend aus der Feder von Direktbetroffenen: Wie überwinden Sie Ihre Schreibblockade?
Katja Schönherr: Erst einmal versuche ich, mir zu sagen: Das ist keine Blockade, sondern die Geschichte / der Text braucht einfach noch etwas Zeit. Mag etwas esoterisch tönen, aber manchmal hilft es ja, sich «umzuprogrammieren». Und dann frage ich mich auch oft: Warum kann/mag ich gerade nicht schreiben: Weiss ich nicht, wie es weitergehen soll (das ist oft das Problem)? Dann versuche ich, dieses Problem zu lösen und mir erst einmal zu überlegen, was ich eigentlich als Nächstes erzählen will. Oder es hilft, an einer anderen Stelle im Text weiterzuschreiben – zum Beispiel das Ende, damit ich weiss, wo ich mit der ganzen Sache hinwill. Oder man überarbeitet / korrigiert bereits Geschriebenes, um die Flaute zu überbrücken. Und manchmal bedeutet eine «Blockade» auch einfach «Ich habe keine Lust – und das ist ja auch manchmal okay;-)
Guten Morgen,mich würde interessieren, wie die Branche im Moment so dasteht? Werden eigentlich mehr Bücher veröffentlicht und gelesen als früher noch? wohin geht der Trend?
Christoph Hänni: Die Buchverkäufe sind seit ein paar Jahren eher rückläufig, aber weiterhin auf einem stabilen Niveau. Momentan lässt sich ein grosser Trend bei den sogenannten «New Adult» und «Young Adult» Titeln feststellen, die sich an junge Erwachsene richtet. Booktok spielt dabei eine grosse Rolle, viele Titel werden dort besprochen und verkaufen sich dann auch in der Schweiz gut.
Frage an Herrn Hänni: Ich höre zum ersten Mal vom SBVV, fange aber erst jetzt an mit dem Schreiben. Was sind Ihre Aufgaben? Nehmen Sie auch Geschichten auf?
Christoph Hänni: Danke für Ihre Frage. Der SBVV vertritt die Interessen der Buchbranche gegenüber Behörden und Politik in kultur- und wirtschaftspolitischen Belangen. Zu seinen Kernaufgaben gehören die Grundbildung und branchenspezifische Weiterbildungen sowie die Buchpromotion im Ausland. Darüber hinaus erbringt der SBVV für seine Mitglieder zahlreiche Dienstleistungen und betreut auch die ISBN-Agentur in der Schweiz. Das Veröffentlichen von Geschichten gehört nicht zu unseren Aufgaben, dafür sind die Verlage zuständig.
Liebe Frau Brand, wie gehen Sie vor, wenn Sie einen Krimi entwickeln: Schreiben Sie drauf los, und korrigieren vorzu, schreiben immer wieder um; oder planen Sie minutiös, bevor Sie die erste Szene tippen? Oder wie? Besten Dank.
Christine Brand: Früher, als ich noch in meiner Freizeit Krimis schrieb, musste ich wissen, um was für ein Delikt es gehen soll, wer Täter und wer Opfer ist, und, ganz wichtig: Was das Motiv für die Tat ist. Wenn ich das in meinem Kopf zurechtgelegt hatte, habe ich einfach angefangen zu schreiben, und zwar von der ersten bis zur letzten Seite. Seit ich beruflich schreibe, verfasse ich, bevor ich loslege, ein Exposé von etwa 25–30 Seiten, in denen ich den Plot bereits einmal ganz erzähle. Das Exposé muss ich dann auch im Voraus meinem Verlag einreichen. Wenn ich dann aber zu schreiben beginne, halte ich mich keineswegs genau an das Exposé, das wäre mir zu langweilig, weil ich dann ja schon genau wüsste, was passiert. Und mir macht das Schreiben am meisten Spass, wenn zwischendurch etwas geschieht in meiner Geschichte, mit dem ich selbst nicht gerechnet habe. Aber auch heute noch beginne ich auf Seite 1 und schreibe chronologisch bis zur letzten Seite. Was aber nicht heisst, dass ich den Text nicht überarbeite. Ein erstes Mal schon am nächsten Tag, nachdem ich ihn geschrieben habe. Wenn ich am Ende angekommen bin, überarbeite ich das Buch etwa noch fünf oder sechs Mal, aber das ist dann meist ein Feilen an der Sprache. Umschreiben muss ich sehr selten.
Auch Profis lernen von Profis. ;) Was war so ein Schreibtipp während Ihrer Karriere, der Ihr Schreiben zum Positiven verändert hat, nachhaltig?
Katja Schönherr: «Kill your Darlings». Das ist ein Schreibtipp, den jede Autorin, jeder Autor kennt. Aber er stimmt. Manchmal hat man so Stellen, in die man ganz fürchterlich verliebt ist, weil man besonders originell war oder so. Oft stechen diese Stellen dann aber heraus und irritieren die Lesenden. Wenn man zweimal hört, «das passt aber nicht so recht», dann sollte man diesen Liebling wohl oder übel streichen. Kill your Darling eben.
Haben Sie ein paar Recherchetipps abseits von der simplen Googlesuche? ;) Danke!!
Christine Brand: Ganz einfach: Das Telefon benutzen, mit Menschen reden, vorbeigehen. Ein Beispiel: Ich habe die Polizei angerufen und durfte mich in einen Gefangenentransporter setzen, weil ich eine Szene plante, in der ein Gefangener aus einem Transporter befreit wird ...
Danke für das Angebot, SRF. Gerne würde ich wissen, wie Sie Lückenfüller effektiv einsetzen. Nicht im Sinne von langweiligen Passagen, sondern Brücken, die wichtige Plotpoints verbinden. Wie müssen diese Brücken sein ohne eben zu langweilen?
Christine Brand: Das ist eine schwierige Frage. Für Brücken gilt, wie ganz generell auch: Sie sollten nicht erklärend wirken. Falls möglich, versuche ich das, was ich in einer Brücke vermitteln will, mit einer Handlung, einer Szene auszudrücken. Show don't tell. Wenn ich zum Beispiel eine tratschende Nachbarin brauche, weil das für den Plot wichtig ist, dann schreibe ich nicht, dass die Nachbarin eine Tratschtante ist. Sondern ich gestalte eine Szene, in der sie sich tratschend mit jemandem unterhält. Ich versuche also, eine szenische Handlung zu erfinden, mit der ich das, was ich an dieser Stelle sagen muss, vermitteln kann. Vielleicht kennen sie vom Fernseher her die Schnittbilder, die man sofort als solche erkennt? Mitten in einem Quote erscheint kurz das Bild von der Hand auf der Computermaus, damit man das Quote kürzen konnte. Diese Bilder schreien einem sozusagen ins Gesicht: Hallo, ich bin ein Zwischenschnitt! Und genau so sollten sich Brückenpassagen nicht lesen, man muss sie besser tarnen.
Inwieweit kann, darf, KI als „kreativer Input“ für einen Text genutzt werden. Und wie stellt sich dann die Copyright-Frage?
Christoph Hänni: Falls KI beim Erstellen eines Textes genutzt wird, sei dies für Inputs oder beim Schreiben einzelner Passagen, müsste dies aus meiner Sicht am Anfang vom Text notiert werden, damit ein Verlag dies weiss und gegebenenfalls Rücksprache nehmen kann. Momentan gibt es meines Wissens nach noch keine festen Regeln, es wird aber rege darüber diskutiert und in Zukunft sicher auch von Verlagsseite her Vorschriften dazu geben.
Frage zum Schreiben eines Krimis Guten Tag, Wenn bei einem Kurzkrimi (4 Seiten) der Täter aufgrund eines winzigen Indizes überführt wird, wo würden Sie mit der Geschichte beginnen, wenn sie aus Sicht der Ermittlerin geschrieben wird? Beim Finden des Indizes? Beim Verhör? Anderswo? Ich bin gespannt auf die Antwort. Vielen Dank und freundliche Grüsse
Christine Brand: Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ich würde wahrscheinlich beim Finden des Indizes beginnen – aber es darf nicht auf den ersten Blick klar sein, dass es ein Indiz ist. Das merkt sie erst im weiteren Verlauf der Geschichte.
Was halten Sie eigentlich von sogenannten Book Influencer???
Christine Brand: Ich denke, dass die Rolle von Book Influencern zunehmend wichtig ist. Die herkömmlichen Medien verzichten zusehends auf die Kultur-Ressorts, es erscheinen nicht mehr viele Buch-Rezensionen in den Tageszeitungen oder am Radio. Daher ist es begrüssenswert, dass Influencer in die Lücke springen und gerade auch ein jüngeres Publikum ansprechen.
Wie funktioniert das genau mit der Verlagssuche? Besten Dank
Katja Schönherr: Viel läuft heute über sogenannte Literaturagenturen. Das heisst, wenn man ein Manuskript fertiggestellt hat, sucht man nicht einen Verlag, sondern eine Agentur. Und diese übernimmt dann die (oft sehr langwierige und nervenaufreibende) Verlagssuche für einen. Dafür bekommt sie, sofern sie einen Verlag findet, eine kleine Provision; dafür übernimmt sie aber auch die Vertragsverhandlungen. Also, die meisten Sachen laufen heute über Agenturen. Wenn Sie es doch lieber direkt über einen Verlag versuchen wollen, ist es wichtig, dass Sie vorab genau schauen, ob Ihr Text ins Verlagsprogramm passt. Auf der Website steht auch meist, ob unverlangt eingesandte Manuskripte überhaupt angeschaut werden oder nicht.
Pseudonym: Für wie sinnvoll erachten Sie die Wahl eines Pseudonyms? Und daran anknüpfend: Ist es denn überhaupt noch möglich, Pseudonymität in der heutigen Zeit aufrechtzuerhalten? Besten Dank!
Christine Brand: Ich selbst verfüge über kein Pseudonym. Ich denke, wenn es in einem Buch um ein sehr heikles Thema geht, dann macht ein Pseudonym Sinn und dann ist es auch möglich, das aufrechtzuerhalten. Wenn aber aus Marketing-Gründen ein Pseudonym gewählt wird – etwa, weil der Originalname nicht so toll klingt oder wenn man unter einem anderen Namen in einem anderen Genre publizieren will – dann mag das schon Sinn machen, aber in den meisten Fällen ist dann trotzdem früher oder später klar, wer hinter dem Pseudonym steckt. Auch kann man keine Lesungen halten, wenn man nicht will, dass das Pseudonym auffliegt. Ich selbst würde es jetzt für mich nicht als sinnvoll erachten, mit ein Pseudonym zuzulegen. Aber ich habe auch einen praktischen Nachnamen: Brand. Würde ich jetzt Rüdishüsi heissen oder ein Name, der sich in Deutschland kaum aussprechen liesse, würde ich mir das wahrscheinlich überlegen.
Lohnt sich eine Verlagssuche heute noch oder habe ich als Self-Publisher auch Chancen auf dem Markt? Danke
Christoph Hänni: Aus meiner Sicht lohnt sich die Verlagssuche auch heute noch. Die Verlage können Bücher gezielt in den Buchhandlungen anbieten und die Chancen, dass diese das Buch an Lager nehmen, ist grösser, als wenn Sie das Buch im Self-Publishing veröffentlichen. Zudem übernimmt der Verlag das Marketing, Lektorat, Korrektorat und den Vertrieb, was im Self-Publishing mit viel Aufwand verbunden ist.
Wie sinnvoll sind eigentlich Lehrgänge zum Thema Schreiben? Es gibt ja verschiedene Angebote zum literarischen Schreiben. Was empfehlen Sie. vielen Dank und schönen Tag noch
Katja Schönherr: Natürlich kommt es immer auf die Dozentin, den Dozenten an, wie viel man davon profitiert. Meine Erfahrung ist: Wenn man noch in seinen Schreibanfängen steckt, sind solche Kurse ein gutes Mittel, um Feedback und Schreibtipps zu bekommen. Man lernt dann auch viel von den Texten der anderen Teilnehmenden im Kurs. Ich kann's empfehlen. Bekannt und renommiert sind natürlich die Bachelor- und Master-Studiengänge in Biel (Berner Fachhochschule). Aber auch viele Klubschulen bieten Kurse zum Literarischen Schreiben an.
Guten Tag Ich habe mal gelesen, dass ich mein Buch im ersten Schritt so schlecht als möglich zu Blatt Papier bringen soll. Dies soll auch gegen Schreibblockaden helfen. Was denken Sie darüber? Was hilft Ihnen gegen Schreibblockaden?
Katja Schönherr: Da funktioniert jede und jeder anders: Manche schreiben erst alles runter, um ihren Schreibfluss nicht durch Kommakorrekturen zu unterbrechen. Andere schreiben nur kurze Absätze und korrigieren diese dann direkt, ehe sie weiterschreiben. Da gibt es kein Richtig und kein Falsch. Man sollte sich davon leiten lassen, wie es für eine_n am besten funktioniert. Und was die Schreibblockaden angeht: Manchmal hilft es, die Denkweise zu ändern. Vielleicht ist es gar keine «Blockade», sondern die Geschichte arbeitet erst einmal in Ihrem Kopf, ehe sie niedergeschrieben werden will. Tönt vielleicht etwas esoterisch, aber der grösste Teil des Schreibens spielt sich tatsächlich unbewusst im Kopf ab.
1) Wie macht man einen guten Anfangssatz in einer Geschichte? 2) Wie schafft man es an einem Buch bis zum Ende dranzubleiben?
Christine Brand: Guten Morgen. Der Anfangssatz einer Geschichte ist etwas vom Schwierigsten, weil er gut sein muss. Ich schreibe ihn nie am Anfang der Geschichte. Das heisst, ich schreibe schon einen Anfangssatz, aber der wird dann im Verlaufe der Zeit noch einige Male geändert und umgeschrieben. Eigentlich kann ich den Anfangssatz erst setzen, wenn ich selbst richtig in die neue Geschichte eingetaucht bin. Und durchhalten bis zum Schluss? Einfach durchbeissen :-) Manchmal fällt das leichter, manchmal ist es härter.
Wie findet man den passenden Verlag, wo auch die Hoffnung besteht, dass das Genre angenommen wird? Zum Beispiel Themenmix zwischen Biografie, Tagebuch, Kurzgeschichten. Was tut man, wenn man nur Ideen hat, aber keine konkrete Anweisung/Vorstellung, wie das Buch aussehen soll? Gibt es aufbauende Tipps?
Katja Schönherr: Viel läuft heute über sogenannte Literaturagenturen. Das heisst, wenn man ein Manuskript fertiggestellt hat, sucht man nicht einen Verlag, sondern eine Agentur. Und diese übernimmt dann die (oft sehr langwierige und nervenaufreibende) Verlagssuche für einen. Dafür bekommt sie, sofern sie einen Verlag findet, eine kleine Provision; sie übernimmt dafür aber auch die Vertragsverhandlungen. Also, die meisten Sachen laufen heute über Agenturen. Wenn Sie «Literaturagentur» googeln, werden Sie auf ganz viele stossen. Schauen Sie vorher, welches Genre diese Agenturen vermitteln (Kinderbücher zum Beispiel schliessen viele aus.) Wenn Sie es doch lieber direkt über einen Verlag versuchen wollen, ist es wichtig, dass Sie vorab genau schauen, ob Ihr Text ins Verlagsprogramm passt. Auf der Website der Verlage steht auch meist, ob unverlangt eingesandte Manuskripte überhaupt angeschaut werden oder nicht. Und zu Ihrer Frage: Was tun? Vielleicht hilft es Ihnen, sich vorab ein Inhaltsverzeichnis für die Struktur zu überlegen? Oder Sie versuchen, eine Tatsache in eine konkrete Szene zu verwandeln? Oder Sie stellen sich selbst Fragen, die Sie dann in Textform beantworten? Das Wichtigste beim Schreiben ist immer: Irgendwie anfangen. Dann beginnt auch der Kopf zu arbeiten, und unterbewusst gärt das Ganze. Plötzlich, in einem unerwarteten Moment, weiss man dann, wie weiter.
Guten Tag, Frau Schönherr erwähnt, dass heute viel mehr Agenturen die Aufgaben des Verlags übernehmen. Ist das so, dass die Verlage an Bedeutung verlieren? Bzw. der direkte Weg über Verlage, die Frage ist für Herr Hänni. Danke!
Christoph Hänni: Die Agenturen helfen bei der Verlagssuche, übernehmen aber nicht die Aufgaben eines Verlages (wie zum Beispiel Lektorat, Korrektorat etc). Da die Verlage mit Manuskripten überschwemmt werden, ist eine Agentur für die Verlagssuche hilfreich, da sie das Buch bereits kennen und einschätzen können, ob es zu einem bestimmten Verlag passt.