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«Café Regenbogen» in Riggisberg
Aus Politbox vom 24.07.2015.
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politbox on tour – Lugano Wenn der Flüchtling «Uno!» ruft

Riggisberg (BE) wirkt wie jedes ländliche Schweizer Dorf. Doch vor einem Jahr beschloss hier der Gemeinderat, 150 Asylsuchende aufzunehmen. Ein Netzwerk aus Freiwilligen trifft sich seither regelmässig mit den Neuankömmlingen. politbox war im «Café Regenbogen» mit dabei.

Riggisberg ist eine kleine Gemeinde: Das Dorf im Berner Mittelland hat knapp 2500 Einwohner. Die SVP ist mit 45 Prozent die stärkste politische Partei, gefolgt von der BDP. Von hier aus kann man Wandertouren ins Gantrisch-Gebiet unternehmen; Landwirtschaft und die Natur sind allgegenwärtig. Es gibt einen Frauenverein und ein kleines Spital.

Nichts Aussergewöhnliches also. Eine Gemeinde, wie man sie wohl öfters in ländlicheren Gebieten der Schweiz antrifft. Nur, dass Riggisberg seit einem Jahr ein Asyl-Durchgangszentrum hat, mit 150 Asylbewerbern. Es wurde vom Gemeinderat freiwillig beschlossen. Natürlich gab und gibt es kritische Stimmen, besonders direkte Anwohner sorgten sich um Lärmbelästigungen. Doch in der Gemeinde gab es im Gegensatz zu anderen Orten mit einem Asylzentrum kein «Grillieren gegen Flüchtlinge» und keine Fackelzüge.

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Kartenspiel und Sprachunterricht

Stattdessen bildete sich ein Netzwerk aus Freiwilligen aus dem Dorf: Sie beschlossen, den Neuankömmlingen mit Unterstützung zu begegnen. Nicht alle zwingend, weil sie Ausländern gegenüber besonders unkritisch wären – sondern weil sie die Notwendigkeit sahen, gut miteinander auszukommen; quasi dem Dorffrieden zuliebe. «Sachpolitik» nennen sie es. Auf dem Programm stehen gemeinsame Wanderungen, Besuche auf der Post und im Coop, Tanznachmittage für Kinder, Deutschunterricht.

Seit einem Jahr gibt es im Kirchgemeindehaus in Riggisberg das «Café Regenbogen». Wöchentlich treffen sich hier jeden Dienstagnachmittag für zwei Stunden Dorfbewohner und Asylbewerber.

Unter den Freiwilligen sind viele Pensionierte und Mütter mit Kindern; die Asylbewerber sind mehrheitlich jung und aus Eritrea. Man büffelt gemeinsam Deutsch und ein wenig Tigrinisch, spricht über dieses und jenes, trinkt zusammen Kaffee, spielt Karten. «Uno» ist beliebt; das Spiel geht auch, wenn wenig gemeinsame Sprachkenntnisse vorhanden sind. politbox war einen Nachmittag lang im Café Regenbogen dabei und hat gemerkt: Manchmal geht Verständnis auch recht einfach.

Schweizer und Afrikaner lernen gemeinsam am Tisch
Legende: Der 78-jährige Rolf Kuhn geht viel im Durchgangszentrum vorbei – und gibt auch mal Deutschunterricht. SRF

Gespräche über Sport und Glauben

«Es war etwas besonders in Riggisberg: Es haben sich ganz viele Leute freiwillig gemeldet», erklärt Doris Eckstein, die das Freiwilligen-Netzwerk «Riggi-Asyl» koordiniert. Einer dieser Freiwilligen ist der pensionierte Sozialarbeiter Rolf Kuhn. Der 78-Jährige findet die Motivation aus seinem christlichen Glauben heraus.

Er kommt nicht nur wöchentlich ins «Café Regenbogen», sondern schaut auch oft beim Durchgangszentrum vorbei: «Manchmal diskutieren wir über Sport, so gut es geht – auf Tigrinisch und Englisch», lacht er. «Manchmal gibt es auch Gespräche über den Glauben, über ganz tiefe Dinge.»

Schweizer Asylverfahren

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Aufenthaltsbewilligung und Migrationspolitik: Die zahlreichen Schritte des Schweizer Asylverfahrens werden hier in 3 Minuten erklärt.

«Man schaut zueinander»

Im Kirchgemeindehaus treffen sich nicht nur Schweizer und Ausländer, sondern auch verschiedene Generationen. Tedros Brhane ist 26 und aus Eritrea. Sein Deutsch ist erstaunlich gut, vor der Kamera zu reden traut er sich dann aber doch noch nicht. Er schätzt die Möglichkeit des Austausches hier: «Man lernt einander kennen, hört neue Ideen, trinkt zusammen Kaffee und Tee, isst etwas. (...) Das ist sehr schön.»

Er habe andere Ort mit Asylzentren erlebt, so der junge Flüchtling: «Riggisberg ist ein wenig anders als die anderen Asylzentren. Die Leute geben uns das Gefühl, dazu zu gehören. Es sind sehr nette Leute.»

Doch was unterscheidet dieses Dorf von anderen? Koordinatorin Eckstein überlegt: «Ich hatte immer das Gefühl gehabt, das sei ein Gebiet, wo eine sehr grosse Solidarität gelebt wird, wenn man sich mal kennt. Man schaut zueinander.» Andere Gründe fallen ihr nicht ein. Sie lächelt verlegen: «Vielleicht ginge das auch in anderen Gemeinden.»

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