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Wahlkampf Jungparteien: Küken tun, was Alte sollten

Jungparteien ziehen während Wahlen am gleichen Strick wie ihre Mutterparteien. Aber sie sind deshalb noch lange nicht am Gängelband der Etablierten. Vielmehr verstehen sie sich als Korrektiv. Um der Verknöcherung entgegenzuwirken. Und um die Erneuerung voranzutreiben.

Junge Menschen für politische Wahlen zu interessieren, ist in etwa so anspruchsvoll, wie sie für den Verzehr von Gemüse zu begeistern. Für die etablierten Parteien regelmässig eine knifflige Sache. Eine gewisse Hoffnung liegt daher auf den Jungparteien.

Unabhängiger, direkter, frecher

Aber warum sollten sich junge Menschen mehr für unsere Wirtschaftpolitik interessieren, bloss weil der Politiker, der sie vertritt, die gleichen Sneakers trägt? Vielleicht. Ein bedeutenderer Grund dürfte sich aber in der Art und Weise finden, wie Jungpolitiker agieren können.

JUSO-Präsident Fabian Molina.
Legende: Von 20 Juso-Neumitgliedern sind 14 empörte Jugendliche, sagt Präsident Fabian Molina. Keystone

«Jungpolitiker sind noch nicht so eng mit den Institutionen verbunden, wie die Alten», sagt Juso-Präsident Fabian Molina. «In der Kritik an der Realpolitik sind wir darum der linke Aussenbordmotor der SP.»

2010 hat die Partei in ihrem Programm das Ziel definiert, den Kapitalismus gesellschaftlich zu überwinden. In Wirklichkeit aber hat sie bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen mit den USA in verschiedenerweise Hand geboten. Hier bleibt die Juso härter und vor allem unabhängiger.

Viele junge politinteressierte sind Empörte

Diese Beobachtung unterschreibt auch Anian Liebrand. Der Präsident der Jungen SVP verweist hierfür auf das Referendum gegen die Freizügigkeitserweiterung anlässlich der EU-Osterweiterung. «Das Referendum kam von der JSVP. Schliesslich kam es zustande und die SVP stand ebenfalls dahinter.»

Auch bei der kommenden Billag-Abschaffungs-Initiative hat die SVP aus Prioritätsgründen zunächst auf ein Mittun verzichtet. «Oft sind wir weniger eingebunden als Altpolitiker und können daher unabhängiger sein.»

JSVP-Präsident Anian Liebrand.
Legende: Die Junge SVP ist oft «der Stachel im Fleisch des Systems», wie ihr Präsident Anian Liebrand sagt. Keystone

Und das gefällt den Jungen natürlich. Ähnlich wie bei der Juso sind ein beachtlicher Teil der JSVP-Mitglieder empörte oder persönlich Betroffene.

«Sie haben zum Beispiel in der Schule Ausländergewalt mitbekommen und sie sehen, dass wir von der JSVP konkret etwas dagegen unternehmen.» Diese Zielgerichtetheit und die Unabhängigkeit der eigenen Meinung sind auch in den Mitte-Parteien ein Rezept, Junge zu begeistern.

Liberaler als die Liberalen

So verstehen sich auch die Jungfreisinnigen «als Speerspitze des Liberalismus», wie es ihr Präsident Maurus Zeier ausdrückt. Als Gesellschaftsliberale ist für die Jungen die Homo-Ehe kaum noch ein Thema, während sich die Mutterpartei schwerer damit tut. Und auch wirtschaftlich erlauben sich die Jungen eine klarere Abgrenzung zum den Flügeln im Politsystem.

JFS-Präsident Maurus Zeier schaut auf seine Uhr.
Legende: Für JFS-Präsident Maurus Zeier ist es höchste Zeit, den Liberalismus wieder ernster zu nehmen. Keystone

«Bei der Minder-Initiative hat die Mutterpartei für den Gegenvorschlag votiert», erklärt Zeier, «wir haben eine Regulierung vollständig abgelehnt.» Oftmals biete die Mutterpartei Hand, wenn es darum geht, alte Gesetze zu revidieren. «Wir dagegen würden das Gesetz ersatzlos streichen.»

Auch bei den Jungfreisinnigen finden sich viele junge Menschen, die einfach genug haben von Bevormundung und Überregulierung. Auf das Ladenschlussgesetz würden sie beispielsweise ersatzlos pfeifen; in der Mutterpartei sieht man das weniger klar.

Auf Themen fokussieren, die real sind

Pfleglicher klingt das bei der Jungen BDP. Man sei bei der JBDP in der Regel der gleichen Meinung wie bei der Mutterpartei. «Aber wir fokussieren eher auf spezielle Themen», sagt die Präsidentin Andrea Meier im Gespräch mit SRF News Oniline.

JBDP-Präsidentin Andrea Meier.
Legende: Laut Präsidentin Andrea Meier zielt die JBDP auf konkrete politische Fragen, die Junge interessieren. jbdp

So geht es für die Junge Mitte also eher um die Legalisierung von Cannabis als um das ideologische Gezerre in der Drogenpolitik.

Auch Meier vertritt die Meinung, dass man als Jungpolitiker freier politisieren kann. Auch wenn das in der MItte des Politspektrums eher schwierig ist.

Denn junge Menschen kommen oft über die Empörung zur Politik. Und da bieten die Parteien an den Rändern einfach mehr Zunder als die JBDP. Und wie der JBDP ergeht es auch den Jungen in der CVP.

«Die CVP hat zuviele Geschenke gemacht und zuviele Kompromisse», sagt der JCVP-Präsident Jean-Pascal Ammann. Damit würden die etablierten Parteien wichtige Entscheide auf spätere Generationen verschieben.

JCVP-Präsident Jean-Pascal Ammann.
Legende: JCVP-Präsident Jean-Pascal Ammann möchte, dass seine Partei wieder stolz auf das C im Namen ist. Keystone

Er möchte mit seiner Jungpartei wieder vermehrt auch die christlichen Wertbestände der Partei festigen. Was das in plotischer Hinsicht bedeutet erklärt Ammann kürzlich im «Echo der Zeit» mit folgenden Worten: «Der Jungen CVP geht es um Lösungen, nicht um Ideologie.»

Die kommenden Wahlen im Herbst werden zeigen, in wie weit die es Jungen vermögen, ihre Mutterparteien zu aktivieren. Die Strategien hierzu gleichen sich bei allen fünf Beispielen.

Man setzt auf ein Zusammengehen, meist mit Listenverbindungen. Im Gegensatz zu früheren Jahren hat man aber bei den meisten Parteien begriffen, dass die Jungen nicht nur Lückenfüller auf den hinteren Listen-Plätzen sein sollten.

Es müssen noch mehr Junge werden

Und was haben ältere Wähler von Jungparteien im Wahlzirkus? Hier sind sich Juso-Chef Molina und JSVP-Präsident Liebrand einig: Die Jungparteien, die Themen, die sie beackern, zeigen, wohin die Mutterpartei segelt. «Wer uns heute beobachtet», sagt Molina, «der kann antizipieren, wie die Mutterpartei in ein paar Jahren politisieren wird.»

Ein Blick auf die Jungparteien dürfte sich also auch diesen Herbst lohnen. Unabhängig davon, ob die Jungen auch nach diesen Wahlen im Parlament weiterhin in der Unterzahl vertreten sein werden.

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